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284 6ren2!anä Oderlsus!tz nicht allein zur Jugend-, sondern auch zur Volksbildung im weiteren Kreise dienen. Jur Betrachtung dieser belehrenden Sammlungen müsse die Bibliothek wenigstens einmal im /Monat zu einer auch für den gewerbtreibenden Bürger geeig neten Stunde geöffnet werden. Der Rat folgte diesen An regungen Preuskers nicht; aber in der Bürgerschaft lebte der Gedanke, ein /Museum zu gründen, fort. Als im September 186 t in Löbau ein großes Humboldtfest gefeiert wurde, ver anstaltete man im neuen Schulsaale der heutigen Preuskerschule eine Ausstellung von den mannigfachsten Natur- und Industrie erzeugnissen, Sammlungen von Insekten, Eiern, Pflanzen, Fos silien und Mineralien aus der Lausitz. /Männer wie Karl Schmidt hofften damals, daß alle diese Gegenstände für ein zn gründendes /Museum gerettet werden könnten: aber der Plan scheiterte wahrscheinlich an der Platzfraqe. Wie gut wäre es gewesen, wenn 1865 oder 1861 ein Stadtmuseum in Löbau entstanden wäre. Dann wären bei dem Umbau der Nikolai- kirche 1883/84 nicht die kostbarsten Altertümer, wie der flüael- altar, die Kanzel und die Emporenbilder, nach Bautzen verkauft worden. /Man versteht es heute einfach nicht, daß man damals Vie Kfrchsncrneuerung nicht zuin Anlaß genommen hat, den schon wiederholt erörterten Plan, ein Stadtmuseum in Löbau zu gründen, rn verwirklichen. Erst 1894 gelang es dem Brauerei direktor Julius Sandt, einem geistig regen und tatkräftigen Mann, eine große Altertumsausstellunq im Rathause zu ver anstalten und die meisten dieser Gegenstände als Grundstock eines Altertumsmufeums der Stadtgemeinde als Eigentum zu über weisen. Der Rat verpflichtete stch, für die nötigen Räume zu sorgen und einem vom Bürgerverein gewählten Ausschüsse die Pflege, Förderung und Bereicherung des /Museums zu über tragen, Näheres über die Gründung des Stadtmuseums findet man in den Löbauer Heimatblättern, Seite 509 f. Das Stadtmujeum Ungefähr zur selben Ieit entstand in Löbau das Privat museum des Konservenfabrikanten Emil Berndt in der Aeußeren Zittauer Straße. Durch seinen seltenen Sammeleifer und seine umfassenden naturwissenschaftlichen Kenntnisse verstand es der Besitzer, das Museum sehr reichhaltig zu machen. Aber nach seinem Tode mußte es aufgelöst werden. Mus von den Gegen ständen das Stadtmuseum brauchen konnte, erwarb 1933 die Stadt. Dis übrigen Sachen wurden überallhin verstreut. Das Stadkmiiscnm war 1894 im Rathause untergebracht worden, aber bald wurde es in das 1851 von der Stadt erworbene Pau- nachschr Haus verleat. Dort ist es heute noch, trotzdem die Räume dieses ehemaliaen färbereiqrundstückes in keiner /Weise mehr für -die seit 42 Jahren ständig gewachsenen Sammlungen genügen. Das Löbauer /Muleum ist das Aschenbrödel unter den /Museen der Sechsstädte. /Wann wivd -einmal die gute fee er scheinen. die diesem Aschenbrödel statt des dürftigen Kleides, das kaum die Blößen deckt, ein schönes und bequemes Gewand beschert? Schöne Kleider bestimmen nicht den Wert eines /Menschen, und prächtige Räume sind nicht ausschlaggebend für den /Wert eines Musenms. Da dieser aber von den wenigsten Besuchern richtig beurteilt werden kann, spielt die äußere Aufmachung doch eine große Rolle. Wer das Löbauer St-adtmufeum besuchen will, muß von vornherein auf äußeren Glanz verzichten. Wem aber ein unter Kern lieber ist, als eine verlockende Schale, der wird mit Genuß im /Museum weilen und befriedigt von dannen neben. Der Stolz des Löbauer /Museums ist seine vorgeschichtliche Abteilung, zu der Rentamtman» Vreusker den Grund gelegt hat, indem er einen Bronrekelt. eine Bronzesschel und eine Stein art der Stadtbibliothek schenkte. AuSaebaut wurde die Abtei lung durch die Herren Brauereidirektor Sandt. Baumeister Berthold, Privatier Schilling und Büraerschullehrer Herm. Scbmidt. die sssson vor 40 Iakren öfter Grabungen im vor- nescbichtlichen /Walle ans dem Löbauer Schafberae und in den Gräberfeldern von Zschorna und Ploken vornahmen und die rahlreicben Mundstücke aus der vorrömischen Essenreit dem Mu senm überwiesen. Besonderes Verdienst erwarb sich Hermann Schmidt dadurch, daß er auch die slawischen Ruudwälle des Löbauer Bezirks durchforschte und seine Ergebnisse in fach blättern bekannt machte und erfolgreich verteidigte. Eine wert volle Vermehruna fand die Abteiluna durch den Ankauf der Bräuerschen Artefaktensammlung durch die Stadt Löbau im Jahre 1930. Sie enthält über 10 000 Artefakte aus der alten und mittleren Steinzeit, die Herr Paul Bräuer in den Kies gruben der llmaeaend entdeckt und gesammelt hat. Vermehrt wurde diese fteinzeitliche Abteiluna, die natürlich auch die iün- aere Steinzeit umfaßt, durch funde der Herren Schulleiter /M-esserscbmidt (Herwiasdorf). /Willy Buchelk und /Walter flecks (Löbau). Diese umfangreichen Sammlungen worden öfter von auswärtigen fachleuten auf dem Gebiete der Vor geschichte studiert und anerkannt. Als Skadtmuseum hat unser Museum die Pflicht, alles Wertvolle zu sammeln, was sich auf die Geschichte der Stadt bezieht. An erster Stelle handelt es sich da um Kunstaegen- stände. Aus dem /Mittelalter stammen ein Kru-ifir des 14. Jahrhunderts, zwei «Nhanwesfiauren und eine Glocke des 15. Jahrhunderts. Aus der Reformationszeit sind erhalten eine ^aufschüssel aus getriebenem Messing, Kirchenaestühl und Altarbebana aus der alten Nikolaikirche. Besonders aut ver treten ist das -R'talter des Barocks Da sinh ru nennen Teile o-nes Oraelvrosp-ektes und eines steinernen Epitaphs aus -dem ^7. Jahrhundert Holrepitapbe aus dem Anfang des 18 Jahr hunderts die früher in der Lawalh»r Kirch» waren. Telle der rstnm. Goldenen Loae. die 1736 /Michael Lucke d. I. in der Nikolaikllche bau-m ließ. Zahlreich un-d wertvoll sinö d»e Evi- *>rhe mit Porträts der Leinwandhändlerfamilien Lucke und /Müble. Sehr ant ist auch die alte Handwerkskunst im Museum vertreten. So beicht das /Museum mehrere alte Musikinstru mente. die alle spielhgr sind und bei mustkalsschen Vorträaen im Stadtmuseum Verwendung finden. Da sind zu nennen: