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Organisationsfragen der Lusatiavereine Bearbeitet auf Grund der etngegangenen Berichte Der vorliegende Bericht ist als Fortsetzung des vorjäh» rigen (am 4. März 1928 in der OHZ. erschienen) zu betrach, len. Er wendet sich aber diesmal weniger an die breite Öffent lichkeit, sondern er soll mehr Ditrge behandeln, die den Ver bandsvorstand und die einzelnen Vereinsvorstände interessieren. Um deren wohlwollende Stellungnahme zu den einzelnen Fragen wird also von vornherein gebeten. Zunächst eine Feststellung, das Verbandsorgan betr. — Es scheint noch öfters vorzukommen, daß die geschästsfüh- renden Vorstandsmitglieder, vor allen Dingen die Vorsitzenden, die OHZ. nicht sofort nach dem Erscheinen erhalten, sondern erst in der üblichen Lesezirkelreihenfolge. Es ist aber unbedingt notwendig, daß dem Vorsitzenden jedes Vereins ein Exemplar des Berbandsorgans sofort zugestellt wird. In Zukunft werden noch mehr als bisher Veröffent lichungen bez. Anzeigen des Verbandes in der OHZ. erscheinen, um der Lusatia auch äußerlich ein immer festeres Gefüge zu geben. Ende September des vorigen Jahres sind diesmal an 38 Vereine Fragebogen ausgesandt worden (einer mehr als 1927). Den beiden Landsmannschaften Dresden und Berlin sind die Bogen erst kürzlich zugestellt worden, ihre Rücksendung ist zur Zeit noch nicht erfolgt. Erfreulicherweise sind obige 38 Bogen ausgesüllt zurückgekommen, leider nicht alle mit erfreulichem Inhalt. Ein Verein (Kamenz) ist im vergangenen Jahre neu zum Verbände hinzugetreten, einer (Hirschfelde) ist wieder zu neuem Leben erwacht. Dort hat fick der Gebirgsverein mit dem Gewcrbeverein verschmolzen. (Ein Beispiel, das hoffentlich recht viel Nachahmung findet!) Kürzlich ist der Gebirgsoerein Curie- walde, der ganz eingegangen war, wieder neu gegründet wor den und hat sich auch sofort der Lusatia wieder angeschloffen. Im Gegensatz zu diesen ermutigenden Mitteilungen stehen 3 Vereine, die berichten, daß ihre Tätigkeit fast ganz geruht hat. Es wird Aufgabe des Berbandsvorstandes sein, durch münd- liche Verhandlungen die Ursachen des Stillstandes festzustellen und eine Besserung nach der einen oder anderen Seite zu er- streben. Betrachtet man nun einmal die örtliche Verteilung der Berbandsoeretne, so gehören 16 der Amtshauptmannschaft Zit tau an, 15 zu Löbau, 5 zu Bautzen, 2 zu Kamenz und einer zur preußischen Oberlausitz. Auf den ersten Blick ergibt sich eine starke Überlegenheit der Südlausitz. Das ist einmal be- gründet in geographischen und wirtschaftlichen Verhältnissen, zum andern in der Entwicklung des Verbandes. Um aber der großen Heimat- und Volksbildungsorganisation der Lausitz zu der ihr zukommenden Bedeutung zu verhelfen, winkt der Ver- bandsleitung wieder eine neue dankbare Aufgabe: Im Westen und Nordwesten unsrer Heimat muß die Lusatia noch mehr Fuß fassen. Von Schirgiswalde bez. Neuktrch besteht mit Aus- nähme von Demitz-Thumitz eine große Lücke bis Pulsnitz. Auch in der Ostritzer und Bernstädter Gegend bestehen zur Zeit keine Vereine, die ausschließlich Heimatpflege und Volks bildung treiben. Auch für die Behörden müßte es ein lohnen- des Ziel sein, Hand in Hand mit der Lusatia deren Wir- kungskreis vergrößern zu helfen. Es gibt aber auch noch lei- stungsfähige Vereine, die dem Verband noch nicht anqeschlossen sind. Verheißungsvolle Werbearbeit hat bereits eingesetzt. Da- neben gibt es aber nach der Übersicht 5 Orte, wo zwei Ber- bandsvereine bestehen. Wenn diese doppelten Vereinsgründungen auch einen historischen Grund haben mögen und die Ardeits- gebiete in einigen Orten reinlich geschieden sind, so vermag der Berichterstatter keinen tieferen Grund zu erkennen, der einem Zusammenschluß hinderlich sein sollte. Die Namen der ver- schiedenen Verbandsvereine beweisen, daß auch an anderen Orten Verschmelzungen erfolgt sind, die dem betr. Verein durchaus zum Segen gereicht sind. Ls wird soviel über die unselige Zersplitterung im Vereinsleben geklagt. Wo jetzt vor allen Dingen von Wirtschastskreisen der Ruf zum Zusammen- schluß ertönt, darf auch im Veretnsleben vor Konzentrationen nicht Halt gemacht werden, besonders dort, wo der eine oder andere Verein sich nicht als recht lebensfähig erweist. Ein Kuriosum gibt es in Sohland a. d. Spree, wo neben dem Verein der Heimatfreunde eine rührige Ortsgruppe des Ge- birgsvereins für die Sächsische Schweiz besteht. Einer Stel lungnahme hierzu will sich d. B. enthalten. Die Mitgliederzahl des Verbandes betrug am 1. Okt. des Vorjahres annähernd 8500. Das bedeutet gegen das Vorjahr einen erfreulichen Zuwachs. Wenn auch einzelne Vereine in ihrem Bestände etwas zurückgegangen sind, so haben andere das durch Zunahme bei weitem ausgeglichen. Seif hennersdorf gibt auch Heuer wieder ein glänzendes Bei spiel für das Wachstum eines Vereins. Dort hat sich ja der in der Gegenwart wohl einzig dastehende Fall ereignet, daß der Humboldtoerein weitere Ausnahmen vorläufig sperren mußte, da der größte Saal des Ortes die Besucher bei Vereins abenden nicht mehr fassen kann. Ein interessantes Bild gibt das prozentuale Verhältnis der Mitgltcderzahl zu der Einwohnerzahl des betr. Ortes (s. Sp. 4 von übers. II). Frei lich gibt es hierbei Fehlerquellen, die d. B. nicht ganz besei tigen konnte. An der Spitze steht danach der Gebirgsverein Lückendorf mit 19°/» (ein beherzigenswertes Beispiel für Kleine Orte!) Es folgt Neusalza-Spremberg mit 15°/». (Nach der Mttgliederzahl von 970 würden es sogar über 25°/» sein. Da aber Neusalza Spremberg die Mitglieder anders berechnet, mußte hier eine Reduzierung erfolgen.) Auch hier ein glänzen des Beispiel dafür, was sich durch vortreffliche Leistungen er reichen läßt. Und die Nutzanwendung aus den trockenen Pro zentzahlen? Werbt Mitglieder! 5°/° der Einwohnerschaft für einen Heimat- uud Volksbildungsverein möchten wohl in jedem Ort erreicht werden. Es könnten auch 10°/» sein. Die Werbe arbeit müßte einmal auf die Tagesordnung einer Vertreter- sitzung oder Wanderversammlung gesetzt werden. Die Zahl der ins Bereinsregi st er eingetragenen Verbandsveretne beträgt 13. Diese Zahl ist nicht sonder lich hoch, und die Vorstände der noch nicht eingetragenen Vereine müßten mit Rücksicht auf das Ansehen ihres Vereins diese Frage einmal ernsthaft erörtern. Im besonderen gehören alle die Vereine ins Register, die ein größeres Wertobjekt be sitzen (Baulichkeiten, Museum). Die Übersicht über das Geschäftsjahr der einzelnen Vereine gibt ein recht buntscheckiges Bild (s. Sp. 6). Im Interesse der Berbandsgeschästsführung ist eine einheitliche Regelung drin gend geboten. Trotzdem die meisten Vereine aus Tradition am Kalenderjahr festhalten, kommt dieses allenfalls für reine Ge birgsvereine in Frage, für Vortragsvereinigungen dagegen wirkt die Zerreißung des Dortragssemesters störend. Aas die sem Grunde haben in den letzten Jahren mehrere Vereine ihr Geschäftsjahr auf Oktober bis September gelegt. Diese Rege lung hält auch d. B. aus eigener Erfahrung für günstig. Sie gilt auch für die Abfassung der Tätigkeitsberichte. Die Vereinsbeiträge (Sp. 7) sind auch recht ver schieden. Sie schwanken zwischen 1 RM. bis 8 RM. Diese Unterschiede sind begründet durch die mehr oder weniger großen Arbeitsgebiete. Im allgemeinen sind die Steuern sehr, sehr niedrig, besonders wenn die Leistungen gegenübergestellt wer den. Da genießen die Mitglieder teilweise freien Eintritt zu den Vorträgen, oder es wird ihnen ein reichhaltiger Lesezirkel kostenlos geliefert. Ein Teil der Gelder wird für Unterhaltung der Heimatmuseen verwendet, und die Gebirqsvereine suchen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln unsre Heimat immer mehr zu erschließen. Mancher Unbeteiligte wird sich sogar manchmal fragen, wie die Summen überhaupt aufgebracht werden können. Turnvereine, deren Arbeit mit der unsers Verbandes am meisten verglichen werden kann, müssen schon aus äußeren Gründen ganz andre Beträge verlangen. Und von Vergnügungsoereinen, die ohne weiteres 18 RM. fordern, soll