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Qrenrlsnä Od er 1 sus! tz i87 dir. 8 Auf dem Pfade zum VZalde begrüßen uns goldgelbe Blütenschäfte des Odermennigs im Verein mit schlanken, Hellen Aehren vom Mittleren Wegerich, der in der Oberlau fitz gute Böden anzuzeigen pflegt. Häufig, mit roten Lippen blüten, tritt der würzhafte Borstenquendel auf, seltener sein kleiner Bruder, der lilafarbene Bergquendel. Beim Betreten des Waldes, nimmt die Iahl der Gräser und Stauden zu, vor allem da, wo das Laubgebüsch noch die Vorherrschaft besitzt. Unter Schlehen, Hartbiegel und Pfaffen hütchen, Hirschholunder, Weißdorn, Brombeeren und Wild rosen hat sich eine vielgestaltige Bodenflora entwickelt. Bunt schreitet der Frühling einher mit Seidelbast und Schlehen, Leberblümchen und Wildveilchen, Lungen- und Christophskrant, Hainmiere und Haselwurz. Doch auch der Sommer steht nicht zurück. Vier Schmet terlingsblütler, Bärenschote, Kronwicke, Mittlerer Klee, Wald platterbse lagern und ranken am Waldrand und in Scho nungen, gelb und weiß, purpurn und rosenrot. Blau-gelb, in Lausitzer Farben, leuchtet der Hainwachtelweizen, mancherorts im Volksmund „Tag und Nacht" genannt. Staatlich und schön wie eine Gartenblume steht die Rosenmalve. Nicht min der prächtig ragt die Borstige Glockenblume auf, deren Vor kommen in der Oberlausitz auf den Kreis Zittau beschränkt ist. Aehnliche Verbreitung weist die Breitblättrige Glockenblume auf, die zusammen mit der fast gleichartigen Nesselblättrigen Glockenblume den Buschrand schmückt. Gewürzhafter Kälber kropf und die Große Bibernelle, stattliche weißblühende Dolden gewächse, halten überall den ^Wegrand besetzt. Im Gebüsch selbst geistern Waldziest mit trübroten Lippen blüten und Grüne Sumpfwurz, eine Orchidee. Hohe, schlanke Waldgräser wie die beiden Iwenken, Hnndsquecke und Rauhe Trespe stehen leise zitternd im Morgenwind. Goldgelbe Korb blütler, DZeidenkreuzkrant und Goldrute, schließen den som merlichen Reigen ab. Die Mehrzahl der genannten Pflanzen sind fast überall im Roschertal anzutreffen, auf der Höhe und am Hange oder unten im Grunde. Die Einbeere, im Schmucke der glänzend schwarzen Giftkirsche und die Akeleiblättrige Wiesenraute fand ich nur an einem Rinnsal dicht am Mandan-Ufer. Letzte rote Lichtnelken blühten hier. Aus dem grünen Saum am Wasser heben sich Blutweiderich und Kohldistel heraus. Riesenblätter der Roten Pestwurz geleiten uns flußaufwärts nach Haine walde, dem stillen, malerischen Dorfe im Mandaubogen, das so voller Kostbarkeiten steckt. Fremdlinge in Hainewalde Auch für den Pflanzenfreund hält es einige Sonder heiten bereit. So die prächtige Blumenbinse, ein Ufer gewächs, das nur noch im Mandan- und Neißetale verkommt. Seine Standorte wechseln öfters durch Hochwasserverschlep pung. Lehrer Hohlfeld machte mich diesmal auf blühende Be stände mitten im Dorfe aufmerksam. An den Schloßmauern und der Mandaubrücke davor wuchern seit alten Seiten zwei Fremdlinge aus Südwesteuropa, Kriechendes Löwen maul, eine seltsam klebrig-zottige Pflanze mit ockergelben, Blüten, und Buckel-Mauerpfeffer, bin zierlich rankendes, blau-grünes Fetkblattgewächs, das auch einen schöner klingenden Namen: Bereiftes Katzenträublein, besitzt. Wie kamen die Sonnenkindcr hierher? Die Vermutung, daß einer der Schloßherren sie von einem Kriegszuge aus Spanien nsst- brachte, dürfte wohl die natürlichste Erklärung sein. Den Fremdlingen scheint es jedenfalls, ihrem üppigen TLuchse nach zu urteilen, in ihrer neuen Heimat ausgezeichnet zu gefallen. Das Löwenmaul hat sogar weitere Verschleppung nach Oybin, Kemnitz, Schönauer Hutberg und neuerdings an die Bautze ner Stadtmauer erfahren. Im fernsten Westen, dem pazifischen Nordamerika, liegt die Heimat der schönen Gaukler blume, die sich durch große dottergelbe Rachenblüten aus zeichnet und am Mandau-Üfer im Oberdorfe sowie beim Siede- mühlteiche seit einigen Jahrzehnten einbürgerte. Märchenwiese am Breiteberge Das Kostbarste aber, was Hainewalde an Pflanzenwun dern aufzuweisen hat, ist die O r ch i d e e n w i e s e am Breite berge. Nirgends wieder in der ganzen weiten Oberlausitz ist die Kuckucksorchiö in solch leuchtenden Mrngen erhalten ge blieben wie auf der Bergwiese am Südwesthange. Auch die sel tene Brandorchiö ist ihr beigesellt. Gegen Frühlingsende, wenn allerorten das Verschwinden dieser edlen Gewächse beklagt wird, erscheinen sie hier wie auf einer wahrhaftigen Märchenwiese. Umso dankbarer werden es alle Naturfreunde begrüßen, daß diese in die Gegenwart gerettete Schönheit der Heimat auch in Iukunft erhalten bleiben soll. War danken dies zu nächst dem führenden Botaniker der Südlausitz, Oskar Mieß- ler aus Iittau, der zuerst auf diese einmalige Kostbarkeit auf merksam machte. Wir danken es weiter dem Bürgermeister Möller, der mit größtem Eifer bemüht war, dies Kleinod seiner Gemeinde zu erhalten. Wir danken vor allem aber sei nem Eigentümer, dem Erbhofbauern Steudner, der sich ohne weiteres bereit erklärte, die Wu'ese unter Naturschutz zu stellen. Er hat damit ein wahthaft edles Beispiel an Natur verbundenheit und Volksgemeinschaft gegeben, für das ihm noch zukünftige Geschlechter Dank wissen werden. Alle Volksgenossen aber, die hierher kommen, werden die Mahnung der ausgestellten Heimatschntztafel beherzigen, auf daß das Wort des Führers Wirklichkeit werde: „Die deutsche Landschaft muß unter allen Umständen erhalten bleiben; denn sie ist und war schon von jeher die Onclle der Kraft und Stärke unseres Volkes!" Max Militzer. Der alte Holzturm auf dem Vreiteberg^ Bild aus Sem Archiv des „Globus", Zittau Der alte hier abgebildete Holzturm wurde l898 durch einen Blitzschlag so stark beschädigt, daß er abgetragen werden mußte.