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286 6ren?1snä Oderlsusitz Bau- unö Kunstüenkmäler üer Staöt Löbau Verglichen mit den Nachbarstädten Bautzen und Zittau ist Löbau arm an alten Kunstdenkmälern. Große Brände (4740!) und das Alte mißachtende Umbauten des 49. Jahrhunderts haben viel Schönes vernichtet. An die mittelalterlichen S t a d L b e f e st i g u n g e n er innern mit Ausnahme eines kleines Stückes der alten Wehr mauer an der Hermann-Göring-Straße nur die rings um den Stadtkern laufenden Anlagen (Teichpromenade, Hermann- Göring-Straße und Brücknerring). Die alten Stadttore sind verschwunden, Reste des Zittauer Tores erst im 20. Jahrhun dert beim Bau der Hindenburgbrücke und ihrer Aufahrtsstraße. — In der Nahe der alten, noch erhaltenen Baöerei am Ein gänge der Badergaste, deren rechte Seite noch alte Giebelhäuser ausweist, stand das Badertor. Am Eingang der Inneren Bautz- ner Straße befand sich das Bautzner Tor. Den Mittelpunkt der Stadt bildete der Altmarkt. Die schönen, meist mit den Giebeln nach dem Markte zu gebauten Bürgerhäuser sowie das alte gotische Rathaus wurden 4740 durch Muer zerstört. Ein Oelgemäloe von dem Maler Hanns Lindner (Löbau), das sich im Stadtmusemn befindet, zeigt den Ausland von Nlarkt und Rathaus vor dem großen Brande. Am heutigen Rathaus ist noch der alte gotische Turm mit dem kleinen Spitzbogensenster erhalten. Die anderen Bauteile stam men aus der Barockzeit (474 4—4744). Sie wurden im 49. Jahrhundert von allerhand Ornament, das nicht stilecht war, in der Gesamtwirkung herabgesetzt. — Erst der Umbau in neue ster Aeit durch Architekt Karl Richter (Dresden) hat die schlichte Größe und Klarheit der alten Architektur wioderhergestellt. Mit besonderer Sorgfalt wurde der Haupteingang, der mit reichem Schmuck aus der Aeit Augusts des Starken versehen ist, erhalten, da er baugeschichtlich und künstlerisch besonderen (Wert hat. - Durch die Nikolaistraße gelangt man zum Nikolaiplatz, dem einstmaligen Friedhof neben der Hauptkirche St. Nikolai. Dieser spätgotische Hallenbau stammt aus dem Jahre 4543 (Dehio), wurde jedoch im 48. Jahrhundert stark verändert. An die ursprünglich zweischiffige Halle baute man 4739—42 ein drittes Südschiff an. Der alte Turm an der Westseite mit einer prächtigen Barockhaube mußte 4884 einem nengotische» Bau weichen. Auch die schöne Inneneinrichtung fiel der Umgestaltung von 4884 zum Opfer. Der Löbauer gotische Schnitzaltar steht im Kirchenraume des Bautzner Provinzial museums. Die letzte Renovierung wurde vor einigen Jahren durch Architekt Karl Richter vorgenommen. Seit dieser Aeit besteht auch die stimmungsvolle Godenkhallc mit den Namen öer im (Weltkriege gefallenen Löbauern. An der Ostseite der Stadt lag das ehemalige Franzis- kanerkloster. Von seiner Geschichte ist wenig bekannt. 4549 brannte es bis auf Turm und Chor der Klosterkirche nieder. — Nach dem Eingehen des Klosters wurde sie den Mdn- den überwiesen und hieß seit 4594 wendische Kirche. 4667 machte sich eine gründliche Erneuerung nötig. Damals erst er scheint der Name I o h a n n i s k i r ch c. Der noch heute stehende, etwas schiefe Turm, Krypta und Chor stammen aus der ersten Bauzeit des Klosters. Leider ist durch späteren Putz bewurf die für (Mitteldeutschland seltene (Wirkung des ursprüng lichen Backstoinbaues verloren gegangen. Auf den Grundmauern des Klostergebäudeö erhebt sich heute der Bau der Preußker- Schule. Der Schulhof war der einstige Klosterhof. Den Manziskanermönchcn wird auch die alte Katharinen kapelle am Eingang in die Innere Aittauer Straße gehört haben. Aum Teil auf ihrem Grunde erbaute man 4824 das Gewandhaus. Die Vorderfront mit dem großen Tore im Erdgeschoß wurde 4886 zur Verbreiterung der Straße in die Hanns Linüner Häuserflncht zurückgerückt. Die schlichten formen sind noch im wesentlichen die des 48. Jahrhunderts. In neuester Aeit ist das Gebäude son der NS.-Volkswohlfahrt übernommen worden und von Architekt Schiffner (Aittau) in geschmackvoller Weise umgebaut und renoviert worden. Vom Theaterplatz aus gelangt man in den seit 4909 ge schloßenen alten Arauenfriedhof. Die auf ihm stehende Frauenkirche wurde 4842 abgebrochen. Links vom Eingang steht die um 4730 errichtete Rudolphsche Gruft, lieber der Tür mit derbem, schmiedeeisernem Gitter befindet sich eine schöne Sand- stoinkartusche. Die Luckesche Gruft ist ein prächtiger Sandsteinbau von 4734. Die Vorderseite gliedern vier Pilaster mit Band- und Rankenwerkfüllungen. Awischen den Mittelpfeilern befindet sich das geschweifte Tor. lieber dem Schlußsteine vor dem Ge sims hängt eine große schöne Kartusche mit Inschrift, darüber ein Machgiebel, auf dem seitlich je eine Sandsteiufigur ruht (Glaube und Hoffnung). In den Mustern und im Portale prächtige schmiedeeiserne Gitter! -— Die noch erhaltenen Grab denkmäler stammen meist aus dem 48. Jahrhundert. Wenn man den Miedhof auf dem Mittelwege überschreitet, gelangt man zum unteren Ausgang. Von hier aus bietet sich ein schöner Blick auf das gewaltige Bauwerk der neuen Hinden- burgbrück e. Sie wurde 4926/27 erbaut und überspannt in drei großen Bogen das Seltenreintal. Stadrwärts links der Brücke liegt tief unten die Heilige Geist-Kirche. Sie ist ein einfacher Saalbau aus spätgoti scher Aeit mit barocken Veränderungen. Die Sakristei hat die von der Albrcchtsbnrg zu Meißen bekannten tief ausgehöhlten Gewölbekappen aufzuweisen. Der Dachreiter mit Uhr stammt vom Jahre 4890. Von den noch erhaltenen alten Bürgerhäusern Löbaus ist vor allem das neben dem Rathause stehende Stadt haus, vormals „G oldenes Schiff" zu nennen. Es wurde 4720 von Michael Lucke, besten Handelszeichen ein goldenes Schiff war, erbaut. Durch das schöne Portal gelangt man in eine flurartige, tiefe Halle mit Kreuzgewölben, die mit Bandwerk in Stuck reich verziert sind, lieber dem gekuppelten Mittelfenster des 4. Stockes erblickt man eine kartuschenartige Bekrönung mit einem goldenen Segelschiffe. Der einzige reichere Renaissancebau Löbaus ist das schmale Aweifensterhaus auf der Aittauer Straße Nr. 44. Die Schau seite gliedern in den Obergeschoßen gequaderte Pilaster, lieber dem Hauptgesims sitzt ein hübscher Giebel. Es stammt aus dem Jahre 4680, ist also beim Brande von 4740 erhalten worden. Ein fast unverändertes schönes Barockhaus um 4750 mit mächtigem Mansardendach finden wir in der Rittergasse Nr. 7. Die schlichte Schauseite ist in schönen Verhältnissen gut ausgestaltet. Hinter dem Korbbogentor mit Kämpfergesims und Schlußstein (darunter eine Laterne!) eine hallenartige, gewölbte Hausflur. — Auch das gegenüberliegende Hans (Rittergaste Nr. 47) zeigt interessante barocke Tor- und Mittclfenster- architektur. Der Gasthof zum Stern am Neumarkt wurde in der Aeit nach dem 7jährigen Kriege erbaut. Es ist ein einfacher Bau mit reizvoller Gliederung durch den höheren im Pegment- bogen vorgezogenen Mittelbau, der früher im Obergeschoß den Saal enthielt. Das Gesamtbild der Stadt Löbau mit seinen charakteri stischen drei Türmen wird fast von allen Seiten von den Lau sitzer Bergen umrahmt und beherrscht vom nahen Löbauer Berg. Durch schöne, gärtnerische Anlagen steigt man auf zum Ehrenmal für die Gefallenen des großen Krieges, das mit seinen wuchtigen Ouadermauern aus heimischem Gestein im flachen Bogen einen Gedenkstein umschließt.