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Oppacher Lohnfuhrwesen im vorigen Jahrhundert von Hans Müller, Gppach I-assM^Amf^rerll'mriitenKrolri u kiein u NKinevKoulel >n l'Ini reckit.lled soll .' kein'Nick wellt äian, venn Dick auck tmtelt unmülw ^k«nn, _ pccloll nocbknmmcnsusäie^bll, ävrs lnockt.v-ie^R-Ierwsnn^clüIIt/. Oammert's Botenfuhrwerk aus Gppach Photo: K. pursche, Oppach Drei Vilüer erzählen In den ^Wohnstuben zweier hiesiger Landwirte, Wilhelm Eckart und August Dämmert, hängen recht interessante Bil der, die uns von einem für unseren Heimatort ehemals sehr bedeutsamen Gewerbe, dem L o h n f u h r w e s e n, Kunde geben. Die drei Bilder, von denen wir eins hier abgedruckt fin den, sind von einem gewissen Johann Samuel Erler in Colm nitz bei Freiberg in den Jahren 4855 bis 4867 gemalt worden. W. Eckart sagte, daß Erler Knecht gewesen sei. lWahrschein- licher ist mir aber die Angabe August Mittags, daß Erler Tischler in Colmnitz gewesen ist. Die Bilder sind von ihm nach Ski,Mn angefertigt, die er bei einem Aufenthalt des Fuhrwerks in Colmnitz machte. Die Auftraggeber mögen von anderen Ar beiten des Erler entzückt gewesen sein, vielleicht haben sie aber auch eine Erinnerung haben wollen, da sie merkten, daß das Fuhrwesen von den aufkommenden Bahnen verdrängt wurde. Für uns ist wesentlich, daß die Bilder in dilettantisch-gewissen hafter lWeise gezeichnet und ansgemalt sind und wegen ihrer Wirklichkeitstreue Doknmcntwert besitzen. Sie scheinen in unserer Gegend ziemlich selten zu sein, da schon mehrere Altertumsknndler den lWunsch geäußert haben, sie zn besitzen. In Ebersbach/Sa. habe ich ein gleiches Bild von demselben Nlaler gefunden. Das erste Bild (im Besitze W. Eckarts) stellt einen zwei- spännigen Rüstwagen dar und trägt die Aufschrift: „Mein Fuhrwerk schütz Gottes Hand, wenn cs mit Fracht geht über -Land. G. Eckart. Gefertigt von Joh. Samuel Erler in Colm nitz bei Freiberg im Jahre 4855." Das zweite Bild, ebenfalls in der Stube des Landwirts Eckart hängend, in gleicher instruk tiver Weise gemalt, zeigt einen dreispännigen Rüstwagen und die Aufschrift „Meinem Vater noch zu Ehren treib' ich gern den Fuhrmanns-Stand, ferner mag mein Gott bescheren Glück und Segen über Land. Wilhelm Eckert. 4867." Herr Dämmert besitzt das oben abgedrnckte Bild des vierspännigen Rüstwagens vom früheren Fuhrgeschäftsinhaber August Mit tag. Er bezahlte für jedes Pferd einen, Taler, Glas und Rah men erhielt er geschenkt. Recht interessant ist auch hier die Auf schrift: „Gott segne meinen Beruf und den Botentag, daß Vppach und Nensalza recht absetzen mag, daß ich kann fahren Frachten groß und klein und meinen Beutel füll' mit Talern ein. August Mittag." Darunter folgt noch der Vierzeiler: „Thu recht, steh fest, kehr Dich nicht dran, wenn Dich auch tadelt mancher Mann, Der soll noch kommen auf die Well, der's macht, wie's Jedermann gefällt. Gefertigt usw. im Jahre 4867." Angeregt durch diese Bilder, setzte ich mich mit Wilhelm Eckart, dem Adoptivsohn des genannten Gottlieb Eckart, August Mittag, dem Neffen des zuletzt erwähnten August Mittag, August Dämmert und Karl Hensel, die sich ebenfalls noch an viele Einzelheiten erinnern konnten, in Verbindung. Sie be stätigten, daß die Bilder ganz wirklichkeitsgetreu sind sowohl in Bezug auf die Jeichnnng als auch auf die Farbe. Wie genau der Nlaler beobachtet hat, geht daraus hervor, daß Herr Eckart kleine Eigentümlichkeiten der Pferde seines Vaters, wie z. B. stolze Kopfhaltung des Handpferdcs uns weiße fessel des Sattelpferdes, als der "Wirklichkeit entsprechend bezeichnete. !Wie sah nun ein solches Fuhrwerk aus? — Der K n echt, der den Jwei- bis Vierspänner zu betreuen hatte, trug einen leuchtend blauen Kittel, ein rotes oder türkisches Halstuch und einen schwarzen starken Filzhut mit nach hinten hängender Bummel. Bei Regen schützte ihn eine Lederkutte. Hohe Stiefel, die bis zur Hüfte reichten und oben gebunden wurden, vervollständigten die Ausrüstung. Die Pferde, schöne mittelstarke Tiere, trugen reich geschmücktes Jaumzeug. Die Kumte waren viel breiter als die setzt gebräuchlichen, etwa 40 Zentimeter breit. Reiche Miessingbeschläge und rote Lap pen am Kumt nnd an den Bauchriemen beleben das Bild. Am Kumt des Handpferdes hängen außerdem Dachslappen. Das Sattelpferd hatte seinem Namen entsprechend einen Sat tel, auf dem der Kutscher ritt, wenn er das Laufen satt hatte. Deshalb sind für die Deichselpferde auch nur kurze Jügel vor handen. Die Vorspannpferde wurden von dort aus gelenkt. Nach Angaben Eckarts soll der Kutscher auch auf der Deich sel oder auf einem links am W-agen hängenden Brett gestan den haben. Ein eigentlicher Kutscherbock fehlt. Der Rüstwagen war ein stark gebauchter Leiterwagen, ähnlich dem, wie ihn die Firmen Jinimcr und Herberg, Beiersdorf, heute noch benützen. Die Ladung wurde mit Strohbauschcn und Bastmatten kunst voll wasserdicht abgedeckt. lieber die Ladung geben uns die Bilder ebenfalls Auf schluß. Die Kisten sind signiert C. A. L. (C. Ang. Lange, Weberei), F. W. L. (F. W. Lange, Färberei), A. H. (Adolf Herberg), I. H. (Johann Hiller, genannt der böh-