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Lanüheim ües Gebirgsvereins Bautzen u.11. in Taubenheim a.ö. Spree weihe am 2. Wngstfeiertag 1936 „Ein Volk das genesen will, das gcslind bleiben will, wandert zn den unversiegbaren Brunnen seines Wesens - das ist die lebendige Äatnr, die Gott dein Dolk gelchenkt hat, damit cs in ihr wachse." Lothar Schreyer, Es liegt ein kleines Dorf im oberen Spreetal, abseits der großen Land straße, unmittelbar an der Reichsgrenze, die nie Volkötumsgrenze war. Hohe Waldrücken fasten es im Süden ein, sanfte Hügel umgrenzen es im Nor den. Du kannst auf den Taubenberg steigen, auf dem lWachöberge, einer Basaltkuppe, Umschau halten, immer wieder wirst du von dem mannig faltigen Blick ins Lausitzer Land entzückt sein. Und hast du einmal den Schafberg des niederen Rittergutes erklommen, so verweilst du in Andacht vor dem großartigen Anblick der Gebirgsketten, die sich im Süden kulissen artig herausschieben, im Vordergründe der waldreiche Taubenberg mit sei nem westlichen Ausläufer, dem Hornsberge, dazwischenhängend der male rische Orksteil des Niederdorfes, die Hinterecke und Karlsruhe, im Hinter gründe der trotzige Botzen, wie ans einen Gebirgszug aufgesetzt, und die anderen sudetendeutschen Basalt- und Granitberge. Kein Wmnder, daß an -dieser Sonnenlehne, dem Schafberge, aus dem einst die Schafe des niederen Rittergutes weideten, die Manschen im vorigen Jahrhundert, denen nach Vermögenslage und Herkunft ein höherer Lebens stil Vorbehalten war, sich einen Sommersitz bauten. Um 4840 verkaufte der M-itbesitzer und Administrator der Taubenheimer Rittergüter Earl August von Iezschwitz ein Stück Land auf dem niederen Schafberge an einen Herrn von Nostitz, der die „Nkarienhöhe", das Gebäude westlich des jetzigen Land- heims, für seine Schwester, eine Frau von RUetzradt, als Ruhe- und Mahnsitz erbaute. Diese „Marienhöhe" ging später durch Verkauf an den Baron Gärtner über, der 4893 Land hinruerwarb und von Karl Ddaq- ner, einem lWirtschaftsbesitzer, das danebenstehende alte Haus kaufte. Lanöheim öes Gebirgsvereins Bautzen u. U. in Taubenheim a. ö.Spree Bild: Archiv des Bautzncr ilageblalleo Er ließ das baufällige Gebäude bis auf den Erdboden weg reißen und baute auf dessen Grundmauern für seine Schwestern die „Villa Helene", das ietziae Landheim. Der ungewöhnlich schmale Grundriß dieses Neubaues deutet noch darauf hin, daß auf den alten Grundmauern aufaebaut worden iü. Ein wunder voller Akorn beschattete die westliche Seite des Landhauses, das man deshalb nach dieser Richtung hin nicht erweitern wollte. Im Frühjahr 4949 aing die gesamte Marienhöhe an Dr. von Schlichen über, der die „Villa Helene" an Oberstleutnant a. D. von Schaumburg veräußerte. Dor schöne Ahornbaum fiel Umbauten rum Opfer. Nach zweimaligem Besitzwechsel — das Haus diente Sommerfrischlern zur Erholung — erwarb durch raschen Entschluß der Baukener Gebirgsvereiu im Jahre 4935 dieses landschaftliche Juwel. Der Verein baute nun unter tatkräftiger Führung seines Leiters, des Oberlehrers Hänichen, und seines Vorstandes und vieler Helfer die „Villa Helene" zu einem Landheini um. Sorgfältig wurde dabei der Eharakter des alten Land- und Bauernhauses gewahrt. Der malerische Fachwerkban mit sei nem Kran; Andreaskreuren wurde durch neuen Anstrich wir kungsvoll herausa-ehoben. Die Räume wurden geschmackvoll aus- aebaut und eingerichtet. * Was tut's. wenn es dem Wetteraott einfällt, zu Pfingsten uns noch zu einer Laudbeimwcihe griesgrämig zu sein. Nicht störte es die Bautzener Ge-birasvereinler. die in stattlicher An zahl von rund 450 Mann bei strömenden Regen in Tauben heim eintrafen und unter Nkusik mit der Taubenheimer Ge meindevertretung und dem hiesigen Heimat- und Verkehrsverein nach dem Landheim zogen, wo der iWeiheakt sofort seinen An fang nahm. „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" von Ludwig van Beethoven leitete feierlich die Festfolge ein. Der verdiente Vorsitzende des Vereins, Oberlehrer Iäni - ch e n , ergriff das Wort zu einem Willkommensqrnß und er teilte Bürgermeister Gärtner, Taubenheim, das Wart. Dieser grüßte im Auftrage der Gemeinde den Bautzener Ge- birgsverein und dankte ihm für den Kauf und Ausbau dieses Heimes in seiner notleidenden Grenzgemeinde. Er schloß mit der Versicherung gedeihlichen Iusammenarbeikens zwischen Landheim und Dorf. Oberlehrer Hänichen gedachte in schlichter und packender lWeise des "Werdeganges dieses Heimes und wies -da bei auf die großen Verdienste der verewigten ehemaligen Vor sitzer Dinker und Julius Frenzel hin. Diesen wid meten sic Versammelten ein stilles Gedenken. Ntät der Flag- genhissuna und -dem Gesang der Nationallicder wurde die !Weihe feierlich vollzogen. Unter denen, die cs zu dieser Stunde kommen ließen, ge bührt besonderer Dan? neben vielen anderen opferwilligen Hel fern Oberlehrer Iänichen mit F r a u , Bankbeamter Nt ürsia mit Fran, Röber und Frau sowie HNaler- meister Höniq, Kirschau, die seit Januar -d. I. fast jedes ^Wochenende ihre Freizeit dem Landheime opferten. Nun kamen die Sprecher der -einzelnen Abordnungen zu Wort. In den Ausführungen des Geschäftsführers der Lusa- tia, Martin Köhler, Großschönau, kam dessen große Freude zum Ausdruck, daß nunmehr wieder ein Lnsatiaverein ein eige nes Heim sich erworben habe und damit der Gedanke deutschen Wanderns und deutscher Heimatliebe neuen Austrieb erfahren habe. Insbesondere dankte der Redner dem Vorsitzer Iänichen für dessen mustergültige Verbandsführung, die er jetzt während der Erkrankung der beiden Vorsitzer durchführe. Anschließend überreichte er einen schriftlichen Glückwunsch des bisherigen Lu- satiavorsitzers Schuldirektor Fritsch, Leukersdorf, mit den lWorten: IVöge das Heim eine Erholungsstätte für abgespannte Städter und eine Sammelstätte für frohe Menschen sein!