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258 Orenrlanä O d e r 1 u u s i tz s>Ir. von Löbau schneidet. Drei Eisenbahnlinien, die nach Hittau, Ebersbach und Taubenheim, führen unmittelbar an die Grenze. Mit fünf Eisenbahnzweiglinien und vier Omnibuslinien, «die alle den Anschluß an die Fernstrecke Breslau—Dresden Her stellen, ist Löbau das Herz des Oberlaufitzer Verkehrsnetzes und der wichtigste Verkehrsknotenpunkt Ostsachsenö. Die Hiffern des Frachtenumschlaqes und Fahrkarten- verkaufes auf dem Löbauer Bahnhof sirw ein Heugnis für diese wichtige Schlüsselstellung. Der Löbauer Bahnhof wies lange Heit ungefähr die Hälfte des Umschlages von Bautzen und Hit tau auf, obwohl diese Städte oie dreifache Einwohnerzahl haben und eine sehr volkreiche Umgebung besitzen. Heute hat sich durch den Automobilverkehr die Lage natürlich verschoben und der starke Durchgangsverkehr auf den Straßen läßt sich zahlen mäßig schwer erfassen. — Erwähnenswert ist hier, daß sechs von den sieben Hugangsstraßen genau auf den Löbauer Kirch turm ausgerichket sind, ein Heichen dafür, daß diese Straßen alle einheitlich angelegt sind, und zwar in den fahren von 4820 bis 4830. Ihre großzügige Ausführung macht sich auch heute für den gesteigerten Straßenverkehr immer noch vorzüglich geeignet. Die günstige Verkehrslage Löbaus hat auch auf sein !Wirk- schaftsleben bestimmenden Einfluß gehabt. Einst war der Lö bauer Getreidemarkt maßgebend für ein großes Gebiet bis weit nach Böhmen und Schlesien hinein, und der Garnmarkt wett eiferte mit dem Getreidemarkt an Geltung. Auch für den blühen den Export an Leinen im 48. Jahrhundert waren die guten Verkehrsbeziehungen Vorbedingung. Die großen Wachenmärkte und die von weither besuchten Jahrmärkte sind zwar ein schwa cher Abglanz jener Blütezeit, Löbau ist aber immer Handels- das Rathausportal stadt für einen bedeutenden Umkreis geblieben. Der Einzelhandel wie der Großhandel ziehen Vorteil aus der Tatsache, daß Löbau an der Grenze zwischen dem industriellen Süden des Bezirks und dem landwirtschaftlich bestimmten Norden liegt. Die weiten Plätze und ansehnlichen Geschäftsstraßen sind der äußere Aus druck dieser wichtigen Mittlerstellung. Sowohl die Stadt bevölkerung wie die Landbewohner können in der Stadt alles einkaufen, was sie nötig haben. Nicht viel Städte von der Größe Löbaus haben diese Mannigfaltigkeit und Auswahl in den Geschäften aufzuweisen. Daß Löbau der Sitz aller wichtigen Behörden und einer Garnison ist, verleiht dem Einzelhandel eine weitere Stütze. Wie dem Handel, so wurde im Mittelalter auch dem Handwerk und Gewerbe eine Sonderstellung durch Festlegung einer „Bannmeile" eingeräumt, innerhalb deren niemand «in selbständiges Handwerk treiben durfte. T8enn auch längst in den gewerbefleißigen Dörfern ein leistungsfähiges Handwerk und Gewerbe herangewachsen ist, so hat doch die Stadt weiter ihre bodenverwurzelten Kleinbetriebe entwickelt. Mancher Hand werkszweig ist zwar der industriellen Herstellung ganz zum Opfer gefallen, aber es gibt noch heute Familien in der Stadt, die seit mehr als hundert Jahren ihrem alten Berufszweig treu ge blieben sind. Ein beherrschendes Gewerbe wie etwa Kamenz seine Töpferei hat Löbau nicht. Einer der wichtigsten Erwerbs zweige in früheren Jahrhunderten, die Brangerechtsame der Bürger, hat zur Entstehung einer bedeutsamen Brauindustrie geführt. Das gern getrunkene „Bergquell"- und „Berqkristall"- Bier der Löbauer Äktienbrauerei hat sich durch seine Güte einen weit größeren Absatzkreis in der sächsischen und preußischen Oberlausitz erobert als die frühere Bannmeile. Einen gewissen Vorsprung hat sich auch das Löbauer Beherbergungsgewerbe gewahrt. Hwar hat auch hinsichtlich der Uebernachtungen der Automobilverkehr revolutionierend gewirkt, aber die gepflegten und großen Fremdenhöfe sind erhalten geblieben, und auch für Verpflegung und Unterhaltung findet der fremde in Löbau reiche Auswahl an Gaststätten. Die steigende Beoölkerungszahl der Stadt hat auch die Entwicklung der zahlreichen beliebten Ausflugslokale m der Umgebung der Stadt gefördert, die auf Bergeshöhe oder in anmutigen Tälern und Ortschaften dem Besucher jeden Wunsch erfüllen. Auch die Landwirtschaft, die früher einen wichtigen Er werbszweig ausmachte, ist noch nicht ganz aus der Stadt ver drängt und hat durch die Eingemeindung von Altlöbau sogar noch eine Verstärkung erfahren. Von besonderer Bedeutung ist aber die hochentwickelte Landwirtschaft der Umgegend. Wah rend in dem Gebiet nördlich Löbau fast iu jedem Dorf ein Iritterqut einen erheblichen Teil der Fläche umfaßt, ist südlich Löbau der kleinbäuerliche Betrieb überwiegend. Aber auch dieser zeigt einen hohen Stand. Bis hoch hinauf an den Berghängen ziehen sich die Aecker, und die Auswertung der knappen Fläche durch richtige Verteilung von Feldbau und Viehhaltung in der Oberlausitz wird von maßgebenden Stellen immer wieder als mustergültig hingestellt. In der Güte des Bodens unterscheiden sich die Lagen um Löbau erheblich. Im Bergland sind die Laaen teilweise recht rauh, der Boden ist meist schwer. Dagegen sind die durchlässigeren und wärmeren Böden nördlich Löbau in der Vegetationen den höheren Lagen um 8 bis 44 Tage voraus. Be vorzugen die Bauern im Bergland die warmen und trockenen Sommer, so sind den Bauern im Hügelland die feuchten Jahre lieber. Der Fleiß des bodenverwurzelten Bauerntums und die Anspruchslosigkeit der Landbevölkerung haben auch die schlechten Jahre in der Landwirtschaft stets zu überwinden gewußt. In steigendem Maße hat sich die Landwirtschaft nm Löbau auf das Genossenschaftswesen eingestellt. Meliorationsgenossen schaften arbeiteten schon vor dem nationalsozialistischen Um schwung erfolareich an der Durchlüftung und richtigen iWasser- sührnng der Böden, sind aber jetzt bedeutend erweitert worden, so daß ein erheblicher Teil der verbesserunasbedürftiaen land wirtschaftlichen Fläche heute bereits meliorisiert ist. Auch die Milchverwertung geschieht meist durch genossenschaftliche Molke reien, deren Erzeugnisse bei den großen Ausstellungen immer