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fügt sich ein in die Kette derjenigen, die das Land der Väter den Kindern erhalten und ausbauen wollen. Diesen großen Rahmen füllten nun die Vorträge heimischer Forscher und Schulmänner. Unmittelbar nach Creutzburg sprach Dr. W. Arcnzel über „Die Oberlawsitz als Beispiel ganz heitlicher Erfassung eines natürlichen Raumes". Er kennzeich nete die Mittellage der Lausitz im gesamtdeutschen Raum und schilderte die natürlichen Grundlagen des Lebens der Heimat (Boden, Klima, Pslanzenwuchs, insonderheit Areilandschaften und (Walddecke). Sie offenbaren sich mit besonderer Klarheit in der Vorgeschichte, als die Technik den Menschen noch nicht über dis Natur erhob. Die (Mittellage Hat zwar bewirkt, daß der (Mensch der Oberlausitz vor allem östliche Blutströmc in sich aufnahm; doch bewahrte er im ganzen seinen nordischen Cha rakter und blieb ein kräftiger, knorriger Iweig der deutschen Lebenseiche. Arenzels Vortrag leitete zur ersten Studienfahrt über, die am Nachmittag gegen 150 Teilnehmer in die östliche Ober- lausitz führte. Sie zeigte den Reichtum des Landes an vorge schichtlichen, geschichtlichen, Kunst- und Naturdenkmälern: Schlachtfeldern, alten Wegen mit ihren Burgwarten, Stein kreuzen u. dgl. In jedem Autobus wies ein Führer während der Aahrt auf alles Bedeutsame hin, während an besonders wichtigen Stellen die Mitfahrenden zusammengefaßt und durch Dr. Arenzel belehrt wurden. — Der 29. Mai brachte vier ins einzelne gehende Vorträge zur Landeskunde der Oberlaufitz. Zunächst sprach Dr. Popig (Oberstudiendirektor in Löbau) über „Entstehung und (Wesen der Oberlaufitzer Landschaft". Er gab denjenigen Teilnehmern, denen die Oberlaufitz noch weniger bekannt war, einen Ueber- blick. Er hob die Mannigfaltigkeit unserer Landschaft her vor. Innerhalb 60 Kilometer durchschreitet man von Norden nach Süden Moränenhcidc, Urstromtal, hügeliges Arnchtland, waldreiches Granitbergland und einen Gürtel vulkanischer Durchbrüche, bis jenseits der Hauptverwerfung der Sandstein mit seinen eigenartigen formen die Grenze bildet. Diesem Reichtum fügte der Mensch mit seinen Siedlungen weitere Reize hinzu: man denke nur an das trntzige Bautzen. In seinem Vortrag „Politische Geographie der Oberlau- fitz" versuchte der Verfasser dieses Berichtes die Geschichte der Heimat aus Lage und Boden abzuleiten. Die „böhmische Natnr- scstung" schiebt sich weit nach Norden vor. Ihr entgegen wölbt sich der Bogen des südlichsten Urstromtales. So bildet sich ein Doppelkrichter, der den West-Ost-Verkehr über die schmale, verkehrsgünstige Hügelzone bei Bautzen wie über eine Brücke leitet. Von Süden her durchdringt der Verkehrsstrang Balkan —Böhmen—Ostsee die Lausitzer Lücke im Randwall; so ent steht ein Verkehrskreuz. Die Lößgebicte im (Westen, Osten und Süden des Verkehrskreuzes verursachen die Ansammlung größerer Menschenmengen und machen jene günstigen Voraus setzungen wirksam. Der geschichtliche Verlaus zeigt, wie vor allem die „Brücke nach dem Osten" von den Deutschen allmäh lich erobert wird, sodaß über sie die unabsehbaren Siedlerscharen strömen können. Entscheidend ist in allen Kämpfen der Besitz der „böhmischen Naturfestnng". — Auch der Süd-Nord- Strang wird zur Leitlinie wichtiger politischer Entwicklungen. Heute ist der Nord-Süd-Verkehr infolge der politischen Gegen sätze naturwidrig gedrosselt. Sobald vernünftige Verhältnisse eintreten, wird die Oberlaufitz auch in dieser Richtung wiederum zum Bindeglied der europäischen Mitte werden. An 3. Stelle sprach (W. Reche (Studienrat in Löbau) über „Siedlungökunde der Oberlaufitz". Er stellte auf diesem Gebiet den Unterschied zwischen dem Ältsiedlungsland des Nor dens (Löß- und Lößlehmgesilde) nnd dem Rodungsgebiet des Südens (ehemaliges Waldland) heraus. Dort der rundliche Weiler, hier das langgestreckte Waldhufendorf als Negelform, dort der rechteckige, hier der quadratische Hofgrundriß. Inter essantes ergab sich aus seiner „Inzugskarte". Mit seiner Ar beitsgemeinschaft hat Reche seit längerer Ieit die Seßhaftig keit der Bevölkerung der Orte im Löbauer Kreise erforscht. Auch heute noch bleiben die Leute vom granitischen Bergland, wie die Bewohner des Gefildes mit Vorliebe unter sich. Ein zelne verkehrstechnisch isolierte Gebiete (so die Eunewalder Wanne) treten auch in der Iuzugskarte als abgeschlossen her vor. Am Schluß dieses Vormittages berichtete Dr. Ernst A a - bian (Studiendirektor in Bautzen) über die „Wirtschaft der Oberlausitz" und des landwirtschaftlich ungünstigsten Gebietes der Südlausitz. Der Bevölkerungsüberschuß kann nur durch eine starke Industrie ernährt werden. Das Bild des Lausitzer Gewerbefleißes, das Fabian entwarf, war erstaunlich mannig faltig. Da sind zunächst Industrien, welche durch nutzbare Bo denschätze entstanden: Steinbrecherei, Keramik, Braunkohlen bergbau. Andere beruhen aus Äodenerzeugnissen der Heimat, müssen heute allerdings die Rohstoffe meist von auswärts be ziehen: Weberei, Holz-, Papier-, Lederindustrie. Das alles ken nen wir. Vieles von dem, was Fabian brachte, ist aber auch dem Kundigen unbekannt: Daß die Textilindustrie auch das Roßhaar, den Holzdraht, den Asbest verwebt, daß der Unter nehmungsgeist und die Findigkeit des Oberlausttzers immer wie der Auswege aus der Wirtschaftsnot entdeckte. So stellt eine Fabrik Glasknöpfe her, wie sie in der ganzen Welt nur noch an etwa drei Orken erzeugt werden. Man muß die Mah nung Fabians, wir möchten mehr als bisher den wirtschaften den Manschen der Heimat kennen lernen, mit lebhafter In stimmung an alle weitergeben. Die Nachmittagsfahrt brachte die Besichtigung zweier her vorragender Stätten des Lausitzer (Wirtschaftslebens: der größ ten Abfallspinnerei und Scheuertuchweberei der Welt (Ariese, Kirschau) und den größten Granitbrüchen Mitteleuropas (Sächsische Granit-AG., vormals C. G. Kunath in Demitz- Thumitz). Der Tag schloß mit einem kameradschaftlichen Beisammen sein der Teilnehmer. Es hatte einen zwanalosen, humorvollen Anstrich und wurde von Proben Lausitzer Mundart, von Lied nnd Gelegenheitsdichkung verschönt. Es bezeugte aber auch die innige Verschmelzung von jung und alt, von „hoch" und „niedrig" (wenn man so sagen darf) im Lehrerstand. Der letzte Tag war den engeren schulischen Aragen gewid met. Der geistige Vater und Leiter der Schulgcographentage, Gausachbearbeitcr Grosch (Studienassessor in Dresden) for derte, daß der Unterricht in der Erdkunde die Erziehung der jungen (Menschen durch „Außendienst" fördere. Darunter ver stand er vor allem die Veranstaltung von heimatknndlicben (Wandertagen und (Wanderwochen, welche das junge Geschlecht mit der Scholle verketten. Als Aufgabe verkündete er, daß der NS.-Lehrerbnnd, Gauwaltnng Sachsen, eine „Heimat kundliche Landesaufnahme" durchführt (den Anfang dazu zeigte die Ausstellung). Dieses Vorhaben richtet sich an alle Volks genossen. Auf den (Meßtischblättern werden durch die besten Kenner alle Dinge eingetragen, die von allgemeinem Interesse sind — also umfassende Aussichten, ehrwürdige Bäume, geo logische Ausschlüsse, seltene Pflanzen und andere Naturdenk mäler, ebenso wie vorgeschichtliche Aundstätken, geschichtliche Ieugen (Burgen, Denksteine), künstlerisch hervorragende Häu ser usw. Ein Erläuterungsheft gibt dem (Wißbegierigen Aus kunft. Wenn diese Karten erschienen sind, wird nicht nur der Lehrer, sondern jede Gemeinschaft, die zur Heimatliebe erziehen will —- und das sind im Dritten Reich wohl alle — zu ihnen mit dem größten Nutzen greifen. Ieitmangel bewirkte, daß der letzte Vortrag „Heimatkarte und Heimatkunde" ((Walter Haupt, Lehrer iu Obergurig) ab gesetzt werden mußte: das oben genannte Tagungsbuch wird ihn im (Wortlaut bringen. Am Nachmittage trugen Autobusse die Teilnehmer durch die Aruchtfluren der Klosterpflege und den herben Heidewald nm Piskowitz an den Dcutschbaselitzer Teich und weiter auf den „blühenden Berg", den Hutberq bei Kamenz. Auf dem weihevollen Thingplatz, vor dem Ehrenmal, schloß der Gau sachbearbeiter die harmonische und reiche Tagung, lieber das