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Löbauer Museum befindet. Die Farbenwahl geht ganz mit der des neutestamentl-ichen Zyklus zusammen, der ihm vermutungs weise zugeschrieben werden kann. ^Wahrscheinlich gehört es in die Arbeiten von 1669 oder 1676 hinein. Das Bild weist ganz ent fernt auf Mächelanaelos „iWeltsegen" an der Decke -der Sip- tinschen Kapelle als Vorbild hin. Ein wenig sicherer werden die stilistischen KombinationSmög- lichkeiten nach vorwärts. Etwa um 1690 herum könnte Martin Friedrich die Apostelfiauren an der Kanzel,zuBisch-darf gemalt haben, und schließlich könnte man auch das nahezu lebensgroße g-anrfiguoige Bildnis des Pastor Primarius jodokus Millich, das 1694 gemalt worden ist und jetzt in der Johannis kirche zu Löbau hängt, auf seine Rechnung setzen. Wi-eiterhin zeigt der Kotitzer Altar mit dem G e k r e n z -i g t e n z w i s ch e n M ariaund Johannes in effektvoller, aber stimmungsmäßig gelungener Abendbeleuch tung wenigstens koloristische Anklänge an die Kunstweise, die man mit der Persönlichkeit Martin Friedrichs in Verbindung bringen kann. Offenbar liegt in diesem Altar Löbauer Arbeit vor, nur muß eine nähere Huschreibuna vorläufig noch unter bleiben. Manches könnte -auch für Christian Hübner sprechen. Die ganze künstlerische Persönlichkeit Martin Friedrichs bleibt allo noch reichlich -im Ungewissen. Der 1684 für die johanniskirche geschaffene neue Altar — nicht erhalten — könnte zeitlich auch von ihm stammen. Nach Martin Friedrich finden sich in den Kirchenbüchern noch zwei weitere Maler namens Friedrich als Vertreter der 3. Generation dieser Künstlerfamilie. Der eine, George Friedrich, am 8. Februar 1658 aetauft, ist ein Sohn von Hans Georae Friedrich. Von ihm berichtet das Traubuch, daß er am 7. ^uni 1682 mit der Tochter des verstorbenen Hittauer Nkalers Andreas Schindler getraut wurde. Da Georae Fried rich dabei ausdrücklich als Bürger und Maler in Hittau be zeichnet wird, kann er sich 1682 nur vorübergehend in Löbau aufgehalten haben. Den beiden bisher gänzlich unbekannten Hitlauer Malern George Friedrich und seinem Schwiegervater Andreas Schindler konnte noch nicht nach gegangen werden. Der letzte Friedrich, von dem wir -erfahren, ist Christian Friedrich. Er verheiratete stch am 12. Marz 1685 mit einer Frau aus der Umgebung Löbaus. Ob der am 2. September 1720 in Löbau verstorbene Christian Friedrich dieser letzte sMaler aus der Familie Friedrich ist, ist nicht ganz sicher, weil keine Beruföbez-eichnung im Kirchenbuche beiaefügt ist. Ebensowenig war bis jetzt sein Geburtsdatum zu ermitteln, so daß wir nicht willen, ob er ein Sobn Hans Georges oder Martins ist. 2Lir besitzen auch keinerlei Nachrichten von ihm. Ntan könnte in ihm vielleicht -den Urheber der Bildfolae von -den kluaen und törichten Jungfrauen vermuten. Diese gehört tr-achtlich -in die H-eit -des ausaehenden Jahrhunderts und schließt stch stilistisch noch an -den Umkreis der Friedriche an, als -deren wenig erfreulicher AuS- kl-ang sie erscheint. Es wäre denkbar, daß wir in ihr die Bilder reihe für die Ottenhaincr Empore vor -uns haben. Andreas Greiff Um 1660 ist in Nürnberg der Kupferstecher Andreas Greiff aus Löbau in Schlesien tätig gewesen. Könnte die An gabe „Löbau in Schlesien" Hwrifel erwecken, ob unser Löbau ge meint sei. so ist anderseits urkundlich feststehend, daß 1698 Chri stoph Ernst von Greiff dem Löbauer Bürger und Kramer Gott fried Diele eine Hypothek von 100 Talern auf sein achtbierigeö Haus ai-bt, die Familie Greiff also in der hiesigen Geaend ansässig Ivar. Da in den Löbauer Kirchenbüchern der Name Greifs nicht g-uftritt, muß cs sich um eine Familie aus der Löbauer Umgebung handeln. Dem Andreas Greiss wird das Bildnis des Nürn berger Eisenschneiders Gottfried Le-iaeb-e mit -der Signatur 6 1660 zugeschrieben, wovon ein Eremplar vom Kaisertrutzmuseum zu Görlitz im vorigen jahre erworben worden ist. Irgendwelche Beziehungen zu Löbau lassen sich an diesem kleinen MA'k nicht prkennen Christian Hübner Der Ausklang des Manierismus in Löbau tritt uns in Christian Hübner entgegen. Es steht nicht fest, ob er ein gebürtiger Löbauer war, da wenigstens bis setzt noch kein Eintrag im Taufbuch über ihn zu finden war. Es ist aber wahrscheinlich, da es sonst nicht recht verständlich wäre, daß -er bei seiner nach weislich geringen künstlerischen Oualität neben Martin Fried rich immerhin stattliche Aufträge erhielt. — Am 3. Oktober 1691 hat er stch mit einer Löbauerin verheiratet, wobei er -im Traubuch als Bürger und Maler bezeichnet wird. Da er -in -der Bürgervechtsl-iste nicht verzeichnet istkönnte geschloffen wer den, -daß er schon vor 1673 Bürger geworden wäre. Dann hätte -er stch aber vermutlich schon um diese He-it — vielleicht ein erstes Mal — verheiratet, was jedoch nicht zu beleaen -ist. Am 29. Dezember 1714 meldet -das Kirchenbuch, datz ,,H. Christian Hi-öbner Kunstma-bler allhier" gestorben ist. Von seiner Tätigkeit -erfahren wir. daß er im August 1691 für -das Malen der K-anrel in der johanniskirche 12 Tlr. er hält und im Oktober 1694 30 Tlr. für -das Malen des Altars in derselben Kirche?°). 1698 hat er den neuen Beichtstuhl des Diakonus in der Nikolaikirche auf seine eianen Kosten aemalt und staffiert ^). Von alledem ist nichts erkalten, jedoch besitzt das Löbauer Museum ein sogenanntes AanuS-Dei-Bil-d von ihm, das Chri stus mit Fahne imd Lamm reiat und außer -der ^LabreSrahl 1703 die Signatur „Christian Hübner Pictor" ausweist. Es -ist ein sebr schwaches, um nicht ;n s-aacn minderwertiges Oelb-il-d auf Leinwand, das uns keine Achtung vor seinem Urheber abzu- nötiaen vermag. jedenfalls wird es nach diesem Heuanis Hübnerscher Kunst verständlich, daß ein anderer aleichreitiger MAster von bedeutend böherer Oualität weit mehr Erfolg errang: jo Hann lW e m m e. Mit ihm erscheint der erste wirkliche Barockmaler in Löbau, der erfreulicherweise den neuen Stil auch anerken nenswert vertritt. Johann Lvemme Memme scheint kein gebürtiger Löbauer gewesen zu sein, wenigstens ist es bisher nicht möglich gewesen, ihn im Taufbuch ausfindig zu machen. Vielmehr dürfte er aus Kamenz gekommen sein 28). Dort scheint er auch geschult worden zu sein oder wenig stens aus den dortigen Merken eines Dreßlcr und eines Göring starke Anregungen mitgenommen zu haben. Die erste Nachricht, die wir von ihm haben, stammt vom 30. Oktober 1696 und bezieht sich auf ein Gesuch von -ihm, daß ihm der Rat die Staffieruna und Bemalung des Orgelwerkes in der Nikolaikirche überweisen möchte. Am 22. Marz 1701 ist er Bürger geworden, wobei er in der Büraerrechtslist-e als Contrefait- nn-S Kunstmaler bezeichnet. Am 24. April 1703 hat er sich mit der Mitwe des Töpfermeisters Lange verheiratet. Am 22. Marz 1716 meldet das Kirchenbuch, daß Herr johann Miemme, Bürger und Kunllmahler allhier gestorben ist. Seine Fran überlebte ihn und verschied am 25. juni 1727. Er muß in guten V-ermögensverhältnillen gelebt haben: denn das Ratsprotokoll vom 22. Mai 1716 berichtet, daß er der Nikolaikirche ein Vermächtnis von 66 Talern gestiftet babe. Er besaß das 6. Haus der alten Kirchgasse, der heutigen Nikolai straße 2°). Über seine Tätigkeit willen wir verhältnismäßig gut Bescheid. Ob er 1696 di-e Staffieruna des Ora-elwcrkes in der Niko laikirche übertragen erhielt, steht nicht fell. jm Sommer 1697 malt en in -der Nikolaikirche „die Por- kirchs, wo vor dessen die alte Orgel gestanden", was über 40 Reichst-aler gekostet hat. Das lebensgroße Bildnis des 1699 verstorbenen Pastors Cato, jetzt in der johanniskirche, -ist mit dem verschlungenen Künstlermonogramm j T8 signiert, dürfte also spätestens in diesem jähre von johann lWemme geschaffen worden sein. 1701 hat er die mit Blech beschlagene Turmhaube der Nikolai kirche gemalt. 1713 scheint er bei Malerarbeiten in der Kirche