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Kunden hat, so kommt es sowohl sür die Namengebung als auch die Schreibart unseres Ortsnamens in keiner iWeise in Betracht und es scheiden somit die Schreibarten Heynewalde nnd Haynewalde als vollkommen gegenstandslos für eine wei tere Untersuchung glatt aus. Es bleibt also übrig, die Schreibweise des Namens Haine walde mit „ai" und „ei" einer näheren Prüfung zu unter ziehen. Die Schreibung auf die eine oder andere Art geschah jedenfalls ganz abstchts- und rechenschaftslos, vollständig zu fällig, rein aus persönlicher und zudem wohl ganz unbewußter Einstellung des Schreibers: denn ob er das i durch a oder e zum Doppelstimmlaute zusammenfügte, blieb in ^Wirkung und Aussprache ganz gleich und unterschiedslos. Hainewalde mit ai geschrieben, klingt genau so wie mit ei geschrieben. Vergleich«: Saite — Seite: Mnise — WAse! Ein ganz anderes Gesteht aber gewinnt die Angelegenheit, wenn wir auf die sprachliche Entstehung, Zusammensetzung und Bedeutung des ^Wortes Hainewalde achten. Grammatikalisch ist Hainewalde ein zusammengesetztes Hauptwort. TFald bildet das Grundwort, zu dem als Bestimmungswort „Hain" tritt. Letzteres ist eine Nebenform von „Hag", entstanden aus der Aorm „Hagen" — „schützen, sichern" durch Zusammenziehung, darum „behaglich" — „sich geschützt, gesichert, bequem fühlen". Hag bedeutet zunächst Umfriedigung, Einzäunung, weiterhin Hecke, Busch, Wnld. Hu dieser Bedeutung jedoch erweist sich das Bestimmungswort für das Grundwort als gänzlich un angebracht, ja sogar sinnwidrig: denn cs drückt dann genau das selbe in wenig geänderter WAse wie das Grundwort aus. Mar hätten dann eine glatte Verdoppelung oder Tautologie, d. h. überflüssige und unnötige ^Wiederholung vor uns, eine vollstän dig ungerechtfertigte sprachliche Geschmacklosigkeit, die in jeder Beziehung als abwegig abzulehnen bleibt. Es gilt somit noch, das Bestimmungswort „Hein" mit ei kritisch -zu beleuchten. Hein bedeutet Tod. s^n diesem Sinne würde die Zusammen setzung aus Hein und Wald als Wortbedeutung „Totenwald" ergeben. Aür diese Wortbedeutung liegt aber weder geschicht lich noch auf Grund legendärer Ueberlieferung oder überkom mener Volkssage der geringste Schatten einer Begründung oder Berechtigung vor. Als Totenwald könnte allenfalls der Breiteberg angesprochen werden, an dem im Herbste 4467 gegen 450 Hussiten von den Hittauern erschlagen wurden, aber höchstens als Murstücksnamen, niemals für den gesamten Ort, der schon längst vorher, und zwar seit Hjahrhunderten, seinen Namen trug. Bemerkt sei hierbei, daß der Name „Gräber busch" für einige auf dem Hainewalder Ortsteil Eharlotten- ruhc am Auße des Breiteberaes gelegenen Flurstücke das Ge- väcbtnis an das vorerwähnte Ereignis wachhält. Nach alledem ergibt sich die Notwendigkeit, den in den Hainewalder Schöppenbüchern oft gebrauchten Namen „Hene- ivalde" einer kritischen Untersuchung zu unterwerfen. Aus der Siedlungsgeschichte unserer Südlausitzer Bergwälder und son stigen unwiderleglichen Quellen und Beweisen wissen wir, daß die hauptsächlich von Thüringen, Franken, Hessen in unserer Gegend angelegten Siedelungen oft und gern nach dem Lokator, das war der Führer eines Kolonistenzuges, oder auch nach dem Grundherrn des Siedlungsgebietes genannt wurden. Der Sied- lmigsname sollte als Heichen der Dankbarkeit und Wert schätzung das ehrende Gedächtnis des Siedlungsgründers den Nachfahren überliefern. Denn an solch unverantwortlicher und verächtlicher Geschmacklosigkeit, den Namen einer 1888 in Hainewalde neuerbanten Mandaubrücke für ein paar Seidel Schnaps seitens der damaligen Gemeindevertretung zu ver schachern, litten glücklicherweise unsere Vorfahren nicht. Bis in die Mitte des Mittelalters besaß der Deutsche nur einen Namen, den sogenannten Ruf- oder Geschlechtsnamen. Die Hunamen als Familiennamen kamen erst im 13. und 14. Jahrhundert in Aufnahme und Gebrauch. So erklärt es sich, ^ß die nach dem Lokator oder Grundherrn benannten Siedlungen, deren Entstehung um das s^ahr 1200 zu suchen und zu finden ist, immer nur eine n Rufnamen enthalten. Namen wie das Dorf Henners am Seifen " Seifhennersdorf, das Dorf Kunos am Spitzberg — Spitzkunnersdorf, das Dorf Leuthars oder Lothars — Leutersdorf, das Dorf Bertholds — Bertsdorf, das Dorf Walthers — Waltersdorf, das Dorf Werners — Warnsdorf u. a. m. mögen hierfür als Beweis gelten. Daß nun Hainewalde von der in der gesamten Umgebung geübten Regel abgewichen sein sollte und bei seiner Namen gebung ausnahmsweise aus der Reihe getanzt hätte, bleibt bil lig zu bezweifeln, um so mehr, als hierfür ein stichhaltiger Grund in keiner Beziehung ersichtlich ist. Es erscheint vielmehr auf Grund der Analogie in der Namengebung der Nachbar siedlungen die Annahme voll berechtigt, daß ein Loka tor oder Grundherr namens Hener, Heno, Hening, also Heinrich unserem Orte sei nen Namen gab und Hencwalde nichts anderes bedeutet als Wnld Heuers, also Heuerswalde. Das ist eine Annahme, die außer der allgemein gebräuchlichen Namengebung bei Be siedelung der Umgegend starke Stütze auch in der Lausitzer mundartlichen Umgangssprache, also im Lausitzer Dialekt, findet. Hin Lausitz-Dialekt wird der Name Hainewalde oder Eunewalde als Henewale bzw. Ennewale gesprochen, wobei das a lang klingt und das s des 2. Falles (Genetiv-s) aus Be- quemlichkeitsrückstchten ausgelassen oder eliminiert wird. Den gleichen Vorgang beobachten wir in der Lausitzer mundartlichen Aussprache von Ortsnamen. Ganze Silben geraten hierbei in Weafall, z. B. bei dem Ortsnamen Herwigsdorf. Hier fällt im Dialekt die Silbe „wig" weg und es entsteht so Hersdorf oder durch Einfügen eines b vor dem Genetiv-s Herbsdorf. Diese mundartliche Sprachbilduna gilt als Unterschiedsmerkmal zwi schen sonst gleichartigen Namen. Jeder Lausitzer weiß, daß unter „Hersdorf", wobei in der Aussprache das s als leichter Hischlaut klingt, Herwigsdorf bei Hittau und unter „Herbs dorf" Herwigsdorf bei Löbau zu verstehen ist. Hum Beweise hierfür sei bemerkt, daß die Hainewalder Schöppenbücher mehr fach beide genannten Orte ohne jede nähere Husatzbestimmung einfach mundartlich als „Hcrsdorf" bzw. „Herbsdorf" verzeich nen und damit die Lage beider Orte auf Grund der Dialekt bezeichnung als genügend erklärt voraussetzen. Nach diesen Ausführungen kann wohl mit größter 2Dahr- scheinlichkeit die Annahme als gerechtfertigt gelten, daß der Name Hainewalde aus Hencwalde entstanden ist und nichts anderes bedeutet als Mnld Heinrichs, also Heinrichswalde. 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