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Lückersdorf bei Kamenz als Sohn des dortigen Lehrers geboren, 1848 siedelte er mit seinen Eltern nach Kamenz, 1851 nach Radeberg und 1855 nach Strahwalde bei Herrn hut über. Hier verwaltete sein Vater bis 1888 das Amt eines Kirchschullehrers. 1859 bis 1866 besuchte der Sohn das Zittauer Gymnasium, von letztgenanntem Jahre an die Universität Leipzig, um Theologie zu studieren. 1870 kehrte er als Kandidat nach Zittau zurück und verwaltete zunächst eine Lehrerstelle in der Stadtschule daselbst. Im Juni 1872 wurde er zum Pfarrer von Lücken öorf und Oybin be rufen, woselbst er bis zu seinem Übertritt in den Ruhe stand (1910) tätig war. Hier haben sicher seine Dienstgänge zwischen den beiden durch einen hohen Bergkamm geschie denen Gemeinden sehr zur dauernden Festigung seines Gesundheitszustandes beigetragen, so daß es ihm auch als „Ruheständler" noch möglich war, vertretungsweise mehrere oberlausitzer Pfarrstellen auf längere oder kürzere Zeit zu verwalten, und zwar bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts hinein. Ruf und Bedeutung hat Sauppe auch als Imker erlangt, seine Kenntnisse auf diesem Gebiete wurden so geschätzt, daß er zum Vorsitzenden des bienen wirtschaftlichen Lanüesvereins ernannt und zum Mitglied des Landeskulturrates gewählt wurde. Das Jahr 1920 entriß ihm seine Lebensgefährtin. Mit ihr, der Tochter seines Herwigsöorfer Amtsgenossen, war er 48 Jahre verheiratet. Der Ehe sind eine Anzahl Töchter entsprossen, deren Männer sich ausnahmslos in geachteten Lebensstellungen befinden. Auch sein hohes Alter konnte seine Schaffenskraft nicht lähmen. So finden wir in den „Zittauer Heimatblättern" von 1926 noch eine Arbeit, wohl die letzte, über „Alte Schüler des Gymnasiums" szu Zittau) aus der Feder Sauppes. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß der Stil, in dem er schreibt, von ausgesprochener Eigenart ist, so daß auch seine „namenlosen" Aufsätze leicht den Ver fasser erkennen lassen. Mit ihm ist ein Mann von seltener Schaffenskraft und Arbeitsfreudigkeit und Gewissenhaftigkeit dahingegangen, dessen Wirken die Eigenschaft eines „dauernden Wertes" nicht versagt werden darf. —e. Golthold Ephraim Lessing Seine Familie, sein Leben und sein Wirken (Nachstehende Arbeit ging uns leider für die Nummer 2 der OHZ. zu spät zn. Sie wird aber auch jetzt, nach der Lessing- Feier, gewiß noch gern gelesen werden.) Am 22. Januar 1929 hat das deutsche Volk den Ge burtstag eines seiner größten Söhne, des Dichters und Kritikers Gotthold Ephraim Lessing gefeiert. Kamenz darf sich rühmen, die Geburtsstadt jenes großen Menschen gewesen zu sein, der für unsere deutsche Geistes geschichte nicht minder bedeutsam war als Goethe, der 20 Jahre, und Schiller, der 30 Jahre nach ihm geboren wurde. Im einstigen Archidiakonate im heutigen Lessinggäßchen zu Füßen der altehrwürdigen Hauptkirche erblickte Gott hold — denn dies war sein Rufname — das Licht der Welt. Sein Vater, Magister Johann Gottfried Les sing, war der kluge und vielbelesene damalige Archidia- konus und spätere Pastor Primarius der Stadt. Er war ein Mann von edler Gesinnung, von unerschrockener Wahr heitsliebe und freiem Bekennermut, aber ein aufbrausender Hitzkopf. Alle diese väterlichen Eigenschaften scheinen auf den großen Sohn übergegangen zu sein. Viel weniger scheint der Dichter mütterliches Erbteil zu besitzen. Seine Mutter, Justine Salome Feller, die Tochter des Pastors Primarius M. Johann Gottfried Feller, die in Gersdorf bei Kamenz das Licht der Welt erblickte, war eine stille, sanfte Frau, die, vom Unglück niebergebrochen, ihr Geschick mit christlicher Glaubensstärke bis an ihr schmer zensreiches Ende trug. Lessings Familie war mit Kamenz eng verbunden. Sein Großvater väterlicherseits, Theophilus Lessing, ein geborener Schkeuditzer, war Bürgermeister der alten Sechsstadt. Er war zweimal verheiratet (des Dich ters Vater stammt aus der zweiten Ehe) mit Anna Dorothea, der Tochter des Bürgermeisters Gottfried Hillmann. Theophilus Lessing war der erste der Les sings, die nach Kamenz gekommen waren, mit ihm fast gleichzeitig kam sein Bruder Christian, der in Kamenz Kaufmann war, die Kaufmannsinnung gründete und zu letzt das Ehrenamt eines Gemeindeältesten bekleidete. Aus der 1. Ehe des Theophilus Lessing stammt Chri stian Gottlob, der wie sein Vater Jura studierte und dann ebenso wie dieser hier Bürgermeister wurde. Er hat, als Stiefbruder des Primarius, oft vermittelnd eingegrif fen in die vielen Reibereien, die dieser Letztgenannte mit dem Nate hatte. Jüngere Brüder von Lessings Vater und damit Söhne 2. Ehe des Theophilus Lessing waren der Buchbinder und Buchhändler Friedrich Gottlieb, der Herausgeber des Kamenzer Gesangbuches, ein Mann, dem es im Leben nicht sonderlich wohl ergangen ist, ferner Theophilus, der Justizamtmann von Hoyerswerda, von dem vor allem die adlige Familie von Lessing abstammt, und endlich Jo hann Traugott, Generalakzisinspektor in Ruhland und Advokat in Kamenz, der von allen Lessings am ver mögendsten war. Im Hause des Primarius Lessing ging es recht spär lich, später sogar dürftig zu. Eine Reihe Kinder — 12 an der Zahl, von denen allerdings 5 in frühem Alter starben, sodaß nur 7 (6 Söhne, 1 Tochter) am Leben blieben — be völkerten das Archidiakonat. Dorothea Salome war das älteste Kind der Pfarrersleute und die Schwester des Dichters. Sie blieb unvermählt und starb vergrämt und verbittert in größter Armut hier in Kamenz, wo sie sich von einer Strickschule, die sie unterhielt, kümmerlich nährte. Dauernd lag sie ihren Brüdern mit Bettelbriefen in den Ohren. Doch sei ihr rüh mend nachgesagt, daß sie mit treuer Liebe ihren Vater und besonders ihre schwerkranke Mutter bis ans Ende gepflegt hat. Gotthold Ephraims Brüder waren alle jünger wie er. Johann Theophilus, der nachmalige Rektor vom heutigen Realgymnasium, der damaligen Ratsschule von Chemnitz, war eine unscheinbare Gelehrtennatur, dem die mit seinem Vater verfeindeten Bürgermeister Püschel und Haugk die Anstellung in Kamenz als Geistlicher ver darben. Ein Nachkomme von ihm, Hermann, Direktor der Landesheilanstalt Sonnenstein, liegt auf dem St. Just- friedhof in Kamenz begraben. Gottfried Benjamin, der nächste, starb in jun gen Jahren als Rechtskandidat in Kamenz. Der dritte Bruder Gottlob Samuel wurde Ver walter der Domäne Namslau bei Brieg. Seine Nachkom men breiteten sich über Schlesien aus. Der vierte Bruder Erdmann war ein Sorgenkind seiner Eltern. Er wurde Soldat, starb aber in jungen Jah ren in Warschau, nachdem er sein verfehltes Leben tief be reut hatte. Von allen Brüdern des Dichters ist der Jüngste, Karl Gotthelf, der glücklichste gewesen. Er war preußischer Münzdirektor und wurde durch seine Heirat mit Friederike, der Tochter des Buchhändlers Voß, Inhaber der Vossischen Druckerei und Zeitung in Berlin. Drei Geschlechter hin durch blieb diese im Besitz der Familie Lessing, von dem Sohne Karl ging sie auf dessen Enkel Carl Robert Lessing über, einen eifrigen Förderer von Kunst und