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Die SiedlungStätigkeit aber setzte erst nach dem Weltkriege in größerem Umfange ein unter Einschaltung der Heimstätten gesellschaft Sachsen zur Durchführung aller siodlungStechnischen und finanziellen Maßnahmen. Das Bauland wurde ausschließ lich von der Stadtgemeinde bereitgestellt. So entstanden 4920 die Siedlungsbanten an der Neuwalder Straße mit 42 2Doh- nungen. Die Bewohner find durch llebernahme von Gesell schaftsanteilen Wohnungseigentümer. Nachdem 4926 bas erste Postbeamtenwohnhaus mit 8 Wohnungen an der Zittauer Straße entstanden war, wurde 4927 die Siedlung an der Mit telstraße mit 40 iWohnungen und bas zweite Postbeamten wohnhaus an der Hittauer Straße gebaut, denen dann 4928 die iWohnhaussiedlung an der Lessingstraße mit 42 ^Wohnungen und 4929 die Industriearbeiterwohnhaussiedlung mit 40 Woh nungen an der Ludwig-Richter-Straße folgte. Im Jahre 4924 wurde durch die Industriellen des ganzen Ortes die Fichtestraßen-Siedluwg mit 6 Einfamiliendoppelhäu sern und 4 Hweifamiliendoppelhäusern sowie 4 Doppelhaus an der Lessingstraße hergestellt. Auch die Stadtgemeinde förderte den ^Wohnungsbau in geschlossenen Siedlungen durch Eigen bau in weitestem Nsaße und stellte außerdem Bauland im Erb baurechte in allen Teilen des Stadtgebiets bereit. Der 4923/24 gebildete Siedlerverein, jetzt Baugenossen schaft e. G. m. b. H., Einzelsiedler und die Stadtgemeinde be bauten von 4924 bis 4934 die fürstliche Hutung mit den an grenzenden städtischen Förstereigrundstücken mit Ein- und Mehr familienhäusern mit 60 Wohnungen. Als die Stadtgemeinde 4926 das Gelände des stillgelegten Beerbergsteinbruches für die Bebauung erschloß und durch Hinzukauf angrenzenden Ge ländes noch abrundete, war das Bauland 4934 bis auf drei Baustellen mit 30 Wohnungen bäbaut. Während der Inflation, als die Glasschleifereien sehr gut beschäftigt waren, entstanden 4922/23 die Schleiferhäuser an der Bergstraße mit 48 Wohnungen. Erst 4934 wurde in die Förderung der Kleinhaussiedlung nach dem Grundsatz „zurück zum Boden" eingetreten unter Ein schaltung der Landessiedlungsgesellschaft „Sachsen". Die Ge sellschaft errichtete 4934/35 mit der Selbsthilfe der 20 Sied ler die vorstädtische Randsiedlung mit 40 Einfamiliendoppel wohnhäusern und mindestens 600 Ouadratmeter Garten je Haushälfte. Die von der Landessiedlungsgesellschaft „Sachsen" 4935 begonnene Stammarbeitersiedlung auf den städtischen Guts feldern in Eibauer Mur ist 23 Hektar groß und umfaßt rund 220 Siedlerstellen, die durchschnittlich 4000 Ouadratmeter groß sind. Die Ausführung erfolgt nach dem Bebauungsplan über das ganze Siedlungsgelände und den hierfür besonderen Bau vorschriften. Das Siedlungsgelände wird in die Stadtflur Neugersdorf eingeflurt. Der erste Bauabschnitt mit 2 Stra- ßenbauten und Bebauung von 36 Siedlerstcllen ist beendet, und mit dem zweiten Bauabschnitt wird schon in nächster Heit begonnen. Oas kulturelle Leben in üer Grenzstadt Neugersdorf Mbhl selten in einem Industrieort dürfte das kulturelle Leben seit jeher so rege sein wie in unserer Grenzstadt Neu gersdorf. Daß sich die geistigen Interessen so lebendig gestalten konnten, verdanken wir insbesondere unseren Vereinen, die seit Jahrzehnten dazu beitrugen, deutsches Diesen und deutsche Kul tur im Volke zu verwurzeln. Ursprünglich wohl aus dem inne ren Bestreben, nach Oberlausitzer Art miteinander fröhlich zu sein und Geselligkeit zu pflegen, gründeten sich all diese vielen Vereine und Vereinchen in Neugersdorf, von denen nicht wenige bereits seit Generationen bestehen und über einen größe ren Mitgliederbestand verfügen. Es gibt wohl kaum einen „echten Neugersdorfer", der nicht einem oder oft mehreren dieser Vereine zugleich angehört! Ist doch meist ein großes Maß lieber Erinnerungen, ja, ein Stück Heimat, mit ihm eng ver knüpft! Er bedeutet gewissermaßen für den Neugersdorfer Tradition, und deshalb hängt er an seinem Vereine. Mag man nun zu dieser „Vereinsmeierei" stehen wie man will, und sie vielleicht als das Ueberbleibscl einer vergangenen Heit an sehen, eins aber dürfen wir nicht vergeßen: All diese Vereine hier in Neugersdorf haben in früheren Jahren so manches Gute wachgerufen, nämlich die Liebe und das Verständnis für die Musik, den Gesang, das Volkstum, die Literatur und das Theater! Als einer der ältesten Bildungsvereine der Oberlausitz wäre zunächst der Naturwissenschaftliche Verein Neugersdorf zu nennen, der 4866 gegründet wurde. Ein größerer Kreis von Mitgliedern, die bestrebt waren, in astronomische, geographische, anthropologische und physikalische Wissenschaften einzudringen, hielt in der damaligen Brauerei Vorträge, zu deren Vorberei tung für die Vortragenden wertvolle Bücher und physika lische Apparate zur Durchführung von Experimenten angeschafft wurden. Letztere sind heute größtenteils dem hiesigen Museum zur Verfügung gestellt worden. Dem Naturwissenschaftlichen Verein ist es zu danken, daß die ansgebrochenc Trichinenerkrankung im Jahre 4876 erfolg reich bekämpft wurde. Ebenso nahm sich dieser Verein der För derung des Obstbaues sehr an. Im Jahre 4888 wurde von ihm auf den damaligen Pfarrwiesen die Spreequelle gefaßt und mit einem starken Eisengitter, das noch heute am Stadtbad zu sehen ist, umfriedet. Mit Hilfe einer Stiftung des Kommer zienrates Julius Hoffmann, Neugersdorf, errichtete der Natur wissenschaftliche Verein im Jahre 4904 als deutsches Wahr zeichen hart an der Grenze den Bismarckturm, der noch heute ausersehen ist, bei nationalen Feierlichkeiten durch sein weithin sichtbares Leuchtfeuer den Brüdern jenseits der Grenze Grüße vom geeinten Deutschland Adolf Hitlers zu entsenden. In den letzten Jahren betreute dieser Verein das Vorkragswesen in unserer Stadt. Durch wissenschaftliche Vorträge, meist von bedeutenden Rednern aus aller Welt, erhielt unsere Heimat stadt einen wertvollen Beitrag zur Verbreitung und Bildung deutscher Kultur. Es fand dieser Verein die größte Unterstützung durch den Wissenschaftlichen Leseverein e. V. Neugersdorf, dessen Grün dung im Jahre 4 873 erfolgte. Auch dieser Verein, der bis zu 340 Mitglieder zählte, ließ es sich angelegen sein, in seinen wöchentlich im Gasthaus „Rose" tagenden Versammlungen bei seinen Mitgliedern durch Vorlesungen aus wissenschaft lichen Marken und Reisebeschreibungen die Liebe für die Natur und die deutsche Heimat zu wecken und zu vertiefen. Manch heimischer Dichter wurde hier zum ersten INale bekannt. Der Verein verfügt heute über eine stattliche Bücherei und mehrere optische Apparate. Die seit Jahrzehnten unter dem Lesezirkel kursierende Lesemappe vermittelt vielen der Mitglieder reichen und interessanten Lesestoff, der den Lesern ein guter Freund geworden ist. Es wäre vielleicht in diesem Husammenhange ferner der Photoverein zu nennen, dem es zu verdanken ist, daß durch seine aufklärende Tätigkeit das rechte Verständnis geweckt wurde, die Schönheiten der engeren Heimat richtig zu sehen. Aus dem schönen Brauch, zum Ostermorgen von der Höhe des Dorfes Lieder ins Tal zu schicken, entstand im Jahre 4862 der Mannergesangverein „Sängerbund". Es waren meist Männer, die nach getaner Arbeit Entspannung und Erholung im Gesang suchten und fanden. Go wuchs dieser Verein unter