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drückend wirkt die geringe Höhe. Aber der alte lWeber, der durch das ewige Schemeltreten krumm geworden war, hatte Räum. Starke und abgefaßke Deckenbohlen sind sichtbar, zwi schen denen sie Deckenbrettcr eingeschoben oder ausgelegt sind. Daraus liegt der wärmende Lehmestrich. Die iWände sind mit Brettern verschlagen und die unentbehrlichen „Ritschelläden" sinv sinnvoll eingebaut. Grau ist der Decken- und Wundanstrich, der Fußboden mit breiten Brettern ausgelegt, Nur hinter dem weit in die Stube stehenden großen Kachelofen, der „Hölle", liegen fließen. An der Decke nm den Ösen sind geschnitzte Auf hängevorrichtungen für die alltägliche Wüsche. Kurze Bretter an den Deckenbalken genügen für die Aufbewahrung von Bü chern und Holzhaken an den Balken dienen zum Aushängen des Sonntagsrockes und der Kleider. Durchlochte Brettchen an den Deckenbalken zeigen, daß hier Wübstuhl und Scheerraume Platz gesunden haben. — Gehen wir wieder über die Alur, nach dem Stübel. Einige Stufen führen herauf, fast gebückt muß inan gehen. Darunter liegt das Kellerloch und greift mit seinem Tonnengewölbe aus Steinhorzeln hinauf ins Stübl. Ein kleines Schlafgemach, kaum Platz für zwei Betten, einfach und schlicht die Ausgestaltung, fast ernüchternd. Besuchen wir kurz den Stall. Starke Lehmmauern mit einem kleinen Loch nach außen umfasten den kleinen Raum. Massivdecke ist keine vorhanden, schwache Stangen decken den Raum ab; Darüber liegt Stroh oder Heu. Von der Alur geht es nach der Halle, einem Bret- tcranbau, für die Aufbewahrung der Geräte und des Holzes. Hier befindet sich auch meist das unentbehrliche „Oertchen", das offen und frei daliegt. Der . Sitz ist außergewöhnlich lang, oft mit einem großen Loch für Erwachsene und einem kleineren für Kinder. Bei Benutzung erhält man pflichtgemäß von unten die Ouittung. — Eine Tür führt nach hinken ins Areie. — Nun steigen wir noch auf den Boden. Ohne Einbau ist der ganze Raum. Das Dachgespärre ist auf die Balken der Decke auf geschoben. und die Sparren werden durch Riegel zusammenge halten. Windlatten gehen diagonal der Sparrenvichtuwg und verstreben das Dach. Die eine Seite, über der Stube, ist teil weise gedielt und dient als Schlafraum. Zwischen der Dielung und der tiefer liegenden Balkendecke der Stube wird Heu oder Stroh gelagert. Ebenso liegt auf der anderen Seite ohne jede Abtrennung Heu und Stroh. Hier ist es im Sommer brütend heiß und im iWinter schlägt Rauhreif an das durchnäßte Stroh dach. — Das ist das Bild eines altlausitzer Hauses. So wie der alte lausitzer Weber ein einfacher, schlichter, aber harter und ver schlossener Mansch war, so ist auch sein Elternhaus gewesen. Kara war sein Leben, schwer seine Arbeit. Und doch hat in die sen schlichten Gemäuern ein braves deutsches Geschlecht gelebt, das alle Muhe und alle Entbehrungen ohne Klagen auf sich nahm, und dabei im Kreise der großen Familie glücklich war. Der angeblich moderne Zeitgenosse aber, der so gern über „diese alten Buden" lächelt, mag bei der Betrachtung unserer allen Oppacher TFebcrhäuschen dankbar dieser Bewohner gedenken. Wir alle sind es diesem Häuschen schuldig, denn hier lebten und schafften unsere Ur- und Großeltern für uns» Kunstöenkmäler in Oppach Oppach hat in seiner 600jährigen Geschichte das Glück ge habt, eigentlich nur orei Aämilien als Stammsitz zu dienen. Von seiner ersten urkundlichen Erwähnung an, gehört es den Koppe ritzen, einen: reichen Geschlecht aus dem Bautz- ner Lande, denen in der Umgebung: Taubenheim, Sohland. Cunewalde, Wieigsdors und noch andere Güter im Bautzner Weichbild gehörten. Es war der Mstttelpunkt einer größeren Besitzung, zu der sicher Taubcnheün, das noch bis l524 Filial kirche von Oppach ist, vielleicht auch Beiersdorf gehört hat. Ab >478 folgen den Kopperitzen die Herren von Rechen- ber g. Sie stammen aus Rödern bei Radeberg, waren aber schon seit dem 14. Jahrhundert in Kitschdvrf bei Görlitz und in Schlesien begütert. Sie werden binnen kurzem das führende Geschlecht in ver Lausch, sahnen gehören außer Oppach: Soh land, Schirgiswalde. Callenberg, Crostau, iWurbis, BeierS- vorf, Lawaloe un) Schönbacl:, Vettern sitzen aus Cunewalde, so sprach inan vom „Rechenberger Ländchen". Hans I. und seine Söhne, Ernst und Hans, halten den Besitz zusammen, die Söhne beißen . oie nnaesondcrten Brüser", d. h.. sie baben das Erbe des Vaters nicht geteilt. Erü Ernstens Söhne, wie der Hans und Ernst geheißen, teilen sich in Oppach — HanS l l. starb kinderlos — und so gab cs bis 1006 einen Ober- nnd einen Niederhof. Die anderen Güter haben sie unter sich verteilt. Die große iWandelung, die die Südlausitz wirtschaft lich im 16. Jahrhundert durchmacht, nämlich den Ueberaang vom verwaltenden Grundherrn zum selbstwirtschaftenden Guts besitzer. überstehen die Rechenbergs im Geaensatz zu anderen Familien ohne wesentlichen Verlust. Als kaiserliche Räte, als Landesältestc und Landesbestallle nehmen sie führenden Anteil an den Geschicken der Lausitz. Erst nach dem 30jährigen Krieg zerbröckelt der Aamilienbesitz und l67l und l606 gehen die Höfe in Ovpach in andere Hände über. Solch langer Aamilienbesitz bleibt nicht ohne Spuren. Noch heute stehen an der Kirche die Grabsteine des ersten Re- chenberq nnd seiner Schwiegertöchter. Nn Gegensatz zu der Sitte der Griechen und Römer, die von Or. von Schlieben ihre Toten an landschaftlich hervorragender Stelle oder ans Triumphstraßen, wie der via Appia in Rom zu begraben pfleg ten, geht beim christlichen Menschen von Anfang an der Hug nach der geheiligten Stätte. iWem es irgend seine Stellung erlaubt, sucht den Begräbnisplatz in der Kirche. So finden wir in allen vorreformatorischen Kirchen der Lausitz Grüfte, die schon bald nut bearbeiteten Platten bedeckt werden. Aast alle älteren Platten sind den späteren Umbauten der Kirchen zum Opfer gefallen, nur zwei haben sich in den Landkirchen der sächsischen Oberlausitz erhalten: die in K i t t l i tz für einen N o st i tz st t 288 und die Oppacher für Hans v. Re chenberg st l5l4. Beide sind aus Granit, also sind sie von einem einheimischen Steinmetzen gehauen, als erste Heugen eines hochentwickelten Handwerks, das bis in unsere Tage blüht. !Während die Kittlitzer Platte noch ganz handwerksmäßig herqestellt ist, ohne auch nur den Versuch zu machen, die Auf gabe künstlerisch anszugestalten — das Wappenschild ist nur augedeutet, die Umschrift so verschrieben, daß die Annahme be rechtigt erscheint, der Steinmetz sei des Lesens nicht kundig ge wesen — zeugt der Oppacher Stein für den Hochstand künst lerischen Schaffens, wie er der Heitenwende nm l500 ent- svrach. Diese vollzog den großen Schritt im Geistesleben der Nation aus der Gebundenheit des Mattelalters hin zu dem Individualismus eines Lnther, sie durchsetzt die gotische Kämst der Schnitzelaltäre und Dome mit den ersten aus Italien zu uns kommenden Stilelementen der Renaissance. Aast ein Jahr hundert hat dieser EinschmelzunaSprozeß gedauert, der diese Elemente zu einem Ausdruck deutscher Seele umformtc. Der Stein für Haus steht am Anfang dieses Vorgangs, auf dem Höhepunkt die beiden für seine Schwiegertöchter. In die rechteckige 108 : 2l3 Hentüncter große Platte ist (Abb. l), beginnend an: oberen Rande, dann sich um den Stein ziehend und mit der 2. Heile von oben fortsetzend, folgende In schrift eingehakten: Nach Christi unseres Herrn Geburt m. o. v. c. und in den: XIIII jahr an den Donnerstag vor palmen ist der gestrenge