marmorgrabmal der beiden Stifter untergebracht, die als lebensgroße Gtuckfiguren unter dem Schutzs von drei ge flügelten Genien davor knien (Abb. 2). Das Hauptinteresse konzentriert sich auf die 47 — beinahe lebensgroßen — Sandsteinstatuen des Aeußeren, die — wie ihre lateinischen Beschriftungen ausweisen — ein wohldurchdachtes allegorisches Programm im Sinne des Pietismus zur Anschauung bringen sollen. Nach Pfarrer Haußdorfs „Leichenpredigt für Viktoria Tu gendreich von Kanitz geb. von Kyaw" (gedruckt in Zit tau 4747, — S. 8 ff.) möchten diese sinnbildlichen Darstellungen „die seelige Verwechslung der irdischen Trübsal mit denen Himmlischen Glückseeligkeiteu" vor Augen führen. Für die Ausdeutung der einzelnen Figuren darf man sich im allgemeinen mit den Angaben Gurlitts in der „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler Sachsens" (Heft 29, Dresden 4906, S. 35 ff., — wo man auch die Grabinschriften nach lesen kann —) zufrieden geben, — obwohl sich bei der Abschrift der lateinischen Devisen einzelne Unrichtigkei ten einschlichen. Das Schema baut sich folgendermaßen auf: 4.) Eingangs- oder Westseite. Rechts der Tür: Der Tod als Triumphator (Abb. 5) (klaec ultima rerum lines). Darüber: Die Krank heit (Abb. 3) (^storho grassante per arlus). Links: Die Gesundheit (Abb. 4) (Zsnos nil sslicit srtus). Darüber: Das ewige Leben (Abb. 3) (hlulla est liic clausula vitae). 2.) Südseite. Rechts: Der Wahnsinn (Abb. 7) (Kegrsm con- turlsant nulüla mentem). Darüber: Die Furcht (Abb. 6) (Metus aclciiclit a!as). Links: Die Freude (O saciles risus o gauclia lüancla). Darüber: Die Ewigkeit (Abb. 6) (istec llnis nec meta ciierum). 3. ) Ostseite. Rechts: Die Sorge (Abb. 40) (Loquunt lixse suis pectore curse). Darüber: Das Ungemach (Abb. 8) (f^lala mille molestant). Links: Die himmlische Ruhe (Abb. 9) (Zecurs liic otia reZnant). Darüber: Der Friede (Abb. 8) (Zelli posuere tumultus). 4. ) Nordseite. Rechts: Die Bedrängnis (Abb. 43) (lstescis consuZn). Darüber: Die Unruhe (Abb. 44s (hlihil ecce quieti). Links: Die himmlische Lust (Abb. 4 2) (Oeliciae storent et Zrata voluptas). Darüber: Die himmlische Herrlichkeit (Abb. 44) (Zplenclore auZuslo). 5. ) Als Bekrönung des Ganzen — wie schon erwähnt — der Engel des Gerichts mit der Posaune (Abb. 4). Ueber den künstlerischen Wert dieses reichen plastischen Ensembles läßt sich Gurlitt folgendermaßen aus (a. a. O. S. 37): „Besondere Beachtung verdienen die Figuren irdischen Leidens. Während die Allegorien himmlischer Glückseligkeit manierierte Jdeglgestalten sind, hat der Künstler jene mit sicht lichem Behagen in einem zynischen Realismus dargestellt. Aus gezeichnet namentlich die gichtkranke Frau über dem Bogen aus der Eingangsseite." Der Versuch einer Fuschreibung an eine bestimmte künst lerische Persönlichkeit wurde bisher nicht gemacht. Und doch bieten sich m. E. deutliche Handhaben dazu. Mögen die Stuckfiguren des Grabmales im Mausolemns- inneren immerhin — wie die örtliche Tradition vermuten läßt — von zugewanderten italienischen Stuckatoren herrühren, — bei den Sandsteinstatnen des Aeußeren ist, wie ich glaube, der Stil des führenden sächsischen Barockbildhaucrs, — Abb. 2: Das Stuckmarmorgrabmal Gtto Ludwigs von Kanih (1661—1724) und seiner Gemahlin Viktoria Ikugendreich geb. von Kpaw (1657—1716) im inneren des Mausoleums. (Oie clnschristplatte in der Mitte ist eine spätere Zutat) nämlich Balthasar Permosers, des kongenialen Mitarbeiters PöppelmannS am Dresdener Fwinger, nicht zu verkennen. Man vergleiche im einzelnen die Figuren der „Himmlischen Lust" (Abb. 42) und der „Gesundheit" (Abb. 4) mit „Apoll" und „Minerva" von 4745 und 4746 im Dresdener Albertinum, die aus dem Grottensaal des Fwingers stammen, — ferner die „Unruhe" (Abb. 44) mit der „Liebe" aus dem sogen. „BIappen der Religion" über dem Hauptportal der Theatiner- kirche San Gaetano in Florenz (80er Jahre des 47. Jahrh.), — den „Tod" (Abb. 5) mit seinem Gegenstück am „Triumph des Kreuzes" in der Leipziger Stadtbibliothek (erste Jahre des 48. Jahrh.) und vor allem den „Wahnsinn" (Abb. 7) mit der „Buße" am Kurfürstinuen-Grabmal des Freiberger Domes (um 4702/4). Die (Übereinstimmung in der Typengestaltung und in den Bewegungömotiven ist so groß, daß wohl mit Sicher heit auf das gleiche Meisteratelier geschloffen werden kann. Jedoch ist die Dualität der Arbeit bei den Hainewalder Sta tuen nicht hoch genug und auch nicht genügend gleich mäßig, um eine Fuschreibung in Bausch und Bogen an den großen Lieblingsbildhauer Augusts des Starken zu rechtfertigen. Ganz abgesehen davon, daß (wie schon Gurlitt feststellte) die Allegorien der „Himmlischen Glückseligkeiten" durchschnittlich den Darstellungen irdischen Leidens gegenüber abfallen, — es zeigen sich durchgehends allerlei Flauheiten, ja Schwächen in der Durchbildung des Details, sodaß man notgedrungen auf Werkstattarbcit, — auf die Beteiligung von Schülern zükom-