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Äc. 3 GbsrlauMer Helmalzsrrung 48 DStuMaMme Ergötzungen von SNarra Rosina LugenSreiG Gpatzrersn. W altersdorfs 1776 d. 10 Iunii So betitelt sich ein altes handschriftliches und mit Noten versehenes, in der Familie schwesterlicherseits, als Nachkommen des in Waltersdorf 1787—1795 gewefenen Pfarrers Magister Christian Wilhelm Spatzier (geb. 1717, gest. 1795) aufbewahrtes, in Querformat gehaltenes Büch lein. Die Verfasserin desselben, die Tochter obengenannten Pfarrers, hat darinnen damals geläufige Arien wie auch Liebeslieder zusammengetragen, daraus nun einige nach folgend im Texte nach jetziger Rechtschreibung wieder gegeben sind. Lied eines Land Mädchens Ich bin ein Bauermädchen und melke meine Kuh, Wirtschafte mit der Mutter uud schicke mich dazu. Ich weiß mit Milch und Käse und Spinnen umzugehn Und Christel, ach, mein Christel, nennt obendrein mich schön. Ich bleiche meine Leinwand und näh fürs ganze Haus Und kehr auch alle Winkel im ganzen Hause aus. Kaum kräht am lieben Morgen der Hahn, husch, bin ich wach. Steh auf, und alle Mägde tuns Christels Hannchen nach. O, wie kann ich mich freuen, wenn mich die Mutter lobt, Doch fürcht ich auch das Dräuen, ich weiß wohl, wie sie tobt. Dank sei der guten Mutter, zur Wirtschaft zog sie mich, Und eine Wirtin suchte mein Christel, die bin ich! Er kam —, ach, wie ich rot ward, da er als Freier kam —, Bald aber gings vorüber, weil ich ihn gerne nahm. Potz, wie will ich mich tummeln, daß unsre Wirtschaft geht. Damit wir vorwärts kommen und unser Hof besteht. Das ganze Dorf soll sprechen, ich sei ein braves Weib, Denn Christel nimmt sein Hannchen nicht bloß zum Zeit vertreib. Ja, lieben werd ich, lieben dich, Christel, bester Mann, Dir an den Augen absehn, was dich vergnügen kann. Treu wird dich Hannchen loben und nach des Tages Rast Umarmen dich und küssen, weil du geschwitzet hast. O Christel, liebes Christel, mein ganzes Herz ist dein, Wie glücklich wird dein Hannchen auf deinem Vorwerk sein. Die Küche Angenehmer Aufenthalt, kleiner Mädchen größte Ehre! O, wenn ich doch, und nun bald nützlich für die Küche wäre. O, wenn ich erst größer bin, will ich Kiich und Wirtschaft lernen Und mit schönem Eigensinn vom Putztisch mich auch ent fernen. Niemals schämt sich die Mama, gutes Essen zu bereiten, Und wie niedlich schmeckt es da uns und unfern Leuten. Wirtschaftlich und häuslich sein zieret alle Frauenzimmer Und bringt auch fürs Haus was ein, aber Putz und Spiegel nimmer. An die Tugend Holde Tugend, leite mich in meiner Jugend, Lasse mich nur ganz allein schon durch deine Bildung sein. Meinem Leben kannst du mir die Würde geben, Denn ein schönes Angesicht gibt des Herzens Würde nicht. Ohne Tugend welk ich schon in meiner Jugend, Holde Tugend leite mich, jeder Pulsschlag sei für mich! Der wahre Stolz O lerne früh der Demut dienen, mein reich geschaffnes Herz, Fern sei der Stolz von meinen Mienen, so fern wie niedrer Schmerz. Des Himmels Auge zu gefallen, mutz man demütig sein, Bescheidenheit gefällt bei allen und erntet Liebe ein. Nein, niemals will ich mich erheben, auch nicht bei Zentnern Gold. Für alle Menschen wohl zu leben, sei mein erhabner Stolz. Die Sitten Ohne Sitten ist kein Mädchen wohl gelitten, Still und tugendhaft zu sein, macht die kleinen Mädchen Artig leben, bei dem kleinsten aber beben, lsein. Dies kommt jungen Mädchen zu, Himmel, hilf, daß ich es Laß mich immer als ein sittsam Frauenzimmer stu. An der Hand der Tugend gehn und auf ihre Augen sehn. Phidile Ich war erst 16 Sommer alt, unschuldig und nichts weiter Und kannte nichts als unfern Wald, als Blumen, Gras und Kräuter. Da kam ein fremder Jüngling her, ich hatt' ihn nicht ver schrieben, Und wußte nicht wohin noch her, der kam und sprach vom Lieben. Er hatte schönes langes Haar um seinen Nacken wehen Und einen Nacken, als der war, hab ich noch nicht gesehen. Sein Auge himmelblau und klar schien freundlich was zu flehen, So blau und freundlich als das war, hab ich noch nie ge sehen. Und sein Gesicht wie Milch und Blut, ich Habs nie so ge sehen. Auch was er sagte, war sehr gut, nur könnt ich nichts ver stehen. Er ging mir allenthalben nach und drückte mir die Hände Und sagte immer „O" und „Ach" und küßte sie behende. Ich sah ihn einmal freundlich an und fragte, was er meinte, Da fiel der junge schöne Mann mir um den Hals und weinte. Das hatte niemand noch getan, doch war mirs nicht zuwider, Und meine beiden Augen sahn in meinen Busen nieder. Ich sagt ihm nicht ein einzig Wort, als ob ichs übel nähme, Kein einziges — und er floh fort, wenn er doch wiederkäme. Aria Rosen auf den Weg gestreut und des Harms vergessen, Eine kleine Spanne Zeit wird uns zugemessen. Heute hüpft im Freudentanz noch der frohe Knabe, Morgen weht der Totenkranz schon auf seinem Grabe. Wonne führt die junge Braut heute zum Altäre, Eh die Abendwolke taut, liegt sie auf der Bahre, Gebet hin Grillensang; gebet ihn den Winden, Ruht bei Hellem Lerchenklang unter grünen Linden. Lasset keine Nachtigall ««behorcht verstummen, Keine Bien' im Frühlingstal unbelauscht entsummen. Schmeckt, so lang es Gott gefällt, Kuß und süße Trauben, Bis der Tod, der alles raubt, kommt, sie auch zu rauben. Unserm schlummernden Gebein, von dem Tod nmdüstert, Duldet nicht der Rosenhain, der im Grabe flüstert, Tönet nicht der Wonneklang umgestoßner Becher, Noch der frohe Rundgesang weinbetäubter Zecher. Amire Sieh mich, Heilger, wie ich bin eine arme Sünderin. Angst und Kummer, Reu und Schmerz quälen dieses arme Herz. Sieh mich vor dir unverstellt, Herr, die Schuldigste der Herr, die Schuldigste der Welt. sWelt, Ach, es war ein junges Blut, war so lieb, er mar so gut. Ach, so zärtlich liebt er mich, ach, so heimlich quält er sich. Sieh mich, Heilger, wie ich bin eine arme Sünderin. Ich vernahm sein stummes Flehn und ich könnt ihn weinen sehn. Hielt ihm mein Gefühl zurück, gönnt ihm keinen holden Blick.