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(Zrenrlsnä Oberlausltz 285 eine Glasharmonika in tadellosem Zustande aus dem 18. Jahr hundert, ein Tischklavichovd vou 1773, ein spinettähnliches Klavichord von 1803, ein Giraffenklavier aus der Empirezcit, ein Klavier von Karl Aug. Eule, der von 1841 an in Löbau Instrumente baute, und eins der ersten Klaviere von Aug. Förster. Eine Harfe, eine Gitarre, eine Geige, eine Fanfare vom Jahre 1762 und drei Stadttrommeln aus der Napoleo nischen Jeit vervollständigen die musikalische Sammlung. Auch andere Handwerke find durch kunstvolle Erzeugnisse vertreten. Begehrenswerte Möbelstücke des 18. und 19. Jahr hunderts zieren die Museumsräume. Jinngeräte und Schmuck sachen aller Art erregen das Wohlgefallen der grauen. Her vorragende Schlosscrarbeiten zeugen von der großen Geschick lichkeit der alten /Meister. Alte Ähren ticken in allen Räumen: am lautesten tut dies die Turmuhr, die 120 Jahre auf dem Rathausturm die Stunden geschlagen hat, ohne lebensmüde ge worden zu sein; so gut hat sie 1793 der Nosenhainer Schmied gebaut. Kunstvolle Damastdecken singen das Lob der alten Lau sitzer Weber. Weibliche Handarbeiten sagen uns, wie geschickt und ausdauernd auch schon früher das weibliche Geschlecht war. An das alte Jnnungüwcsen erinnern zinnerne und hölzerne Willkommen, prächtige Meistergläser von hohem Wert, Jttnungsladen mit alten Akten und Urkunden, Aushänge schilder und Bierzeichen. Da das Stadtmuseum auch ein Bild der gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadt geben soll, darf die heute so wichtige Industrie nicht vergessen werden. Darum zeigt das /Museum die Steine, welche die Löbauer Steinindustrie ver arbeitet. Ein Schränkchen enthält die Rohprodukte und die Er zeugnisse der Teigwarenfabrik vou Loefer 'L Richter. In kurzem wird ein drehbarer Schaukasten mit zahlreichen Lichtbildern die Fabrikation des Bieres in der Löbauer Aktienbrauerei veran schaulichen. Andere Industrien der Stadt werden sich hoffent lich recht bald im /Museum vertreten lassen. Dem Verkehrswesen ist ein besonderes Jinuner gewidmet. Au das alte Postwesen erinnern Uniformen, Bilder, wichtige Drucksachen und Postwertzeichen. Eine Porte-Chaise des Löbauer Rates, Fahrräder ältester Konstruktion, richtige Kinderkutschen sind Jeugen einer vergangenen Jeit. Das Schützenwesen Löbaus ist vertreten durch Uniformen der früheren grünen und blauen Schützen, durch Waffen und Scheiben. An das alte Feuerlöschwesen der Stadt erinnern Hand spritzen, Eimer, Aexte, Laternen und Ausrüstungsstücke der ersten Feuerwehr. Ein wahrer Schatz des Museums sind die Hunderte von Bildern, die uns das alte Löbau, seine Straßen, Gebäude und Einwohner zeigen. Viele dieser Bilder aus vier Jahrhunderten schmücken die Wände der Museumsräume; aber noch mehr be finden sich wohl geordnet in 'Mappen. Es ist selbstverständlich, daß in der Stadt, wo die Ansichtspostkarte erfunden worden sein soll, auch im Museum eine besonders reiche Sammlung von Löbauer Ansichtskarten verwahrt wird. Auch Diapositive, Negative und Photos aus der Löbauer Geschichte wurden in großer Ja hl gesammelt; sie werden gern zu Vorträgen zur Verfügung gestellt. Da Löbau der /Mittelpunkt eines Bezirkes ist, hat das Stadtmuseum die weitere Aufgabe, sein Augenmerk auch auf die Umgebung der Stadt zu richten und zu sammeln, was den ganzen Bezirk angcht. Mit Recht sucht man darin die Ge steine, welche den heimatlichen Boden bilden, die organischen Reste aus Tertiär und Diluvium, wie sie sich in den Versteine rungen der heimatlichen Kiesgruben erhalten haben, und die wichtigsten Numeralien. Das Stadtmuseum besitzt in dieser Be ziehung eine lehrreiche Sammlung, die in der Hauptsache von Herrn Buchelt angelegt worden ist. Auch Stadlpläne, Mur- und Hcimatkarten müssen in einem Museum wie dem Löbauer zu finden sein. Es besitzt sogar eine seltene Sammlung von etwa 50 Lausitzkarten des 16. bis 19. Jahrhunderts. Auch ganze Atlanten und drei alte wert volle Globen sind vorhanden. Wer darüber Näheres wissen möchte, lese in den Löbauer Heimatblättern, Seite 83 ff., nach. Es ist selbstverständlich, daß das Museum auch Erinne rungen an geschichtliche Ereignisse, die für Stadt und Bezirk besondere Bedeutung hatten, gesammelt hat. Erinnerungen an die Schlacht bei Hochkirch, au das Gefecht bei Ebersdorf, an den Krieg von 1870/71, an den /Weltkrieg sind so zahlreich vorhanden, daß nur ein kleiner Teil ausgestellt werden kann. Eine umfangreiche Waffensammlung lehrt uns, welche Ge wehre von Freund und Feind in jenen Kriegen geführt worden sind, lieber 50 Uniformbilder der alten sächsischen Armee zeigen uns, in welchen Uniformen auch unsere Lausitzer Verfahren einst gesteckt haben. Jinnfiguren veranschaulichen die Regi menter, die in Löbau in Garnison lagen. Viele Landesherren der Lausitz, große Männer der vater ländischen Geschichte, können im Bilde gezeigt werden. Leider kann dieses reiche Bildmaterial wegen Raummangels nur ge legentlich in Sonderausstellungen vorgeführt werden. Für den Geschichtsfceund sind auch die zahlreichen Münzen und Denk münzen aller Art interessant. Römische Münzen, die wohl sämtlich in der Lausitz gefunden wurden, von Prensker geschenkte Braktcaien, Prager Groschen, Hussitenpfennige, Taler aus vier Jahrhunderten, Denkmünzen von einst und setzt befriedigen den Münzkenncr. Das Museum würde seiner Aufgabe nicht voll gerecht werden, wenn es die Volkskunde vernachlässigte. Drei niedrige Stuben mit schönen, alten Bauernmöbeln, mit Webstuhl uns Spinnrad geben uns ein Bild, wie die Leute auf dem Lande einst gewohnt und gearbeitet haben. Ein Bastclkunstwerk des verstorbenen Webers Alwin Vogel in Obercunnersdorf zeigt uns bis ins einzelnste getreu, wie zwei /Weberfamilien in einer einzigen Stube zusammenlebten. Auch sein Wohnhaus, ein rich tiges Lausitzer Weberhaus, hat Vogel naturgetreu und liebevoll nachgebildet. Beide /Werke wahrer Volkskunst sind für Kinder wie für Erwachsene gleich lehrreich. Alte Kleidungsstücke, wie sie einst von Bürgern und Bauern getragen wurden, füllen die Kleiderschränke, und kostbare Lau sitzer Hauben sind das Entzücken des Volkskundlers. Jur Pflege der Volkskunve gehört es auch, alte Bräuche zu erhalten oder sie wieder ins Leben zurückzurufen. In diesem Jwecke hat das Stadtmuseum eine /Weihnachtspyramide aus Ebersdorf aufgestellt, und in der jetzigen Adventszeit wird auch eine nordböhmische Weihnachtskrippe ihren Einzug ins Museum halten. Noch zu Preuskcrs Jugendzeit gab es in vielen Löbauer Familien derartige Krippen. Dieser schöne Brauch, der sich in Nordböhmen bis heute erhalten hat, verdient cs, auch in unsrer Heimat zu neuem Leben erweckt zu werden. Schließlich darf von der /INuseumsleitung nicht versäumt werden, die Familienforschung zu fördern. Diesem Jwecke dienen im Stadtmuseum nicht bloß die zahlreichen Bilder alter Löbauer, sondern auch gegen 2000 Familienurkunden, wie Geburtsbriefe, Losbricfe, Lehrbriefe und Jeugnisse aller Art, die aus dem RatS- archio, der Stadrbibliothek und verschiedenen Jnnungsladen stammen. Im Museum werden sie von Herrn Prokurist Kleint geordnet und derart bearbeitet, daß alle darin vorkommenden Namen in eine Kartei ausgenommen werden. Die Riesenarbeit ist noch nicht beendet; aber sie trägt schon jetzt reiche Früchte. Jur Förderung der Ahnenforschung finden auch von Jeit zu Jeit Sonderausstellungen im Stadtmuseum statt. Aus dem Gesagten geht hervor, daß das Löbauer Stadt museum zwar unansehnlich in seinem Acußeren, aber durch seine reichen Sammlungen äußerst wertvoll ist. Geöffnet ist es regel mäßig an jedem 1. und 3. Sonntag im /Monat von 10 bis 12 Uhr, außer in der kalten Jahreszeit. Schulklassen und Vereine, selbst Einzelpersonen können zu jeder anderen passenden Jeit, auch in der Woche, das Museum besuchen, wenn der Museums leiter rechtzeitig benachrichtigt wird.