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Denn unsere Gefahr nahm mit jeder Stunde zu, indem die Franzosen schon bis 2 Stunden von uns entfernt vor gerückt waren und die Preußen in der Nähe des Kreuz berges sich in einer solchen Linie zur Schlacht-Ordnung auf gestellt hatten, die uns mit Grund besorgen ließ, daß ihr Rückzug entweder durch unfern Ort gehen oder in der Nähe der Wiwalze ein bedeutendes Gefecht entstehen lassen würde. Beides hätte für uns sehr verderblich werden müssen. Wie uns bet diesen Aussichten zu Mute war, zumal beim Hin blick auf unsere Jugend und so manche zum Teil bedenklich darniederliegende Kranke, läßt sich nicht in Worte bringen. Wir seufzten und flehten mit Inbrunst zu unserm barmherzigen Herrn um Mitleid und Schonung und be trachteten es als ein Pfand seiner zuvorkommenden Güte, daß Er uns in der Tages-Losnng die Bitte in den Mund legte: „Wende dich zu mir und sei mir gnädig, wie du pflegst zu tun denen, die deinen Namen lieben. — Sei gnä dig: Jesu voller Güte, dem Herzen, das nach Gnade lechzt." — Schon gegen Abend fingen wir an, die seligste Erhörung unsrer Bitte inne zu werden. Die Kanonade wurde schwä cher und schien sich zu entfernen. Dies bestätigte auch unsre Sauvegarde, die zu unsrer großen Beruhigung wieder ein traf. Dadurch gewannen wir einen so stillen Abend, daß ein unfern Geschwistern Warmanns gestern geborenes Söhn lein in öffentlicher Versammlung getauft werden konnte. Den 2 8. Sept, fühlten sich alle Geschwister mit ganz ausgezeichneten Empfindungen zum Loben und Danken aufgefordert, da wir morgens vernahmen, daß sich die Franzosen in der Nacht mehrere Stunden weit zurück gezogen hatten. Schon früh fing die geflüchtete Bagage wieder an, vorwärts zu gehen. Der Durchzug derselben dauerte in einigen Abteilungen den ganzen Tag. Kein Kanonenschuß ließ sich mehr hören, und die Sauvegarde blieb wieder hier und bekam durch 2 russische Offiziere eine vorteilhafte Unterstützung. Diese waren nämlich bis zu ihrer Genesung hier in Quartier gekommen, so daß alles in bester Ordnung verblieb, zumal noch die Einrichtung ge macht worden war, daß im Gemein-Logis jeder 2. Bote — einer aus dem Dorfe und einer aus dem Orte (der Kolo nie der Brüüergemeine also!) — bereit sein mußten, jedes neu einrückende Kommando ohne Aufenthalt weiter zu be fördern. Den 2 6. Sept, kehrten aus der Knaben-Anstalt zwei Knaben zu ihren Eltern zurück. Der Schwager von einem, ein Herr von Hofen, Premier-Lieutnant bei dem 1. ost preußischen Füsilier-Bataillon, war aus dem Lager mehr mals hier zum Besuch gewesen. Dieses Lager brach nun ebenfalls auf und ging vorwärts in die Gegend von Ca- menz. Dadurch erwuchs der ganzen Nachbarschaft eine große Erleichterung, an der wir ebenfalls erfreulichen Anteil nahmen. Auch auf unsre Felder waren Haufen von wohl mehr als 100 Soldaten wiederholt gekommen, um Kartoffeln, Kraut, Rüben und was sich sonst an Früchten vorfand, weg zuführen. Was man erntete, mußte man mit Sorge und Not gleichsam verstohlen Heimschaffen, und ohne den Sauve- gardtsten — deren immer mehrere sich auf der Flur bei den Arbeitsleuten aufhielten — wäre uns wohl wenig geblieben. Den 2 7. Sept, halfen sie noch einem in dem Brüder haus dienenden Mann, der nebst seinem Schubkarren von Artilleristen, die sich längst der Bautzner Straße gelagert hatten, aufgegriffen worden war, wieder zur Freiheit und brachten es dahin, daß ein mit Ochsen bespannter, dem Brüderhaus gehöriger Wagen, der sich auch in großer Ge fahr befand, noch glücklich zurückkam. Nach Entfernung des Lagers kehrte nun immer mehr Ruhe und Sicherheit zurück, so daß wir den 2 S. Sept, auf die gewöhnliche Weise begehen konnten. Unsre Kinder hatten einen Gemeintag und ihre Vorgesetz te» den Bundcskelch erhalten. Den 3 0. Sept, ging auf der Straße nach Kamenz und Hoyerswerda viel Bagage-Fuhrwerk bei unserm Ort vor bei: wir blieben aber in ungestörter Ruhe. Mit lebhafter Sehnsucht, daß diese bald allgemein und bleibend werden möge, beschloßen wir diesen Monat. Er fuhren wir gleich in demselben so manche ausgezeichnete und augenscheinliche Gnade und Durchhülfe unseres Herrn, die es uns sogar möglich machte, bei allem Drang der Um stände, uns so oft gemeinschaftlich vor Ihm zu versammeln und Seines Heils zu freuen, so drückt uns doch die Erinne rung an den fast gänzlichen Stillstand der meisten Geschäfte und Professionen und der zugleich durch diese Verhältnisse ernötigte Aufwand und Verlust oft schmerzlich nieder. Doch wir wollen dem treuen Freund — unfern Gott auch für die Zukunst gläubig und kindlich vertrauen, er, der uns in der heutigen Losung zuruft: „Tröstet, tröstet euch mein Volk, so spricht euer Gott." Pressefahrt des sächsischen Verkehrsverbandes in die Südlausitz 3L- Zittau, 4. Februar Eine Pressefahrt in die Südlausitz führte der Sächsische Der» kehrsverband, Sitz Leipzig, am 2. und 3. Februar durch. Die Teilnehmer — eine Anzahl Pressevertreter und Vertreter von Verkehrsbinos aus Berlin, Dresden und der schlesischen Lausitz — trafen in den Klubräumen des neu vorgerichteten Kondiioreikaffees Schiffner mit Vertretern der Behörden und am Fremdenverkehr interessierten Kreisen zusammen. Der Vorsitzende des Zittauer Derkehrsvereins, Bürgermeister Dr. Koltzenburg, begrüßte die Herren in Zittau und wies auf die baulichen Schönheiten der Stadt und die Noiurschönhetten ihres Gebirges hin, die be sonders dem Wintersportler viel zu geben vermögen. Ein ganz neuer Maybachwagen, den die KBG. gestellt hatte, brachte die Herren nach Waltersdorf, wo Skisprünge an der Sprungschanze ausgeführt wurden. Nach einer Kaffeetafel in der Rübezahl bande, wo die Herren von Vertretern der Gemeinde Walters dorf begrüßt wurdrn, fuhr man nach Oybin weiter, wo Bürger meister Münch die Teilnehmer in Emvfang nahm und aus den fackelerleachteten Berg geleitete. Der Männergesangverein Oybin veranstaltete einen Mönchszug mit Beleuchtung der Ruinen und des Bergkirchleins, der bei sternenklarer, bitterkalter Win- ternacht einen tiefen Eindruck machte. Schließlich fuhr man noch Jonsdorf. Die Gemeinde Jonsdorf hatte die Teilnehmer zu einem Abendessen eingeladen. Bürgermeister Kühnel (Jons dorf) hielt eine Ansprache, auch sprachen noch Amtshauptmann Kahmann, Oberregierungsrat Dr. Walter von der Kreishaupt- mannschast Bautzen und Herr Herrlich (Oybin) als Vorsitzender des Berkehrsverbandes Hochwald-Lausche-Gau. Auch Beleuch tung des Nonnenselsens sand statt. Die Gäste übernachteten in Jonsdorf und setzten ihre Fahrt am Sonntag früh nach Lückendors fort, wo sie imKretscham von Bürgermeister Matthausch und Schulleiter Poffell begrüßt wurden. Ihnen zu Ehren ver anstaltete die Jugend und eine Anzahl erwachsene Ortseinwoh ner ein Kostümrodelsest, das wegen seines heimatlichen Eha- rakters sehr ansprach. Zu Fuß üb rquerte man den Kamm des Gebirges und gelangte nach der Hochwald-Rodelbahn, wo man noch einige Zeit dem Rodelrennen um die deutsche Meister schaft beiwohnte. Auch dem Presseheim Oybin wurde ein Be such abgestattet. Dann krackte ein Autobus die Gäste nach Zittau zurück und nach einer kurzen Rundfahrt durch die Stadt nach dem Ratskeller, wo gemeinsammes Mittagessen stattfand. Der Vorsitzende des Sacks. Verkehrsoerbandes, Major a. D. Planitz, dankte den Teilnehmern für ihre Mitarbeit und bat die Presse um Unterstützung der Zittauer Gebirgsgemeinden im Kampfe um ihre Existenz, die größtenteils auf den Fremden verkehr aufgebaut ist. Das Wetter während der Pressefahrt war bei starker Kälte ausgesucht günstig, so daß allen Teil- nehmern der Sinn für die Schönheiten des hiesigen Gebirges aufgegangen sein dürste.