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der rötlichen Fichtenstämme gleichmäßig aufragen. Wir sind an den Anblick solchen „lWaldes" so gewöhnt und sind so genüg sam geworden, daß uns kaum mehr aufsällt, wie unnatürlich dieser Forst ist und wie er nach dem iWillen der früheren Forst wirtschaft nichts anderes darstellt als eine Holzfabrik. Da die Fichte früher hier im Berglande gut wuchs und demnach beson ders viel Geld einbrachte, pflanzte man sie überall in reinen Beständen an und verdrängte alle anderen Hölzer. Jetzt ist der Vvaldboden verarmt und durch die dicken Nadclpolstcr der Fichten versauert, um nicht gröber zu sagen: versaut. Die Bodenflora ist erstickt, der ganze Raum bis zu den TMpfeln hinauf unerfüllt und unausgenützk. iWenn tierische Schädlinge (Nonne) solch einen Forst überfallen, kann er meilenweit ab sterben, und wenn große Stürme durch die Forsten rasen, wer fen oder knicken sie Hunderte von den flachwurzelnden, kränkeln den Bäumen. Darum verurteilt die heutige Forstwirtschaft be reits einstimmig die verhängnisvolle „Verfichtung" und kommt auch in der Praxis allmählich davon ab. Zwar wird man auf die Fichte, den „Brotbaum" des deutschen Waldes, nie ver zichten können; aber man beginnt gesündere Bestände aufzu bauen, Nsischwälder, in denen auch andere Baumarten wieder zu ihrem Rechte kommen. Auf unserem WAterwege erblicken wir hier und da bereits die Zeichen der ^Wandlung: achte auf sie! T8ie schön ist der Wald auf dem Gipfel, mit gutgewachsenen Buchen durchsetzt und weiträumig, llnd wenn wir einen kurzen Abstecher auf den Nordhang unternehmen, gelangen wir sogar in einen echten Wald, wo Buchen, Tannen, Fichten, Bergahorn, Birken, Eichen einträchtig beieinanderstehen und wo auch der Boden mit einer gesunden Pflanzendecke bewachsen ist. Ein schönes lWaldgras, der lWaldschwinqel, bildet hier ausgedehnte Be stände. Wir finden hier oder in der Nähe auch eine Reihe hüb scher montaner Pflanzen. Der Bergholunder läßt im Sommer korallenrote Beerentrauben leuchten. Daun prangt auch das iWeidenkreuzkraut mit seinen gelben Blütentellern. Die pur purnen Blütentöpfchen des Hasenlattichs nicken. Zartgrüne Farnwedel ragen und winken allenthalben: der dornige Mmrm- farn in seinen zwei Formen, der Frauenfarn, der Eichenfarn, der männliche Wurmfarn, seltener der Adlerfarn, der Buchen farn, der Tüpfelfarn und der Rippenfarn. Der seltsame Bär lapp rankt sich an den feuchtschattigen Wegrändern, häufig der Keulenbärlapp, seltener der sprossende und nur an einer Stelle der flache Bärlapp. Aber wir wollen nicht länger suchen und forschen. Von den Gipfelklippen des Kälbersteins genießen wir feine Aus blicke hin und her ins Bergland. Der ÄVeiterweg nun zum Pickaer Berg ist oft von prächtigen jungen Lärchen eingesäumt. Am südlichen Berghang an einer Stelle hemmen wir den rüstigen Wanderschritt: welch herrlicher 2Dald! Tannen ragen da, die teilweise über hundert Jahre alt sein mögen, mit Bu chen und Fichten vereint. In unsere Freude mischt sich ein bitterer Tropfen: wir suchen vergebens nach Jugend! Die „natürliche Verjüngung", die der moderne Forstmann ersehnt, ist weder hier noch in den meisten anderen Revieren da! Kein Tannensamen keimt, kein junges Tännlein grünt irgendwo. Die Tanne ist ja ohnehin das Schmerzenskind unserer Förster. Sie steht in unseren Bergen schon an der Nordqrenze ihrer Verbreitung überhaupt und stirbt in den letzten Jahrzehnten lanqsain aus. Die Gründe dafür kann ich dir hier in Kürze nicht angeben, es ließe sich ein ganzes Buch darüber schreiben. Aber wäre es nicht wünschenswert, diesen Streifen ehrwürdi gen Tannenwaldes hier unter besonderen Schutz zu stellen? Du freust dich wie alle Wunderer über die wundervollen blauen Blütenkerzen, die im Pickaer !Wald zu Tausenden ans grünem Blattwerk aufsteigen. Es ist die Lupine, die ebenso wie der rote Fingerhut vielfach von den Förstern ansgesät wird. Ilkan bringt diese schönen Fremdlinge zu uns, um von ihren Wur zeln den Waldboden lockern und durcharbeiten zu lasten. Die Lupine ist überdies Notfutter für das DÄld. Wenn wir am Pickaer „Schlösse!" vorbei durch eine hoch stämmige Lindenallee hinaus ins Freie gelangt sind, wandern wir eine Strecke weit zwischen Forst und Feld dahin. Wun dervoll ist die Sicht in die volkreichen Talwannen nud auf die Waldhöhen der südlichen Lausitz. Nun zum Bieleboh hinan! Die Fichkenreviere bringen nicht viel Abwechslung. Doch der Eichelhäher, der immer noch besser ist als jeder schlechte Forstmann, hat Eichen an den Wegrand gepflanzt, der Wind hat Samen von Birken und Weiden in die Fichtenwüste geworfen. Lärchen und Kiefern treten dann und wann in den Vordergrund; auf besseren Bö den gewahrst du sogar Beispiele guter natürlicher Verjüngung. Sonst zeigen nur die wenigen ^Wasserläufe, die wir kreuzen, lebhafteren Pflanzenwuchs, montane Arten, wie den rauhhaari gen Kälberkropf oder den Hainfelberich. Höher und höher geht es hinauf durch die rauschenden Forsten; mit lWonne atmest du die reinen, kühlen Lüfte, und nun endlich stehst du auf dem Gipfel des Bieleboh, und weit schweifen von der gastlichen Baude aus deine Blicke in die südlichen Täler hinab. Heimatfestwoche 1?Z6 in Görlitz Die Vorarbeiten für die diesjährige Heimatfestwoche sind nun im großen und ganzen soweit erledigt, daß gesagt werden kann: sie wird die bunteste und eigenartigste werden, die bisher veranstaltet wurde. Ihr Zweck ist. Entspannung und Veranügen nach harter Winterarbeit zu verschaffen, deshalb erhielt sie das Kennzeichen: „G örlitz lacht und tanzt acht Tage!" Darüber hinaus will sie aber auch ein echtes Volksfest im Geiste unserer Zeit sein. Aus diesem Grunde wurde dem Ar beitsdienst ein gut Teil des Programms zuqewiesen und für den zweiten Sonntag, den 42. Juli, ein Festzug vorbereitet, der in seinen beiden Abteilungen „Das wehrhafte Görlitz" und „Das arbeitende Görlitz" eine planmäßige Gliederung "und einen systematischen Entwicklungsgang zeigt, wie er in Görlitz rum ersten Nkale in Deutschland zu sehen sein wird. Aus die sem Grunde wird er als Vorbild für andere auch von der llfa- Wochenschau gefilmt und in anderen Städten gezeigt werden. lieber die Festfolge werden demnächst weitere Einzelheiten bekanntqegeben. Das Festabzeichen für 25 Pf. wurde von Gör- litzer Handwerksmeistern heraestellt und gewährt nicht nur dauernd freien Eintritt zum Ilntermarkt, sondern auch Preis nachlaß bei den meisten Veranstaltungen, die für ganz niedrige Eintrittspreise geboten werden. Daneben gibt es noch die Fest folge in Heftform für 60 Pfg., die aber auch 4 Gutscheine zu je lO Pfg. enthält, die bei allen Veranstaltungen der Festwoche als Bargeld in Zahlung genommen werden. Die Teilnahme ist daher jedem Volksgenossen möglich. Heute ergeht die Bitte an alle, in Freundes- und Verwand- tenkreisen außerhalb unserer Stadt für das Heimatfest 4936 (4. bis 42. Juli) zu werben. Görlitz muß in dieser lWoche seinen guten Ruf als Frem denverkehrsstadt neu beweisen! us den Spalten der Heimatzeitung Klingt die Sprache der Heimat! Wer die Heimatzeitung liest, unterstützt die heimische Wirtschaft und schafft Arbeit für ortsansässige Volksgenossen!