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Dator Kalauch , Nm Freitag, dem 25. Januar, nockmittags 5 Ahr, ß s ist „Vater Kalauch", der langjährige Dergwirt f i dssL-orneboh, nach längerem Leiden zur ewigen j s Ruhe singsgangsn. r Seit dem 25. Novemher 1881 bewirtschaftete Ernst ß ß Kalouch mit seiner treuen Ehsqeföhrtin das Berg- ß Z Restaurant, bis er es infolge hohen Alters am 1. "Juli ß i 1S23 in die Hände seines Sohnes Martin legte, der i f vom Stadtrate als Nachfolger des „Alten vom Bergs" - I bestimmt worden war. In dieser langen, langen Seit hat der jederzeit freund- ß ß lichs und gefällige Mrt Tausenden und aber Tausenden s Z von Ausstüglsrn aus naher und weiter Ferne Speise und Z ß Trank geboten und ihnen das Bsrggastkans zu einer an- s - genehmen Erholunqs- und freundlichen Erinnerungsstätte z j gemacht. Denn neben der leiblichen Stärkung bot „Vater f j Ernst" durch seinen unerschöpflichen und köstlichen Humor ß s seinen Besuchern auch angenehme Stunden der Anter- ß ; Haltung und Erholung und schuf sich damit einen aus- i ! gedehnten Freundes- und Bekanntenkreis. ß Ernst Kalauch, welcher am 4. Mai d. Z. seinen - I 7S. Geburtstag hätte feiern können, war von Berus ß Z Bäcker. Am 11. Januar 1874 schloss er dis Ehe mit seiner ß Z treuen Lebensgefährtin und begann in der „Blauen Mühle" - Z in Lunewolds seins Tätigkeit als Bäcker. Nachdem beide f Z ackt 'Zakrs hier fleissig tät'g gewesen waren, erhielt Ernst s - Kalauch dis Pacht der Lzorneboh - Wirtschaft, dis dem L ß Heimgegangensn ein reiches Feld dec Betätigung gab. I I Am 11. Januar 1S24 konnte da» Ehepaar dis goldene ß Hochzeit feiern, von weit und breit mit Geschenken und ß - Ehrungen bedacht. Nachdem er sich von der Bewirtschaftung zurück- L Z gezogen hatte, teilte „Vater Ernst" feine Anwesenheit s V zwischen Lzorneboh und Dielsboh, wo auch einer seiner - i Söhne als Wirt tätig ist, und machte sich ein Vergnügen - ° daraus, nun da und dort die Gäste aufs Beste zu unter- - Z halten. Nun hat der Nimmermüde dis Augen für immer s - geschlossen. — Er ruhe in Frieden! Gustav Gchmiedgen i Bautzen, 28. Januar 1S2S. Dbsrlshrer i. R. Gustav Schmisdgsn ist in Z der vergangenen Nacht plötzlich gestorben. Noch am s gestrigen Nachmittag unternahm er in voller Frischs und i «Rüstigkeit einen Spaziergang. Gustav Schmiedgen wurde am 18. Dezember 1863 in I Hochkirch geboren und ergriff nach dem Volksschulbesuch ß den Lekrerberus. Dis Hauptzeit ssmsr Lehrtätigkeit, und t zwar 37 Klahrs, verbrachte er in der Gemeinde Gross- Z schweidnitz. wo er von «Ostern 1887 bis Ende März ; 1S24 a«s ständiger Lehrer wirkte. Mit grosser Liebs und vielem Fleiss hat sich Gustav - Schmwdqsn schriststsllsrischen Arbeiten gewidmet. Von - Ismen Büchern seien erwähnt: „Nansens Nordpolfahrt", Z „Mac Llurss' Nordpolsakrt", „Zaßob ^anicaud" und „Dis Völkerschlacht bei Leipzig". Bei „^saßob Zanicaud" kan- i delt es sich um eins Hugenotten-Gejchichte aus der Seit Ludwigs XIV., nach den Familienpapisrsn des Pfarrers r ^anicaud zu Kottmarsdorf. — Auf unsere engere - Heimat beziehen sich dis Werke: „Der letzte Ritter von V «Oybin" und „Der Aborfall und dis Schlacht bei Hoch- I kirch" (nach authentischen Duellen). — An diese Bücher reiht sich eins grosse Sahl heimatlicher Aussätze. Während seines Ausenthaltss in Bautzen in den - letzten fahren widmete sich Gustav Schmiedgen neben dem - Ruhestandsbeamten-Verein mit besonderer Tatkraft den - Bestrebungen des Gebirgsversins zu Bautzen, der in ihm Z seinen vorbildlichen Wsgemeister verliert. Auch dis Gessll- V schäft für Lausitzsr Schrifttum betrauert in ihm ein treues D Z Mitglied. — Ehrs jsinem Andenken! „Vogelhochzeit" Zu den an einen ganz bestimmten Tag gebundenen Volkssitten unserer oberlausitzer Heimat, die für jede von auswärts sich bet uns niederlassende Familie den Reiz der Neuheit besitzt, gehört die Gabenverteilung zur sogenann ten „Vogelhochzeit"., Wie das Weihnachtsfest die Kinderwelt so ganz von seinem Bann umfangen hält, so läßt auch der Tag der „Vogelhochzeit" die Herzen der Klei nen höher schlagen. Und ist der Weihnachtsbaum mit seinem bunten Flitter auf die Seite geräumt, so tritt der Gedanke an den nahenden Vogelhochzeitstag wie ein stiller Abglanz der kerzenschimmernden Weihnachsbescherung vor die junge Seele. Sei es, daß der für die Gaben bestimmte Teller be reits am Vorabend oder erst in aller Morgenfrühe des be treffenden Tages auf das äußere des Fensterbretts der elterlichen Wohnung gestellt wird, immer ist der kleine Bittsteller davon fest überzeugt, daß die Vögel auch ihn an ihrem großen Freudentäge nicht vergessen werden. Und worin bestehen Sie Hochzeitsgaben seiner kleinen befieder ten Gönner? Muß auch zugegeben werden, daß die Volks überlieferung eine ganz besondere Art derselben nicht kennt, so ist es doch in erster Linie allerlei Backwerk, gleichwohl in Gestalt von Vögeln oder Eiern, Bretzeln, Pfefferkuchen und anderen Dingen, das von« sorglicher Mutterhand heim lich auf den Teller gelegt und darauf von ihren Lieblingen mit einem dankbaren Blick zum Fenster hinaus in Emp fang genommen wird. Daß sich die städtischen Geschäfts inhaber den 2 5. Januar, dies ist der Tag der Vogel hochzeit, nicht entgehen lassen- ist erklärlich. So finden wir zu diesem wichtigen, Zeitpunkt im Leben der Kinder beispielsweise in Bautzen empfohlen: Schaum-Vögel, Storchnester, Vogelnester, Pfannkuchen und natürlich auch Apfelsinen. Warum gerade der 25. Januar als Zeitpunkt der „Bogelhochzeit" gilt, ist bisher nicht ergründet worden, sicher gehört sie in die große Gruppe der „Schenk bräuche". Als Verbreitungsgebiet dieses eigenartigen oberlau sitzer Gebrauches ist vor allem die Löbau — Bautzener Gegend zu bezeichnen. Sein Ursprung ist jedenfalls sla wisch und auf eine altwendische Tiersage zurückzuführen, der zufolge sich an genanntem Tage die Elster mit dem Raben unter Beteiligung einer großen Anzahl von Vögeln vermählt. In einem hübschen wendischen Volksliede ist uns die Sage anschaulich übermittelt worden. In eingehender Weise berichtet es von den Vorgängen bei dem Hochzeits gelage: Jeder Vogel erhält seinen Platz angewiesen, ent weder als Gast oder als Bedienter. Dohle und Häherin sind Brautjungfern, Brachvogel und Star Brautführer, das Rebhuhn ist Koch, der Pirol Aufwäscher in der Küche. Wäh rend der Musik, bei welcher der Hänfling die Flöte, die Lerche Klarinette, die Schwalbe Geige und der Schneekönig sdas ist der Zaunkönig) den Dudelsack spielt, betrinken sich die Amsel und die Wachtel. Der Branntwein geht zu Ende, worüber der Reiher in großen Zorn gerät. Vergeblich mahnt die Meise zum Frieden. Das Fest endigt mit einer regelrechten folgenden Schlägerei. Als Probe der längeren Volksdichtung diene folgende Strophe in deutscher Über setzung: Kuckuck warf sich auf zum Richter Und hielt ungerecht Gericht: Nun, ihr kennt ja das Gelichter —, Schelm hat kein Gewissen nicht. Die Vorstellung einer Vogelhochzeit ist übrigens nicht Alleingut unserer Lausitzer Wenden. Auch in der Volks dichtung der südslawischen Slowenen findet sie sich vor. Goethes Singspiel „Die Fischerin" enthält eine poetische Volksweise „Brautlied", der ebenfalls der Gedanke einer Bogelhochzeit zugrunde liegt. „Vogelhochzeit" nennt sich auch ein Volkslied aus der Gegend von Danzig. Von der Dresd-