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264 6 r e n ? l 3 ri ä Oderlsusiß Gefecht zwischen dem russischen linken und dem franzö sischen rechten flügel. 4843, am 9. September, Gefecht von Ebersdorf (General St. Priest-fürst Poniatowsky). „ am 20. September, liegen 8000 Mann Russen unter General Marcow in Löbau. 4844, den 23. September, sind die Abgeordneten der Sechs städte zum letzten Male in Löbau versammelt. — An diesem letzten Städtetage wird die letzte Seite des seit 4672 geführten Konventbuches von den Namen der Ab gesandten ausgefüllt und der Konventpokal springt am fuße entzwei. 4845, den 48. Mai, Besitzergreifung der vom (Wiener Kon greß zngeteilten Hälfte Sachsens durch Preußen. — Trennung der Sechsstädte. — Görlitz und Laubau an Preußen. 4848, den 5. Oktober, die feierliche Einweihung der Löbauer Bürgerschule. 4834 hat Löbau 346 Häuser und 2753 Einwohner. ,, den 9. (März, abends bald nach 7 Ahr brannten bei großem Sturme vor oem Bautzner Tore 42 Scheunen, sowie durch flugfeuer vor dem Görlitzer Tore 2 Häuser, die Wicdemnthscheune und in Tiefendorf das Penthersche Haus nebst dem Ratövorwerk ab. Das feuer war so groß, daß man es bis in Dresden gesehen haben will. 4835. Erste Fabrik in Löbau.Not- und Buutfärberei des Kauf manns Johann Gottlob Hildebrandt in Tiefendorf. 4838, den 47. April, war eine Generalversammlung wegen Errichtung einer Eisenbahn allhier. 4840. Der erste Dampfkessel in Löbau. Färberei von Hilde brandt. 4842 wird die Liebfrauenkirche ihrer Baufälligkeit wegen ab getragen. 4845, den 4. Juli, wird das filialverhältnis von Nieder cunnersdorf aufgehoben. 4846, den 22. Dezember, Eröffnung der Sächs.-Schles. Eisen bahn bis Löbau. 4847, den 4. September, Eröffnung bis Görlitz. „ den 4. November, Errichtung einer Sparkassen- und Leihanstalt in Löbau. 4849, den 40. Juni, Eröffnung der Löbau—Zittauer Eisenbahn. 4859. Gründung der Pianofortefabrik von August Förster in Löbau. 4863 wird die Kirche zu Lawalde von der (Mutterkirche zu Löbau gelöst. 4940 hat Löbau 4 4 264 Einwohner. Äolkskunölicher Streifzug üurch öas alte Löbau Krieörich Sieber Die Görlitzer kennen wir rvol, mit freu rochen Hütten: (Wenn sie wider die Feinde ziehn, man heißt sie (Wendchütte. Die Siktischen kennen wir wol, mit jren grawen Hütten: (Wenn sie wider die Feinde ziehn, tragen sie ein frisch Gemütte. Die Baudisser kennen wir wol, mit jrem bösen Biere: Menn sie wider die Feinde ziehn, so haben sie kein gut Geziere. Die Laubner kennen wir wol, mit jren schwarzen Bärchen: Wenn sie wider die Feinde ziehn, wie gerne sie wieder kehrten. Die Camitzer kennen wir wol, mit jren rochen Stieffeln: Wenn sie wider die Feinde ziehn, so wollen sie mit jn kiffeln. Die Lobischen kennen wir wol, sie liegen vor der Heiden: Wenn sie wider die Feinde ziehn, wollen sie sich mit jn scheiden. * Da sehen wir die wehrhaften Bürger der Sechsstädte in Heerhaufen vor uns stehen mit roten und grauen Hüten, schwar zen Bärten und roten Stiefeln, bereit zum Auszug gegen den feind. (Mit „frischem Gemüt", ohne „Geziere" wollen ste mit ihm „kiffeln" (sich kuffen); die Löbauer, die vor der Heide liegen, wollen „sich mit jn scheiden", d. h. die Sache durch kriegerische Auseinandersetzung zum Austrag bringen. Das ist ein stolzes Bild wehrhaften Bürgertums, das dieses Lied aus dem Ausgang des 45. Jahrhunderts vor unsere Blicke zaubert. freilich, einige spöttische Nadelstiche stechen aus dem Liede. Doppelsinnig werden die Görlitzer Wendehüte genannt; vom bösen Bier der Bantzner ist die Rode; und diese „Spitzen" mögen wohl bewirkt haben, daß ein Sänger des Liedes, der Bauernbursche Easpar (Weber aus Horka bei Görlitz, zur Strafe in Görlitz arg gestäupt wurde. Sein Hinweis, er habe das Lied vom Görlitzer Kannegießergesellen Haus Teichner ge lernt, nützte ihm nichts; er bekam seine Schläge. Aber wir wollen dem Easpar (Weber aus Horka dankbar sein; seiner pein lichen Bestrafung verdanken wir die Ueberlieferung des Liedes, und so haben wir den geschichtlichen fall vor uns, daß Schläge einmal etwas fruchtbares bewirkten . . . Auch aus anderen Aussprüchen über die Sechsstädte er fahren wir den einen oder anderen hervorstechenden (WesenSzng ihrer Bewohner. So werden die Bautzener wegen ihrer freund- lichkeit, die Görlitzer wegen ihrer würdigen Gewichtigkeit, die Hittauer wegen ihrer Höflichkeit, die Laubaner wegen ihrer Emsigkeit, die Kamenzer wegen ihrer Gastfreundlichkeit, die Löbauer wegen ihrer sparsamen (Mäßigkeit gepriesen. Gewiß ist die Tugend der Löbauer geeignet, ein Gemeinwesen zum Wohl stand zu führen! In einem Scherzwort werden die Löbauer „Krautmaler" genannt. Diese Bezeichnung soll in der Heit des dreißigjährigen Krieges entstanden sein. Die schwedischen Soldaten verlangten Beköstigung. Die Löbauer sollten wenigstens Kraut schaffen. Aber die Stadt war wie ausgekehrt. Da fanden die Bürger in dieser Lage das richtige (Wort; sie sagten den Schweden: „Malt euch welches!" Im Volksmunde der Umgebung wurde und wird unsere Stadt „die Liebe" genannt, so wie Hittau de Sitte hieß und heißt. Diese mundartliche form geht keineswegs auf das Wen dische zurück, wie früher angenommen wurde, sondern erklärt sich ohne Schwierigkeit aus den Lautgesetzen unserer Mundart. So wie König — Kiench, Böhmen — Biehm, höhnen — hiehn, lautet, so wird Löbau unter Abschwächung der Endung (Schönau wird Schiene, Türchau wird Türche, Pethau wird Pethe usw.) zu Liebe. So trat der mundartliche Name unserer Stadt in Gleichklang mit dem Begriff „Liebe", und von dieser Tatsache aus ergab sich Gelegenheit zu manchem schönen (Wortspiel. In einem alten Sprichwort heißt es: „Das schadet der Liebe nichts, wenn's in Lauban brennt." Lauban gehörte wie Löbau zum Sechsstädtebund, und nach den geschichtlichen Tat sachen haben sich die Städte in Heiken der Not treu zur Seite gestanden. Aber freilich besser war es schon, die feuersbrunst nicht in den eigenen (Mauern zu haben. Ein befreites Aufatmen, diesmal vom Unglück nicht selbst betroffen zu sein, klingt aus dem Wort, ein gewiß engräümiges Hinblicken auf den eigenen Vorteil. Aber erst durch den Doppelsinn von Liebe erhält das Wort seine Würze. Denn die eben geschilderte Einstellung schadet doch wohl der rechten Liebe. Innerhalb des Sechsstädtebundes war Löbau die kleinste Stadt. Da gab nun die mundartliche Namensform Gelegen heit, einen schönen Trumpf auszuspielen. Wenn ein Löbauer wegen der Kleinheit der Stadt gehänselt wurde, so sagte er wohl: „Die Stadt ist kleine, aber desto größer die Liebe." Da die Stadt die Liebe hieß, so wurden ihre Bewohner die „Liebscher," genannt. So pflegte ein Dorfbewohner auf di«