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den beiden Söhnen war der jüngere, Julius Gottlob, wirk licher Geheimrat und sächsischer Gesandter zu Frankfurt a. M. Der ältere, Eduard Gottlob, war königlich sächsischer Staats minister wie sein Vater und folgte ihm 1836 im Besitze von Oppach und Wurbis. flrthur vom Noröstern ^)l)vto- K. ^ursche, »Oppach G. 21. E. ö. Nostitz ist als politische Persönlichkeit heute noch unvergessen, sind doch viele seiner staatlichen Einrichtungen von bahnbrechender Bedeutung gewesen. Besonders einflußreich war sein Wirken als Präsident der Landesarmenkommission, welche für alle Jucht-, 2Daisen- und Armenhäuser des Landes zu sorgen hatte. Sein warmes Herz fand hier ein dankbares Betätigungsfeld. Sachsen dankt ihm die Gründung der Irren anstalt auf dem Sonnenstein bei Pirna, der ersten dieser Art in der 2Delt. ^Während bis dahin die Unterbringung der mit tellosen Irren sich nicht sehr vom Strafvollzug unterschied, veranlaßte Nostitz die Scheidung aller Irren und Gemütskran ken in heilbare und unheilbare, und deren gesonderte Unter bringung und die Gründung von Besserungsanstalten für ent lassene Sträflinge. Er hat die konstitutionelle Verfassung der sächsischen Oberlausitz 1830 beendet, deren Urkunde unter seiner Gegenzeichnung abgesaßt ist. Seine sozialen Schriften waren weit verbreitet und manches, was er zu Lebzeiten nicht mehr durchführen konnte, ist später, zum Teil von seinem Sohne, in die Tat umgesetzt worden. Die bedeutendste Abhandlung ist das 1801 in Görlitz erschienene Buch „Versuch über die Armen- Versorgungsanstalten in Dörfern". Die darin aufgestellten Grundsätze stnd zum größten Teil in die sächsische Armenord nung vom 23. Oktober 1840 übergegangen, die als eine her vorragende Tat der sächsischen Gesetzgebung gilt. Es ist natürlich, daß Nostitz als Erb-, Lehns- und Ge richtsherr auf Oppach in unserem Gemeinwesen viel Gutes wirkte. Manches von seinen sozialen Reformen, wie z. B. seine Grundsätze in Bezug ans das Armenwesen, hat er in Oppach praktisch erprobt, indem er im Jahre 1794 hier ein Armen haus errichtete und 1799 ein „Armeninstitut" einführte, „Da mit der Bettelei gesteuert und das aus derselben und aus der Armut entspringende allgemeine Elend vermindert werde". Auch auf das Schulwesen richtete er sein besonderes Augen merk. Die Auswahl der Lehrkräfte und der Geistlichen nahm er stets mit größter Sorgfalt vor. Siebenmal hatte er Ge-, legenheit, das Pfarramt und die beiden Lehrstellen zu besetzen mit seiner Hilfe wurde die Gchulbibliothek begründet und ihiü hatte Oppach die neue Kirche und Schule zu verdanken. Es ist im Rahmen dieser Skizze nicht möglich, die Verr dienüe dieses hochherzigen und rastlos tätigen INenschenfreun- des aufzuzählen. Eö soll in folgendem nur noch auf G. Al E von Nostitz als Dichter eingegangen werden, denn als solcher ist er wohl nur Kennern des Zeitalters der Romantik bekannt. Aber nicht nur, weil „Arthur vom Nordstern", wie Nostitz sich als Dichter nannte, zu seiner Ieit ein viel gelesener Schrift steller war, lohnt es sich, sein dichterisches Schaffen zu wür digen. In seiner Persönlichkeit spiegelt sich der Geist jener be deutungsvollen Ieit der Napoleonischen und deutschen Freiheits kriege wider. Der gesamte handschriftliche Nachlaß Arthur vom Nord sterns und ein großer Teil seiner gedruckten Werke befinden sich in seiner Bibliothek im Schloß zu Oppach. Sie sind bis heute unangetastet geblieben. Es entsprach Nostitzö sorgfältiger, fast pedantischer ^Wesensart, alle seine größeren und kleineren Dichtungen genauestens zu sammeln und aufzuheben. Es sind 4 handschriftliche Bändchen aus seiner Jugend und 21 große, sehr umfangreiche Bände ans seinem späteren Schaffen erhal len, ein Teil davon noch unsortiert und ungebunden. Arthur vom Nordstern war außerordentlich belesen und verfügte über ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Seine sechsbändige Erläuterung der griechischen und römischen Mythen, in die Form von Brie fen gefaßt, sind hierfür ein staunenswertes Ieugnis. Seine Kenntnisse der Fremdsprachen ermöglichten es ihm, die bedeutend sten literarischen Werke der Antike und Neuzeit im Urtext zu lesen. Es finden sich in seiner Oppacher Bibliothek Dichtun gen in lateinischer und englischer Sprache; und eine große Iahl schöner Ausgaben englischer, französischer und italienischer Schriftsteller. Seit frühester Jugend — die ersten Niederschriften stammen aus seinem 15. Lebensjahr — beschäftigte er sich eingehend mit der deutschen Literatur. Goethe, Schiller, Hauswald, Graf Stollberg, Kleist, Bertuch, Kloppstock, Göcking, Lessing, Wie land usw. sind in Erstausgaben vertreten, neben Namen von Schriftstellern, die heute fast vergessen sind. Die Niederschrif ten, die Arthur vom Nordstern bereits als Fünfzehnjähriger über seine Lektüre gemacht hat, lassen eine erstaunlich weite und tiefe literarische Bildung erkennen. Es wäre undurchführbar, hier seine zahlreichen Gedichte — es sind deren mehrere Tausend — aufzuzählen und zu werten. Ein großer Teil sind Gelegenheitsarbeiten, für häusliche Feste und für Freundeskreise, manchmal nicht frei von liebenswürdi gem Dilletantismus. Aüs vielen spricht eine tiefe Vaterlands liebe und das stolze Bewußtsein, Deutscher zu sein. Es ist be kannt, daß sein ältester Sohn die Freiheitskrieger als Lützower Jäger mitmachte. Für Nostitz insofern ein Zwiespalt, als er, die deutsche Freiheitssehnsucht der jungen Generation mitemp findend, trotzdem als sächsischer ^Minister und Diener eines mit Napoleon verbündeten Staates, die Handlungsweise seines Soh nes öffentlich mißbilligen und ihn des Landes verweisen mußte. Seine Dichtungen verraten seinen Haß gegen Napoleon. Nach dessen Flucht ans Rußland bedauert Nostitz die Rettung des Korsen mit dem vielsagenden Vers: „lWarum das Untier nicht erfrohren, das seinen Tron auf Leichen baut? es steckte ja bis an die Ohren in seiner eignen Tiegerhaut." Aus der Ieit der Freiheitskrieg« stammt auch ein reizendes Theaterstück, das wert ist, der Vergessenheit entrissen zu wer den: „Die Rückkehr der Krieger". Es ist nie gedruckt worden, seine Uraufführung aus dem Manuskript wird vom Oppacher Heimat- und Verkehrsverein geplant. Besonders erwähnenswert sind die „Erinnerungsblätter eines Reisenden im Spätsommer 1822". Sie vereinigen alle ansprechenden Seiten der Dichtkunst Arthur vom Nordstern's und man kann sie heute noch mit Genuß und Interesse lesen. Der Dichter schildert eine von ihm 1822 unternommene Reise, die ihn vom Juli bis November durch Thüringen, das Rhein land, die Schweiz, Norditalien, Ungarn und Oesterreich ge führt hat. In buntem Wechsel beschreibt er bald die Natur, bald ein Denkmal oder Kunstwerk; häufig gedenkt er des in der Heimat weilenden Freundeskreises, oft bewegen ihn histo rische Ereignisse. Er beschäftigt sich ausgiebig mit seinen Lieb- lingsgedanken, kritisiert in scherzhafter Weise die Mängel der