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seit der Frühjahrstagung nnternommenen Berbandsver- anstaltungen wurde abgesetzt, weil die Zeit zu weit vor- gesllxritten war. Eine umfängliche Aussprache erforderte die letztmalige Beratung des neuen Satzungsentwurfs, der den Vorstandsmitgliedern und den Vereinen rechtzeitig zu gegangen war. Er wurde jedoch schließlich mit kleinen sach lichen und geringfügigen Wortlantänderungen endgültig verabschiedet. Bon besonderem Wert ist die neue Bestim mung, daß künftig ein Vertreter auf Grund erteilter Voll machten unter Umständen für mehrere Vereine stimm berechtigt ist. Damit soll den Vereinen, die aus irgend einem Grunde zu einer geschäftlichen Sitzung niemand abvrdnen können, Gelegenheit gegeben werden, trotzdem ihren Stand punkt zur Geltung zu bringen. Der Verband wünscht, daß von dieser Möglichkeit in jedem geeigneten Falle Gebrauch gemacht werde. Schließlich lag noch ein Antrag des Verbandsschatz meisters Herrn Kittel vor, der die Schaffung neuer Einnahmequellen bezweckt. Im benachbarten Böhmen be steht die Gepflogenheit, alljährlich zn Pfingsten an bevor zugten Stellen des Ausflugsverkehrs von jedem Wanderer eine Art freiwillige Wegeabgabe zugunsten der Gebirgs vereine zu erheben. Dadurch werden überraschend große Beträge verfügbar. Diese Einrichtung soll auch beim Ver band Lusatia getroffen werden,' zwei Drittel des Ertrags sollen den örtlichen Vereinen, ein Drittel dem Verband zugntekvmmen. Der Antrag fand die erforderliche Mehr heit,- die näheren Bestimmungen sollen in einer der nächsten Vorstandssitzungen getroffen werden. Vom Arbeitsplan für 1930 wurden wegen der vor geschrittenen Zeit nur die beiden geselligen Zusammen künfte festgelegt. Die Winterveranstaltung findet am 6. Januar in Oybin statt. Die Frühjahrswanderversamm lung wird am 18. Mai in Bautzen abgehalten,' mit ihr wird der Verband die Feier seines 50 jährigen Bestehens verbinden. Die übrigen Tagungen sind Ser Beschlußfassung in einer der nächsten Vorstandssitzungen vorbehalten. Nach dem noch der Schatzmeister um pünktliche Einsendung der Verbandsbeiträge gebeten hatte, erfolgte der Schluß der Sitzung. Bruno Reichard. Heimatmuseum in Grottau Die Gesellschaft für Heimatforschung von Grottau und Umgebung konnte am 14. Dezember unter Beteiligung sehr vieler Mitglieder und in Anwesenheit zahlreicher Ehren gäste ihr neubegrünöetes und überraschend reich ausgestat tetes Heimatmuseum der Öffentlichkeit übergeben. Dank weitgehenden Entgegenkommens der städtischen Körper schaften ist die großartig angelegte und übersichtlich geord nete Sammlung vorläufig in zwei Räumen des Rathauses untergebracht worden. Im Sitzungssaale, wo die Eröff nungsfeier stattfand, ist außerdem vorübergehend eine kunstvolle, den Raum eines mittleren Zimmers vollständig ausfüllende Weihnachtskrippe mit teilweise beweglichen Figuren ausgestellt, die fünfzig Jahre lang unbeachtet und verstaubt in einen: Bodenraum gelagert hatte. Die Feier wurde mit einem vom Berichterstatter und persönlich gesprochenen dichterischen Geleitwort eröffnet, das wir an anderer Stelle zum Abdruck bringen. Darauf nahm der Vorsitzende der Gesellschaft, Herr Eisenbahnober inspektor Haase, das Wort zu einer Begrüßungs-An sprache, in der er den erschienenen Gönnern, Förderern und zahlreichen Ehrengästen ein herzliches Willkommen entbot. Anwesend waren u. a. Herr Graf Podstatsky - Liechtenstein mit Gemahlin, Bürgermeister Schwa- nig und Ulbricht sowie Altbürgermeister Stau aus Grottau, Mitglieder des Stadtrats und der Stadtvertre tung, viele Vorstände und Ratsmitglieder der Nachbar gemeinden, die beiden Pfarrer der Stadt, Herren Daume und Günther, Vertreter der Lehrkörper aus der Stadt und der Umgebung und des Gebirgsvereins Grottau. Zur Verlesung gelangten sodann Glückwunschschreiben der Her ren Exzellenz Graf Clam-Gallas, D r. Heinkc und Museumskustos Dr. Müller, die unter dem Aus druck des Bedauerns ihr Fernbleiben mit anderweiten Verpflichtungen zu entschuldigen baten. Der Gedanke der Gründung eines Heimatmuseums wurde lebendig, als im Jahre 1925 gelegentlich der Grot- tauer Gewerbeschau die damals eben erst zusammengetre tene Gesellschaft mit einer Sonderschau der bis dahin be kannten erd- und kulturgeschichtlich wertvollen Gegen stände an die Öffentlichkeit trat und allgemeine Aufmerk samkeit erregte. Diese Veranstaltung brachte der jungen Bereinigung nicht nur eine starke Mitgliederzunahme, son dern auch einen stattlichen Zuwachs an Museumswerten, der die Notwendigkeit eines eigenen Heims immer fühl barer machte. Einen Markstein in der Geschichte der Ge sellschaft bildete aber der 26. Juli 1929, als inan bei Erd arbeiten im Kühnelschen Grundstück auf der Hauptstraße in beträchtlicher Tiefe und diluvialer Schichtung auf Teile eines menschlichen Skeletts von offenbar sehr hohem ge schichtlichen Alter stieß. Unter Heranziehung des Grabungs technikers Herrn Ho st er aus Zittau gelang es dank des verständnisvollen Zusammenwirkens aller Beteiligten, fast das vollständige Skelett nebst einigen Beigaben sachgemäß zu bergen. Hosier hat daun sich auch weiterhin ganz außerordentliche Verdienste um die Bereicherung der vor- unü urgeschichtlichen Abteilung erworben, wie vom Redner wärmstens anerkannt wurde. Der gemachte Fund mußte zu systematischer weiterer Forschung anregen,' unter Lei tung Hosters wurde vorläufig eine größere Prvbegrabung vorgenvmmen. Nach ihrem Ergebnis kann mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß Grottau schon seit vor dem Beginn unserer Zeitrechnung fortlaufend be siedelt gewesen sein dürfte. Schon nach wenigen Tagen wurden Reste alter Begräbnisstätten entdeckt und dabei unter anderen Grabbeigaben drei wvhlerhaltene römische Münzen aus den beiden ersten Jahrhunderten der Kaiser zeit zu Tage gefördert. In noch größerer Tiefe wurden später verschiedene übereinander geschichtete Feuerstellen bloßgelegt, die eine ganze Menge allerdings noch nicht end gültig bestimmter Beigaben enthielten. Der vor wenigen Tagen hinzugezogene berufene Fachmann Dr. Hauser aus Berlin bewahrte zwar den Funden gegenüber durch aus verständliche Zurückhaltung, ließ aber unzweifelhaft er kennen, daß er ihnen wesentliche Bedeutung bei mißt. (Bon allergrößter Wichtigkeit scheinen dem Be richterstatter die aufgefundenen Sinterstücke in Gestalt eines ziemlich regelmäßigen Hohlzylinders zu sein. Sie haben nach Angabe Hosters lotrecht im Erdreich gestanden- ihr Inneres ist mit natürlicher Braunkohle ausgefüllt ge wesen. Der Verkohlungsprozeß könnte naturgemäß erst eingetreten sein, nachdem die ursprünglich frei im Wasser stehenden Holzpfähle versintert waren. Wenn man diese Fuudstücke als Reste einer vorgeschichtlichen Psahlbausted- lung ansprechen dürfte, müßte das Auftreten des Menschen mindestens in das mittlere Tertiär, in das Oligocän, ver legt werden. Die Anthropologie würde sich dann einer völlig veränderten Sachlage gegenüber befinden.) Sehr beträchtlich ist bereits die Zahl der bisher ge fundenen und als einwandfrei anerkannten Werkzeuge aus Feuerstein,' auch das vulkanische Gestein der Gegend scheint denselben Zwecken dienstbar gemacht worden zu sein. Der Redner meint, daß weitere Grabungen nicht minder er folgversprechend wären, doch müßten erst wieder Geldmittel verfügbar gemacht werden!. Am Schluffe seiner Ausfüh rungen erklärte Herr Haase das Museum für eröffnet und übergab es in die Obhut der Stadt Grottau. Herr Bürgermeister Schwanig erklärte sich mit verbindlichen