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Früh den 29 wurde wiederum Lerm: die Preußen rücken an! wie dann einige Hußaren würklich hereinsprengten, und den östreichischen Backmeister mit 45 Becken-Purschen, die sich ver spätet, gefangen nahmen. Sie erwischten auch ein Marcke- tänder !Weib, und fragten um den Mann: sie sprach: er wäre noch in der Kirch! Daher mußte auch unsere Kirch (St. Petri), die schon geschloßen (demnach hat sich dies alles etwa ^4.0 Uhr vormittags nach der Konventmesse abgespielt), auch die Sacnstey geöffnet werden, alle iWinckel wurden durchsuchet, er ist aber nicht gefunden worden, wie er dann auch nicht bey uns gewesen. So schickte auch der General iWerner einen Afficier an den Hn. Decanum mit der Frage: ob nicht Astreicher da versteckt wären? und ließ erinnern: der Herr Bischoff würde schon wißen, was das zu bedeuten hätte. Der Herr Decanus ver sicherte, daß mit seinem Wißen und Willen Niemand da wäre, und stünde frey alles durchzusuchen. Hiemit war der Afficier zufrieden, und ohne nachzusuchen ging er ab. Wir waren also am Fest S. Michaelis in der Kirch (also unter den Konventmesse, 9—h^40 Uhr vormittags), und der Herr Bettmeister (Schloßverwalter) wurde heraus auf das Schloß geholet. Die Leuche wüsten nicht, was das sey! Es mochte aber einer dem andern in das Ahr gesagt Haden: Preußen rücken ein; da fing einer nach dem andern heraus zugehen, und blieben so wenig Lenthe darinn, daß der Prediger selbst nach abgelesenen Evangclio von der Cantzel steigen muste. Und es waren würcklich einige Preußen eingerücket, um 44 Uhr kamen mehrere: einige wurden in die Stadt geleget, und hatten deren in der Fleischer-Gaße zu 3 und 4 Ntännern: die übrigen campirten theils vor dem Lanen-Thor, theils hinter dem Taucher (-friedhofe). General Retzow conunendirte die Infanterie: Prince von iWürtenberg die Cavallerie: Werner die Hußaren. Uber dieses war auch hier der General Rebentisch: die drey letzern waren catholisch. Rebentisch soll gesagt haben: wan Astreicher wären in Budißin geblieben, würden sie, die Preusen, vie Stadt bombardirt haben, wie sie dann hiezu das schwere Geschütz mitgebracht. !Wer erkläre, wie uns zu Muthe ge wesen? Den l. Ackobris hat der hiesige Magistrat durch einen ge druckten Zettel in alle Häuser insinuiren laßen: ein jeder Müth- Munn soll binnen 24 Stunden so viel 3 gl (Groschen) ablegen, als er Thaler Hauß-Iinß gibt; die Ursach wäre, weil der Stadt eine Eontribution von 50 000 rl: angesagt worden. Den 3. Actobris speiste bey uns der Abrist-Lieut. Bilow (von Bü low) /: ein guter Mann, wie es uns schiene :/ Commendant von (Ansbach-) Bayreuthischen (Dragoner-) Regiment. Eodem hat der Herr Bischoff gantz allein dem Printz von lWürtenberg die Bisite gegeben, und ist sehr gnädig empfangen worden. In dessen logirte bey uns Pater Ertzel Soc(ietatis) I(esu) Feld- Pater bey den Preußen mit Pferd u. Wugen. Den 4. Acto bris ist etwas von hier nach Weißenberg abmarchiret: und der Prince von Wurtenberg blieb Commendante. Den 4. Actobris ist Herr Iancovius auf das Capikel ge kommen, und hat im Nahmen des hiesigen iNagistrats um eine Aßistence wegen derer der Stadt Budißin angesonnenen 45 000 rl: angehalten. Mar haben dieses schlechterdings ver beten (abgelehnt), weil wir nicht zur Stadts- sondern zur Lands- Matleidenschäft gehörten. Hiemit muste er leer abgehen; ob man uns aber darfür nicht auch eines eingeschencket habe, kan ich nicht sagen, doch sehe man unten, was den 7 Actobris paßiret. Den 5. 8bris (5. Aktober) ist Hr. Mdsky, Secundarius ad B. Birg, hier (an Unsrer Lieben Frau auf dem Salz markte, also nicht oer Dekan!) nach ^Weißenberg, einen Bleßi- sten zu berichten (zu versehen), zu Fuße gegangen, weil ihm ein Pferd zu geben, Bedrucken getragen wurde. Den 6 wurde Lirrm, weil die Astreicher, so zu Groß-Postwitz und Walten stunden, bis Belschwitz (Ebendörfel) gestreifet haben. i Den 7 Actobris wurde dem Capitulo eine Schrift zuge- seüdet, in welcher der Hcrtzog Friedrich Eugen von lWürken- berg von.deu Häusern NB so unter des Capituls Jurisdiction stehen, eine Eontribution von 5000 rl: in cotttinenti forderte. Eben soviel wurde von denen Häusern auf dem Burglehn ge fordert. Wirr machten Vorstellungen, thaten mancherley An schläge, wir baten, und baten, es half nichts, das Geld muste gelegt (erlegt) seyn, wie wir eg auch endlich zusammengebracht, und abgeführet, hievon seynd Acta bey dem Capitulo (auch heute noch). Ich habe nach der Heit eine, unmaßgebliche Repar ation auf diese Häuser gemacht,' als auf das Closterhauß hier an der Kirche (das sog. Alte Seminar) 500 rl: den Gast-Hof („Goldenes Lamm") des Capituli aber auch auf 500 rl: ge- setzet: auf das Leibnitzische 300 rl: auf das Czetzeritzische beym Schloß 250 rl: die andern Capitelshäuser meistens jedes auf 400 rl: das Capitulhauß auf 4000 rl: die andern Häuser auf unserer Jurisdiction theils 400 rl: theils weniger: die schlechte sten auf 40 rl: wie auch einen Beytrag auf die Innwohner (d. h. die Mieter mußten dem Hauswirte helfen, die Summe aufzubringen). Weilen aber das Closter (St. Marienstern, dem damals das „Closterhaus" gehört«) und die 2 adelichen Häuser das ihrige beyzutragen sich weigerten, und der Proceß hierüber liegen blieb biß auf künftigen Frieden, so ist von denen übrigen auch nichts abgefordert worden. Eodem kam Vormittags der König von Preußen, und logirte im Panichischen Hause: der Hr. Bischof ging hin, und stand im Vorhause parterre, und als der König, der indeßen im Lager gewesen war, ankam, redete er mit 2 Deserteurs, deren 43 da waren (als österreichische Überläufer), aber sonst mit Niemanden, schüttelte den Kopf, und sähe sonst Nie manden an. Den 8. 8bris war Abmarsch auf 7 Uhr gegen Abend an- gesaget, aber wieder contramandiret. Die Astreicher stunden bey Eisenrode biß auf die Görlitzer Straße, und hatten ihre Vor posten zu Hochkirche: wie auch den Stromberg bei Weißenberg besetzet. Den 9. blieben die Preußen noch hier, und unsere Vor- wercks-Schenne auf der Töpfer-Gaße wurde ausfouragiret, ste haben daraus 25 Schock Gerste, 47 Schock Korn, und anderes mehr weggenohmen, auch den dabey liegenden Capitelö-Garten ausgeleeret. Den 40. ist der König mit seinen Trouppen ab- und nach mittags das Keydische (Keith) Corps anmarchiret. Der König war im Lager unzufrieden, daß der General Retzow, so die AvantGarde (Vorhut) geführet, und sich bei Weißenberg ge lagert, den Stromberg daselbst nicht occupiret, sondern den Ast reichern überlasen habe, daher ließ er ihm den Arrest ankünden, und den Degen nehmen, den ihm der König den 43. wieder zu gesandt. Den 40. ist ein Scharmützel vorgefallen, wo der jung« Fürst von Liechtenstein bleßiret worden, und in die Preußische Gefangenschaft gerathen, und nach Budißin gebracht worden. Den 44. folgte der General Keitsh) mit seinem Corps dem König, und bestund die Preußische Armee in ohngefehr 60 000 Mann. Den 44. Actobris hat der Feld-Marchal Dann nach der be reits getroffenen Disposition früh nach 4 Uhr über die beschwer lichen Wege der Waldungen gegen Wuyske aufmarchiren laßen, und um 5 Uhr den würcklichen Angriff an dem rechten Flügel der Preußen bey Hochkirch getharn'die Preußen glaubten nicht, daß dieß ein Anfang zur Haupt-Action, sondern meinten, die Croaten griffen die Vorposten an, um .das gantze Lager zu allarmiren. Indeßen rückten die Astreicher von allen Seiten mit voller Macht an; worauf die Preußen endlich aufgefahren, manche mnsten die Stiefel auf bloße Füß anziehen, andere halb angezogen zum Gewehr greifen, und sich formiren. Es war noch nit Tag, als die Avank-Garde, und das Laudonische Corps sich der feindlichen Wercke und sonderlich der großen Baterie von 48 schweren Cauonen bey Hochkirch /: wo das Gasthauß, der Pfarrhoff und etliche Häuser abgebrandt, die Kirch aber an Fenstern, Dach und Thurm vieles erlitten :/ bemeistert hatte: doch war auch dort auf dem Kirchhoff der gröste Widerstand der Preußen, und kostet von beyden Seiten viel Volck, und dem General Keit(h) das Leben. Nach 5 Uhr hörten wir selbst in Budißin das schwere Geschütz, es war er-