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(Zrenrlsnä Oberlsujitz 226 9 l Sinkwitz Oberlausiher Leineweber, Holzschnitt (verkleinert) dem Holzichnittbuch v°m vb-rl. Volkstum, B-irenrelter-verlag Kn„°l flnsch-ift »c° Künstler«: Hellerau bei vresSen, Grüne Telle Gskar Schwär Als Theo Keil von der Station aus die Dorfstraße hinauf schritt, -achte er an seinen letzten kurzen Besuch beim Onkel Kalich. Seine Augen leuchteten; denn heute, nach sechs Jahren, kam er, um den guten Alten eine Ueberraschung zu bereiten. Er ging einen schmalen Weg zum Kalichschen Gute zu. Das war mit seinen Granitmaucrn und blauen Schieferdächern noch immer eines der ansehnlichsten im Orte. Hier herrschte nicht nur Ordnung, sondern auch Wohlstand. Keil klopfte an. Als er, ein launiges Begrüßungswort auf den Lippen, der öffnenden Person die Hand entgegenstreckte, sah er in ein höchst erstauntes Gesicht. Er stellte sich vor, wurde aber kur einen Hausierer gehalten. „Sagen Sie Onkel und T mks Kalich, ihr Neffe . . ." Da wurde er schon unter brochen: Kalichs wohnten nicht mehr hier, sie waren ins Nieder dorf gezogen, zu Engelmanns neben der Ntuhle. Er wollte fragen, was das zu bedeuten habe, aber die Tür schloß sich schon wieder. Theo Keil war ratlos. Sollte er Kalichs noch aufsuchen, durfte er es wagen? Denn daß sie den Hof aufgegeben hatten, konnte nichts Gutes bedeuten. Wms war geschehen? Etwa gar . . .? Nicht möglich: zehntausend Mark, die der Onkel als Bürge für ihn hatte zahlen müssen, konnten den Ruin nicht herbeiführen! Und wenn Onkel Kalich auch in Verlegenheit geraten wäre, ihm hätte jede Bank Kredit gewährt. Nein, es Oer Bürge mußte anderes vorliegen, daß sie ihr Anwesen verkauft oder ver pachtet hatten. Und so entschloß er sich doch, ins Niederdorf zu gehen. Er erfragte Engelmanns freundliches Weberhaus. Au beiden Seiten des Flurs lagen ^Wohnstuben. Er trat ein. Keine der beiden Stubenküren hatte ein Namensschild. Aaghaft klopfte er an die eine. Und er hatte die richtige gewählt; denn das Nsütterchen, das ihm öffnete, war die Tante, freilich, sehr verändert! Sie erkannte ihn sofort. „Theo, du?" Diese zwei Worte klangen gar nicht warm, eher wie eine Verwunderung darüber, daß er den Besuch wagte. Dennoch zog sie ihn in die Stube hinein. Auf dem Kanapee saß ein Greis. Der Gast verbarg mit Muhe sein Erstaunen, er begrüßte den Onkel mit freundlichen Warten. Aber Kalich achtete ihrer kaum. Scharf prüfend blickten seine Augen, als er fragte: „Hast dn uns denn zu suchen gewußt?" Aber warum nicht? Das Dorf sei ja nicht groß, erwiderte Theo. Die Tante nahm ihm Hut und Mantel und fragte nach seinem und seiner Familie Ergehen, doch Kalich ließ ihn nicht zum Erzählen kommen. „So! Also hat dir dein Gefühl, ich meine, so eine Ahnung hat dir das aleich gesagt, wo wir unser Altenteil gefunden haben? Sieh an!" Und wieder diese prüfen den Blicke! Der Neffe wechselte die Farbe. War es doch die Bürg schaft? „Nu, ja." fuhr der Alte noch bitterer fort, „das war ja wohl nicht schwer zu raten! Und wenn du etwa nicht darauf oe-kommen wärest, jeder hätte dir hier Bescheid geben können! 'Wir sind auf den Hund gekommen! Aawohl! Das passiert liederlichen und dummen Menschen!" „Onkel, wie kannst du so reden!" rief Theo. Da verzog der Alte das Gesicht zu einem schmerzlichen Lachen: „Neffe, wie kannst du so fragen! Dein Onkel ist eben ein Dummkopf gewesen!" „Nein!" Theo stand auf. „Warum, glaubst du, daß ich hergekommen bin?" Trocken erwiderte Kalich: „Hoffentlich nicht, weil du wieder so ein vielversprechendes Unternehmen gründen willst!" „Ach bin mit dem Erfolae des einen zufrieden!" „Haha, das glaub ich! Mir aenügt der eine auch!" Theo wurde um so sicherer. „Ahr nehmtS für einen lDitz, Onkel. Glücklicherweise habe ich Beweise mit." „Da wär ich neugierig!" „Es gibt nur einen: daß ich beginne zurück,zuzahlen." ..Theo, ist das wahr?" rief die Frau mit dem vergrämten Gesicht. ,,Aa, endlich. Ach hab' euch lange warten lassen. Aber ich habe den Mut niemals verloren. Und als du beim ersten Schei tern meines Planes mit einer bedeutenden Summe einspringen mußtest. Onkel, da schwor ich: um seinetwillen muß ich bestehen! Ach habe schließlich Boden gewonnen, dann zäh meine Stellung gesichert und dann begonnen, für euch rurückznlegen. Onkel, es hat mir damals unendlich leid getan, als meine Gläubiger sich an Euch hielten! Wie hab' ich mich geschämt! Darum ließ ich mich auch nicht bei Euch sehen. Nun ich aber einen Teil bringen kann " Die Frau setzte sich neben Kalich und umschlang seinen Hals. „Mein Gott, Vater, hörst du denn?" Er starrte nur nach der Diele. Der Neffe zoa ein Bankbuch aus der Tasche. „Hier, Onkel, es ist auf Euern Namen geschrieben. Dreitausend Nkark." Der Alte griff nicht nach dem Buche. „Aber sieh doch, Vater, es hat seine Richtigkeit!" sagte sein Weib. „2Daö heißt Richtigkeit?" „Er hat ja gesagt, daß es der Anfang ist. Er kann doch nicht alles auf einmal geben."