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finden wir ja noch dort die Namen Bleicherwendschuh und Försterbleicher. In Lindenberg betrieb in dem Hause, jetzt Paul Jährig gehörig, dessen Vater Ernst bis kurz vor seinen Tod die von Gustav Heinrich gegründete Bleicherei. Im Oberdorfs besaßen Bleichereien Karl Lange im Hause von Emil Jacob (Nr. 84 b), 'desgleichen Ferdinand Tischer im Hause Nr. 82 (honte dem Fleischermeister Hantnsch gehörig) und ferner Louis Tischer — der Bruder des vorigen — im Hause Nr. 72. Auf dem jetzt der Firma Wilhelm Horn gehörigen Grund stücke, da, Ivo jetzt das neue Fabrikgebäude steht, befand sich eine Garn- und Stückwarenbleiche, allgemein die (Walke ge nannt. Ein hoher hölzerner Trockenturm bezeichnete die Stelle. An Färbereien sind die von (Wilhelm Lange und von Ernst Jacob zu nennen. Erstere befand sich an der Stelle, wo jetzt das Kontorgebäude der Firma Wilhelm Lange steht, während Jacobs Färberei in dem Hause der Drogerie von Lehmann und der Eisenwarenhandlung von (Mauke betrieben wurde. (Während Lange in der Hauptsache Türkischrot färbte, war Jacob auf Indigoblan eingerichtet. Auf dem großen Vorplatze an der Straße wurden die indischen Farbhölzer getrocknet. Da, wo jetzt Herr Lelanz sein Wohnhaus errichtet hat, betrieb die Firma (Matthes eine kleine Blandruckerci. Louis Tischer hatte das Haus Nr. 72 von August Lange gekauft. Lange hatte darin einen kleinen Großbetrieb eingerichtet. Er hatte 6 (Web- stühle aufgestellt, an denen Gesellen arbeiteten. Ein anderer Arbeiter hatte in dem oberen Stockwerk das Scheren zu ver richten und 2 Frauen mußten treiben und spulen. An den (Web stühlen war ein Regulator angebracht, eine Einrichtung, die dem (Weber das Ausklinken ersparte. Um diese fertigen (Waren zu veredeln und kauffähiger zu machen, war in dem damals zweistöckigen heutigen Kontor gebäude der Firma (Wilhelm Horn eine 2000 Zentner schwere (Mangel untergebracht, die durch einen Göpel von Pferden an getrieben wurde. Die Auftraggeber der Handweber und der handwerksmäßig betriebenen Bleichereien und Färbereien waren die Faktoren, allgemein Fabrikanten genannt, die ausschließlich aus dem Weberstande hervorgegangen waren. Diese kauften die Garne und ließen sie je nach Bedarf bleichen und färben, um sie dann den Hauswebern zur Verarbeitung zu übergeben. Die fertigen Waren wurden zum Verkauf auf die (Märkte, vor allem auf die Leipziger (Messe, gebracht. Größere Unternehmer ließen die (Ware durch Frachtfuhrleute befördern, während weniger kapitalkräftige Unternehmer sie selbst auf Schubkarren auf den (Markt — sogar bis nach Leipzig — brachten. (Was die Tätigkeit dieser Fabrikanten oder Faktoren be trifft, so nahm anfänglich Oberoppach eine hervorragende Stel lung ein. Hatten sich doch gerade dort eine ganze Anzahl von Webern dieser neuen Erwerbsquelle zngewendct. Karl Förster, August Förster, Trangott Förster, Wilhelm Lorenz, Bartsch n. a. haben dort ihre Anfanqögeschichte erlebt, bis die Entwicklung andere Bahnen wies. Namen wie (Wilhelm Horn, Reinhold Seifert, Karl Schulze, August Böhme, alle in den andern Ortsteilen, sind heute noch bekannt. So entwickelte sich einerseits ein gewisser (Wohlstand, wäh- renDauf der andern Seite die Not die gleiche blieb, ja sogar durch mehrere (Mißernten in den 70er und 80er Jahren noch verschlimmert wurde. Ein Anfang zur Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse war es. als 488k die Firma Schönlank und Nevier den von Karl Berndt (Beiersdorf) k87k und 72 geöffneten Syenit steinbruch — auf Oppacher Ritterguksflnr gelegen -— pachtete, und so einen neuen Erwcrbszwcig schuf. Es war die erste In dustrie am Orte, die sich mit der Herstellung von Grabsteinen befaßte, und nach und nach bot sie einer sehr beträchtlichen Iahl von Arbeitern lohnende Beschäftigung. Die Arbeit wurde aber immer noch mit den einfachsten Hilfsmitteln und ohne (Maschinen ansgeübt. Im Steinbruch arbeiteten die Spällcr die Bossierer und die Transportarbeiter. Die Bossierer beseitig ten die gröbsten Unebenheiten an den Steinen wegen des leich teren Transports und wegen der Frachtersparnis, denn eö wur den damals Tausende von Kubikmetern Rohsteine nach auswärts verkauft. In den (Werkstätten arbeiteten die Steinmetzen und die Steinschleifer. Die Steinmetzen hatten den Steinen nach der Zeichnung oder dem (Modell die gewünschte Form zu geben. Die (Werkstätten befanden sich bis zum Jahre 4885 in den Wirtschaftsräumen des Rittergutes. k885 siedelte der Betrieb in eigengeschaffene Räume hinter dem Kretscham über, in denen jetzt die Firma ,,Guido Leuschner, Granitwerke" das Wer? weiterführt. Von der Uebersiedelnng an in eigne Räume — am 20. Septbr. 4885 — nimmt auch die maschiinelle Ent wickelung ihren Anfang, die natürlich mit dem heutigen tech nischen Ausbau dieser Betriebe keinen Vergleich aushält. Das (Wichtigste war, daß das (Werk jahraus, jahrein 200 Arbei tern, die wegen ihres Verdienstes von Vielen beneidet wurden, lohnende Beschäftigung bot. Damals, bei der Gründung des Betriebes, betrug der (Wochenlohn eines Steinmetzen 30 bis 40 (Mark, Steinschleifer verdienten ungefähr 5 (Mar? weniger. Aber einen Einfluß auf die Handweberlöhne hatten diese hohen Löhne nicht, denn ein (Mangel an Handwebern trat nicht ein. In den Steinbetrieb strömten nur jüngere Leute: Söhne der Hausweber, für die wegen Platzmangel kein Webstuhl aufge stellt werden konnte, Söhne von Landwirten und junge Leute aus andern Berufen, nicht nur aus Oppach, sondern auch aus den benachbarten Ortschaften. Um das gleiche Jahr, 4885, machte sich der damalige Steinmetz Ernst Hantnsch selbständig und begann seine Tätig keit hinter dem Brauereigrundstück mit nur wenig Leuten. Einige Jahre später kaufte er die sogenannte (Walke, die Stelle, wo heut der neue Teil der Herrischen Fabrik steht. Auch dieser Grabsteinbetrieb wurde zu einem ansehnlichen Unternehmen, bis die Verlegung nach Sohland erfolgte. 4887 gründete der Steinmetz Ernst Johann Hantnsch einen eigenen Betrieb. Den Anfang machte er auf der sogenannten Bährschen (Wirtschaft an dem Kretschamwcge, die vor einigen Jahren durch Blitzschlag abbrarmte und an deren Stelle jetzt eine Scheune steht. Er kaufte dann die Blaudrnckcrei von Fer dinand Tischer, das Grundstück, worin jetzt der Sohn des Hantnsch, Adolf Hantnsch, eine Fleischerei betreibt. Der An kauf der sogenannten Schustermühle trug sehr viel zum Auf blühen des Unternehmens bei unter der späteren Leitung der Herren Karl Tempel und Heinrich (Meinholz. Durch diese Veränderung ist der Betrieb, der heute noch 80 bis 400 Per sonen beschäftigt, auf Beiersdorfer Flur verlegt worden. Es war somit in den Jahren 4880—4890 ein neuer Geist in die wirtschaftlichen Verhältnisse Oppachs eingezogen und dieser Geist ergriff auch das bis dahin unsere Wirtschaft be herrschende (Webereifach, so daß sich auch darin ein (Wandel vollzog. Die Fabrikanten (Wilhelm Horn und (Wilhelm Lange begannen im Jahre 4890 und 4894 mit der fabrikmäßi gen Herstellung von Webwaren. Schon das Bckanntwcrden der Absicht löste bei den HanSwebern schwere Bedenken ans. Glaubten sie doch, ihren Erwerb vollständig zu verlieren. Nachdem in mehreren Nachbarorten bereits mechanische (Webereien errichtet waren, ging als erste die Firma (Wilhelm Horn im Jahre 4894 zum mechanischen Betriebe über. Dieser Schritt ist hauptsächlich der Tatkraft des verstorbenen Senior chefs (Woldemar Horn zu verdanken. Das Haupt- und Kontor gebäude, worin bis dahin eine (Mangel betrieben wurde, wurde aufgestockt und erhielt so seine heutige Gestalt. 4894 liefen darin die ersten mechanischen (Webstühle. Nun wurde von Jahr zu Jahr der Betrieb erweitert und nach und nach auf die heu tige Höhe von rund 300 (Webstühlen gebracht. Die Firma, die bis dahin 400 bis 420 Handwcbern Brot gegeben hatte, baute den Handbetrieb im Inge der Fabrikerweiternng ab. Nach dem Jahr 4900 waren es nur noch wenige, meist alte Leute, die dem Beruf als Hauswebcr noch ausübten. Der letzte große Anbau auf dem Grundstücke der sogenannten Walke erfolgte 4940. (Mit dieser Entwickelung gingen auch die Veredelungs betriebe, wie Färberei und Ausrüstung, Hand in Hand. In erwähnen ist noch, daß sich die Firma ursprünglich mehr auf die Fabrikation von Taschentüchern als Spezialität eingestellt hatte.