Volltext Seite (XML)
Auf Entdeckungen im GachsenSande. Im Auersbergwinkel (Erzgebirge). Das Land um den Auers berg ist noch reich an jener landschaftlichen Gebirgsschönheit, die in vielem ihre Ursprünglichkeit gewahrt hat. In eigenartigen Winkeln und kleinen Erzgebirgsstädten, in meilenweiten Forsten (in denen noch der letzte Kohlenbrenner werkt), in an mutigen Bachtälern nnd seltsamen Kammern finden sich vielerorts reiche historische Erinnerungen. Das ganze Gebiet ist trotz vielseitiger Industrien eine einzige große Sommerfrische. Stille Wanderwege durchqueren es nach allen Himmelsrichtungen hin. Ein blauer, sonniger Tag b'ingt uns im Tal der wasserarmen Zwickauer Mulde über das industrierauchumsponnene Aue ins romantische Schwarzwassertal. Schwarzenberg . . . Jndustriewerke im ganzen Tal. Die Straße buckelt empor zur hoch gelegenen Alt stadt um Markt, Kirche, Schloß. Die Häuser sind mit schwarzem Schiefer gepanzert gegen Wind und Wetter. Einige Bürgerhäuser am Markt haben barocken Schwung. Erzgebirglerinnen mit Rückenkiepen voller Wnrzelholz und Grünfutter stapfen die Berggassen empor. Knatternde Autos und Motorräder fehlen nicht. Bunte Kaufläden- hänser in der geschäftstüchtigen Schloßgasse. Im stein grauen Schloß, das auf einem Felsvorsprung steht — es ist heute Amtsgericht und Kotter — klappern Schreib maschinen. Trutzhast ragt die alte Stadtkirche auf, in deren Inneres eine stets offene Mauerpforte Einlaß gewährt. Diese Kirche ohne Säulen hat eine flache Decke, die Wände sind über und über mit „Chören" verbaut, hinter deren kleinen Fenstern Standespersonen dem Gottesdienst beiwohnen. Steigt man weiter zum Wald berg Rockelmann empor, so sieht man zwischen Fichten stämmen stehend die alte reizvolle Vergstadt mit ihren Schieserhütten um und unter Schloß und Kirche in einen mächtigen Bergrahmen von schwarzen Wäldern und gold grünen Bergäckern gefügt. Aufwärts im Schwarzwassertal . . . Durch den unter tunnelten Schloßberg hindurch schnauft das Bähnchen talaufwärts. Zwischen Auen, grünen Fichtenwänden hin durch. An friedlichen Dörfern, geschäftigen Sägewerken und Holzschleifereien vorbei. In einem Garten sieht man eine Spitzenklöpplerin werken. Langsam windet sich die Bahn durch die reizvolle Vergszenerie. Hinter einigen Felsen weitet sich das enge Bergtal zu weitem Kessel. Zu halber Berghöhe baut sich Johanngeorgen stadt auf. Johanngeorgenstadt, die jüngste der erz- zebirgischen Bergstädte „ufs'm Fastenberk"! ... Es regnet. . . Herbst! Naß glänzen die Berggassen. Sie laufen schnurgerade vom Tal am Fastenberg empor, sechs Hauptgassen ebenso gerade am Berg entlang von Süd nach Nord. Man schaut in kleine Werkstätten von Glacö- Handschuhmachern, die hier zu Hause sind. Springbrunnen, Denkmäler und Postmeilensäule haben auf dem kleinen Markt Platz gefunden. In diesem Jahre sind es 275 Jahre, seit die Bergstadt von Plattner Exulanten ge gründet wurde, hart an der Grenze in einer Gebirgs gegend, wo sich Wölfe und Bären damals noch recht heimisch fühlten. Als der Bergbau in Blüte war, zählte man hier über 200 Zechen, von denen die Hälfte Silber gruben. Heute noch läutet das Bergglöcklein hier. Alter Bergwerksgöpel und modernste Sprung schanze sind heute Johanngeorgenstadts Wahrzeichen... Dem Auersberg zu Leibe . . . Die Straße steigt unentwegt empor. Wuchtig baut sich die Berglandschaft auf, trotz grauer Regenschleier. Auf der Straßenhöhe be ginnt der Nadelwald. Anmutig liegen in einer Mulde die jauberen Hütten von Steinbach, waldumkränzt, wiesenumgrünt. Schemenhaft grau der verregnete Forst. Nun schwingt sich die Straße schnurgerade empor zum Auersberg, dessen grauer Steinturm in 1020 Meter Höhe bald vor dem Wanderer steh Zum Kranichseemoor auf dem Gebirgskamm.. An der Landesgrenze, in der Einsamkeit weiter Fichten wälder, deren Boden mit Heidelbeerkraut dicht bewachsen ist, führt der Weg zum Naturschutzgebiet „Krumm holz", dem Kranichseehochmoor. Ein überraschender, unvermittelt eintretender Szeneriewechsel. Die Fichten hören auf. Ein Knüppelweg beginnt. Schwankendes Moor zu beiden Seiten. Krüppelkiefern kriechen am Boden hin. In unmittelbarer Nachbarschaft dieses größten Hochmoores des Erzgebirges entsteht gegenwärtig die Wiltzschtalsperre, durch die die Zwickauer Wasserversorgung gespeist werden soll. Karlsfeld. Drunten stehen schwarz-weiße Erz gebirgshütten in anmutigem weiten Wiesental. Das Eisenhüttenwerk der Schnorr von Carolsseld ist längst ausgeblasen. Eine Glasfabrik gibt heute den Ein wohnern Arbeit. Doch die Kirche der einstigen Hütten herren Schnorr steht noch, eine Gebirgsdorfkirche, dem Petersdom in Rom uachgebildet. Meilenweit laufen aus den Höhen rund um Karlsfeld die Fichtenforstsn . . . Eibenstock. . . Prachtvoll ist die Auersberg- Gebirgsszenerie, die sich im Osten vor der Stadt auf baut. Auch in die Gassen schauen Bergwälder und Berg wiesen von allen Seiten herein. Drunten am kleinen Dömitzbach alte Erzgebirgshütten mit verwilderten Gärten. Sägen kreischen. Stickmaschinen rattern. Eiben stock ist Hauptort der Perl- und Seidenstickerei. Rathaus und Kirche schauen mit hohen Türmen weit ins Land von ihrer Höhe. Von Eibenstock führen Wege ins romantische Muldental. Nach Wolfsgrün und Blauenthal Zwischen Fichtenbergen dampft die Bahn wieder gebirgs- abwärts, dem Tieflande zu. Wo blsihi KZr HeimaWMtz? So oft hört nian diese Frage, wenn es sich nm Ver änderungen des Landschaftsbildes, um Vernichtung der Natur- und Kulturwerte handelt, die nicht wieder zu er setzen sind. — Der Heimatschutz kommt sofort zu Hilfe, wenn ihm der betreffende Fall bekannt wird. Trotz seiner 40 000 Mitglieder entgeht ihm immer noch vieles. Wer daher glaubt die obige Frage stellen zu sollen, den bittet der Landesverein Sächsischer Heimatschutz, in die Reihen seiner Mitarbeiter und Helfer einzutretsn und ihm sofort Mitteilung davon zu machen, wo H e i m a t s ch ö n- heiten, Natur werte und Naturdenkmäler bedrobt sind. Im Verhandlungswege lassen sich dann sehr viele Fragen klären, sobald die beiressenden Arbeiten, seien es nun Hochspannungsleitungen, Straßenbauten, Wasserbauten, Meliorationen noch nicht angefangen sind. Meistens erfährt der Heimatschutz zu spät davon, die Planungen sind bereits fix und fertig und ihre Änderung ist bei den beteiligten Behörden mit Kosten verbunden. Dann ist es immer schwer, noch irgend etwas zu erreichen. Es bestehen zahlreiche Verordnungen der Ministerien zum Schutze der Heimat- und Naturwerte, auf die in allen solchen Fällen in geeigneter Weise hingewiescn wird und deren Befolgung die Erhaltung manch schönen Landschaftsbildes, manch herrlichen Naturdenkmals er reichte. Der Heimatschutz erbittet praktische Mitarbeit. Wenn auf diese Weise die Bevölkerung mithilft, dann wird es noch mehr wie bisher möglich sein, Werte der Natur, der Heimat und besonders solcher Werke, die der Mensch nicht wieder schaffen kann, uns und unseren Nach kommen zu erhalten. Gef«Hi«?ien r»«s simeir Ner«e« MepuvW Verfasser Franz Rösler, Schirgiswalde Preis 1.50 Mark