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Zu seinem sichern Neste schlich ermüdet jedes Vöglein sich. Ich saß in meiner Laube und sah den Mond an gegenüber, Und leise schlich im Mohnkranz da der Schlaf bei mir vorüber. Bei stiller Nacht im Mondenschein, wie schlummert sichs so ruhig ein, Mond, Stern und Erd und Himmel schwand, wohl auf des Traumes Flügel Reist ich und sah im Fee'enland in seinem Zauberspiegel Ein Land, noch schwebt mirs vorm Gesicht, allein, beschreiben kann ichs nicht. Hoch auf beblümtem Hügelrand, von Immergrün umspielet, Ein Tempel da mit weißer Wand ganz einfach nur ge- schmücket, Und aus dem Tal ging zu ihm hin ein Weg von Rosen und Jasmin. Wie Abendsonnenglanz umschwamm sein goldner lichter Schimmer, So wie ich nah und naher kam, wards mehr mir wohl und immer. Nun stand ich vor der Tempeltür und las: die Freundschaft wohnet hier. Ich, froh und freudig, eilt hinein und sah Gemälde hängen, Rings um die bunten langen Reihn wohl Bild an Bild sich drängen, Und jedes lächelnde Gesicht umkränzte schön Vergißmein nicht. Doch hie und da schiens Blümchen blaß, als ob der Kranz verdorrte, Schnell raunte mir, ich weiß nicht was, sanft in das Ohr die Worte: Sieh um dich, holde Freundschaft strahlt um jedes Auge hier gemalt. Dank, rief ich, beste Lolly, Dank, daß diese Blümchen blühen. Wo dann sich um das Bild der Kranz mit gleichen Blümchen windet, Zeigt, daß noch Freundschaft warm und ganz der Freundin Herz empfindet. Wirds kalt und blaß für Freundschaftspfltcht, so melden die Vergißmeinnicht, Laß holde Freundschaft lebenslang ihr Herz wie meine glühen. Wie ängstlich sucht ich, Lolly, hier dein Bild an allen Wänden, O Lolly, wenn ich auch an dir die Blümchen welken fände. Jetzt sah ichs, ja, an ihrem Kranz hing Blum an Blum im schönsten Glanz, Für dich und mich — ich sprach es kaum —, so wacht ich auf, es war ein Traum. Aria Der Graf bot seine Schätze mir von Gold und Edelsteinen, Allein ich danke schon dafür und fing, fing an zu weinen. Ich will nicht Schätze, sprach ich fein, ich kann die Ihrige nicht sein. Mein Herz ist nicht mehr mein, mein Herz ist nicht mehr mein. Da warf der Graf voll schlauer Kunst sich auf die Knie nieder Und dacht an meine große Gunst, allein ich bat ihn wieder: Ach gnäd'ger Herr, sie spotten mein, ach gnäd'ger Herr, das ist nicht fein, Mein Herz ist nicht mehr mein, mein Herz ist nicht mehr mein. Nun sah der Graf, dies half ihm nichts, drum fing er an zu schmälen Und drohte mir ins Angesicht, mich Tag und Nacht zu quälen. Ich sprach, ich will so sehr sie dräun, doch lieber tot als untreu sein. Mein Herz ist nicht mehr mein, mein Herz ist nicht mehr mein. Aus der Ährenleserin Als ich auf jenem Felde Dort mühsam Ähren las. Sah mich ein guter Alter, Der an dem Raine saß. Er fragte dies und jenes, Ich klagt ihm meine Not: Für mich und meine Mutter, Sprach ich, such ich hier Brot. Er kam, griff in die Garbe Mit vollen Händen ein, Und sprach, weis' her dein Körbchen, da nimm, nimm, das ist dein. Wer Gott und Menschen liebet, Gibt auch den Armen gern. Und wer den Armen gibet. Der leihet selbst dem Herrn. Nachrichten aus der Gberlauflh Hirschfelde. Der „Globus" von Hirschfelde beschloß in seiner letzten Ausschußsttzung, am 3. Februar einen öffentlichen Lichtbilderabend mit Vortrag zu veranstalten. Kurt Arnold F i n d e i s e n - Dresden, literarischer Leiter der Dresdner Sendestelle der Mirag, wird über das Thema „Sächsisches K u r i o s i t ä t e n - K a b i n e t t" sprechen. Der Vortrag wird einen prächtigen Humor und viel Witz enthalten. U. a. bekommt man etwas zu hören von Dr. Faust's Fatzritt, vom Spuk im Trompeterschlößchen, vom Fastnachtsrennen, von August dem Starken, seine Frauen und Feste. Der Besuch ist allen zu empfehlen. «üMerf-Hau „vu meine rauritr" Gerade noch rechtzeitig vor dem Feste brachte der rüh rige Zittauer Verlag von Werner Klotz ein in jeder Beziehung gut ausgestattetes Büchlein von Fritz Gün ther heraus: „Du meine Lausitz. Streifzüge durch die Südlausitz und das norüböhmische Grenzland", geschmack voll in Leinen gebunden 3,80 Mark. — Auf 30 Wanderungen führt uns der Verfasser durch die Ost- und Südoberlausitz und das anschließende nordböhmische Grenzland. Starke Liebe zur heimatlichen Scholle wurzelt in den Schilderun gen, die in erster Linie die Schönheiten der Lausitzer Land schaft offenbaren sollen. Der Verfasser schrieb es, „weil unsere Landschaft so stiefmütterlich behandelt wird und im übrigen Deutschland kaum bekannt ist — außer Oybin. Das trifft nun freilich nicht mehr ganz zu, denn seit Kriegs ende wird besonders von den Südlausitzer Verkehrs» und Gebirgsvereinen eine überaus lebhafte Werbetätigkeit in Wort und Schrift betrieben, der sich auch neuerdings der Bautzener Verkehrsverein unter neuer, zielbewußter Lei tung anschließt, so daß die Lausitz längst aufgehört hat, auch außerhalb Sachsens unbekannt zu sein. Die einzelnen Wanderungen führen uns nach Herrnhut, nach Löbau mit seinem Berge, nach Zittau und ins Zittauer Gebirge. Wir lernen Hirschfelde mit seinem Kraftwerk ken nen, durchwandern das Neißetal, ersteigen die herrlichen nordböhmischen Vulkanberge, wie den Kleiß, den Roll u. a, genießen die landschaftlichen Reize des Jeschken und des Sandsteinmärchenreiches von Tyssa. Schade nur, daß Hin weise auf Entstehung und Aufbau des Landschaftsbildes so spärlich vorhanden und, wo solche vorhanden, nicht immer sehr glücklich ausgefallen sind. Bei Schilderung der Landes krone kann man unmöglich sagen, daß sie mit ihren süd wärts höher gelegenen Geschwistern zu gleicher Zeit „vor Jahrtausenden" den Granit- und Sandsteinboden durchbro chen habe. Auch die Wendung bet Beschreibung ihrer Aus sicht, Ser Czorneboh (Granit) sei „ein größerer Bruder des Löbauer Berges" (Basalt) ist unglücklich. So wir- nur Ber.