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Ersteigenden niedergestochen und ihre Leichen in Gräben zurttckgeschleudert. Furchtbar muß der Kampf gewesen sein, dem auch mancher tapfere Kamenzer zum Opfer fiel. Da hätten sie sich in der Nacht, teils durch Verrat, des Schlos ses bemächtigt, seien von hier aus in die Stadt gelangt und hätten nun ein viehisches Gemetzel unter der Einwohner schaft veranstaltet. Auf Anger, Markt und Gassen wären Ströme von Blut geflossen, man hätte weder Greise noch Säugling gescheut, die Verzweifelten selbst an den Altären niedergemacht. Mehr denn Zwölftausend hätten sie gemor det. Nach anderen sind die Hussiten ohne Widerstand in die Stadt gekommen und haben sich vom 7. bis zum 12. Oktober darin aufgehalten. Von hier sind sie am gleichen Tage nach Bautzen gezogen, unterwegs das Kloster Marienstern ver wüstend. Daß die Karüenzer tatsächlich „vor den vorüamp- ten Ketzern" geflohen sind, geht auch aus einem Befehle des Königs Siegismund vom 6. Januar 1430 hervor, in dem es heißt: „König Siegmund gebietet den Bürgern zu Camenz, daß sie wegen der Ketzer nicht ind fremde Lande, sondern nach Budissin flüchten sollen". Unter „fremden Landen" ist Dresden und das an Kamenz grenzende Meißner Gebiet zu verstehen. Damit sind die Hussitenkriege für die Kamenzer Gegend jedgch keineswegs vorüber. Im Jahre 1432 sollen die Hus siten noch einmal vor Kamenz erschienen sein, doch soll sich damals die Bevölkerung geflüchtet haben, teils nach Dres den, teils in die nahen Wälder, der zurückbleibende Teil sott durch Geld deu Feind zur Umkehr bewogen haben, worauf denn auch das Kamenzer Forstfest zurückgehen soll. Und wenn auch später der Feind nie wieder vor die Tore der Stadt gekommen ist, die Wellen des noch lange toben den Krieges schlugen immer wieder in die Stadt, und auch das Kamenzer Land hat davon zu spüren bekommen. So erschienen die Hussiten unter Sigmund von Tetschen im Winter des Jahres 1436. Gegen diesen verbanden sich im Juni desselben Jahres die Städte Kamenz, Löbau, das Kloster Marienstern, der Landvogt und der sächsische Kur fürst zu einem Schutz- und Trutzbündnis. Im Jahre 1431 noch waren die Städte Bautzen, Zittau, Löbau und Ka menz mit dem Gedanken umgegangen, einen Sonderfrieden mit deu Hussiten zu schließen. Denn in diesem Jahre lagen die Hussiten vor Bautzen. Während sie die Stadt belager ten, verwüsteten ihre Streifen die Umgegend. Damals wurde auch das Kloster Marienstern wieder von ihnen heimgesucht. Bis Kamenz aber sind sie nicht gekommen. Das war Ende Februar 1431. Als endlich Frieden geschlossen wurde, waren überall die Spuren des verheerenden Krieges zu sehen, auch im Kamenzer, Lande. Aber mit dem ihr eigenen Willen hat sich die Bevölkerung wieder emporgeholfen. Mögen auch die s Heimsuchungen noch so schwer gewesen sein, das eine steht fest: Die Zeit der Hussitenkriege ist eine der tüchtigsten t Zeiten in der oberlausttzer Geschichte. Denn kaum ein andermal ist — von kleinen Wankelmütigkeiten abgesehen r — der Zusammenhalt der Städte so eng gewesen wie eben in dieser Zeit. In den Hussitenkriegen standen die Lau sitzer Sechsstädte auf dem Gipfel ihrer politischen Macht und mit ihnen die alte Sechsstadt Kamenz. L. S. I.EÜSI'WSNSN Spoptsntiksl L-EklspkIsSklung L.suengr'sdsn 10 Nus den Heimatvereinen 0 Hirschfelde, 16. November. Der „Globus" von Hirschfelde und Umgegend hielt am Freitag in Hennigs Gasthof seinen zweiten Volksbildungsabend ab. Er wurde bestritten von der Heimatspielschar „Thalia"- Reichenau. Die schon früher in Hirschfelöe spielende Schar und die bisher zur vollsten Zufriedenheit verlaufenen Abende des „Globus" hatten den Saal bis aufs kleinste Plätzchen gefüllt. Der Vorsitzende, Herr Kantor Michel, begrüßte die Anwesenden und gab noch einige Vereins nachrichten bekannt, u. a., daß die „Thalia" in nächster Zeit wieder nach Hirschfelde kommen und das Theaterstück „Die Vrüderhöfe" geben wird. Am 18. Januar findet ein Film vortrag des Kapitäns Fincke über „Im Schnee und Eis in Südamerika" statt. Derselbe Vortrag soll nachmittags für die Kinder stattfinden. Herr Julius Palme-Reiche nau ergriff hierauf das Wort zu einigen einleitenden Wor ten über den Heimatdichter Wilhelm Friedrich, der unseren heimatlichen Dialekt in Theaterstücken verwendet hat, die zum größten Teil lokal-historische Begebenheiten schildern, und hat so für unsere Heimat ein Doppeltes geschaffen. Die Vvlkstypen, die der Dichter auf die Bühne stellt, sind lebenswahr und zaubern Erinnerungen der Kindheit wach. In der „Thalia" hat Wilhelm Friedrich Kräfte gefunden, die seine Stücke zum vollen Erfolg verholfen haben. Die Drucklegung seiner Werke erfolgt in diesem Jahre. Nach den einleitenden Worten folgte ein Gedicht „De Heemsche Sprach", das den starken Charakter des Oberlausitzers mit seiner derben Sprache kennzeichnet. Drei alte oberlausttzer Tänze, der „Winker", „Kuckuck" und „De Saakmütz" ließen so manches Schmunzeln, besonders bei den „älteren Herr schaften" erkennen. Es waren gewiß schöne Jugenderinne rungen. Ausgezeichnet vorgetragen und inhaltlich gehalt voll war das Liebchen „War aus ör Äberlausitz is, dar wird uns schun verstiehn". Größte Heiterkeit erweckte ein Erguß einer oberlausttzer Hausfrau „'s nemie schien uff der Walt". Den Abschluß des Abends bildete der Einakter „Fräulein Meisterin". Das prächtige Gesamtspiel und der köstliche Humor erweckten wahre Lachsalven bei den Zuhörern. All zuschnell waren die Stunden um und gern hätten alle noch ähnlichen Darbietungen gelauscht. Neugrünaung rinrr „ranamalmrAatt Ser Oberiaurimr" in Heiprig Einem Aufruf zweier Landsleute folgend, hatte sich am 3. Novbr. eine Anzahl Landsleute zusammengefunden, um die Gründung einer „Landsmannschaft der Oberlausttzer" in Leipzig zu veranlassen. Diese Anregung seitens der Herren Schlenkrich und Bernhard Beubler war auch von Erfolg gekrönt, indem sich alle Erschienenen für einen festen Zusammenschluß erklärten. Als Sitzungslokal ist das Restau rant „Deutsche Eiche" (Emilien-Straße Nr. 12) ausersehen worden. Die junge Vereinigung würde es mit Freuden be grüßen, wenn sich die ihr noch fernstehenden Oberlausttzer Landsleute ebenfalls anschließen wollten. Interessenten kön nen sich an Herrn Bernhard Beubler (Leipzig-Seller hausen, Schützenhaus-Straße Nr. 15) wenden, der alles Wei tere veranlassen wird. Ferner werden alle Leser dieser Zeit schrift gebeten, ihre in und um Leipzig wohnenden Angehö rigen oder Bekannten auf die neugegründete Landsmann schaft der Oberlausttzer aufmerksam zu machen oder aber deren Adresse an Bernhard Beubler (stehe oben) mit- zuteileu. Die Liebe zur alten Heimat zu pflegen und sich gegenseitig helfend beizustehen, soll immer Aufgabe der neuen Vereinigung sein. Wem also daran gelegen ist, jeden Monat wenigstens einmal sich für einige Stunden im Kreise Gleich gesinnter heimisch zu fühlen, der komme zu uns, auch ihre Familien werden von einem gutgemeinten, ehrlichen Zu sammenschluß Gewinn haben. Oberlausttzer Lanvsleuts! Lest unv empksbtt Vis Overlaufitzsr lZeimat-Zettung.