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!W M HiKM «Illi WB Gesammelt von F. Rösler »er beiter auf Sem batrenverge Hinter dem weithin bekannten Gasthause „zum Türmchen" liegt eine kleine bewaldete Anhöhe, Katzenberg geheißen. Hier soll es früher nicht geheuer gewesen sein. Um die Mitternacht erschien ein Reiter, besonders in stürmischen, finstern Nächten. Er hatte einen Kopf, der einem Totenschädel ähnelte. Der Reiter erschien ganz plötzlich, so daß die Leute gewaltig er schraken und eiligst daoonliefen. Niemand getraute sich, nach I I Uhr über den Katzenberg zu gehen. Einmal hat ein Mann es unternommen, den Reiter auszusuchen und bei seinem Er scheinen stehen zu bleiben, um zu erfahren, was er wolle. Er begab sich, mit einer Pistole bewaffnet, in der Nacht auf den Katzenberg, trotz aller Warnungen seiner Freunde. Kurz nach der zwölften Stunde sah der Mann den schwarzen Reiter. Der Schreck fuhr ihm durch alle Glieder, so schaurig sah er aus. Er vergaß auf seine Pistole und war nicht mehr im Stande, davonzulaufen. Da sprach der Reitersmann mit ganz trauriger Stimme: „Komm mit, du sollst mir etwas helfen!" Aber der Mann brachte kein Wort heraus. Dreimal forderte ihn der Reiter auf, mitzukommen, doch der Mann kam nicht von der Stelle. Da weinte der Reitersmann und sagte: „Wärst du mitgegangen, so hättest du eine arme Seele erlöst." Kaum hatte er es gesprochen, war er verschwunden. Der Mann lief rasch nach Hause und erzählte, was er gesehen und gehört hatte. Es sind danach noch andere Männer in den Katzen busch gegangen, die sich vornahmen, mit dem Reiter zu gehen, um die arme Seele zu erlösen. Er ist aber niemals wieder erschienen. »er «eirt Ser geirigen flau Vor alten Zeiten ist auf dem Fuchsberge eine Bauersfrau gewesen, die sehr geizig war. Sie goß viel Wasser in die Milch und verkaufte sie den armen Leuten um teures Geld. Der Mann ärgerte sich über seine Frau. Sie ließ sich aber nichts sagen. Die Frau starb noch in den besten Jahren, und der Bauer heiratete wieder. Am Hochzeitsabende klopfte es wieder holt an die Tür. Der Bauer öffnete, sah aber niemand. Am nächsten Abende, als die junge Frau aus dem Stalle kam, sah sie ein fremdes Weib auf der Ofenbank sitzen. Sie war in ein schwarzes Tuch eingehüllt. Die Bauersfrau fragte, wer sie sei. Da sprach sie: „Kennst du mich nicht? Ich bin die erste Frau vom Bauer." Die Bauersfrau erschrak sehr. Plötzlich war die Fremde verschwunden. Am nächsten Tage saß der Geist wieder auf der Ofenbank. Die Bauersfrau lief hinaus und getraute sich nicht in die Stube. Als sie dem Bauer erzählte, wer da sei, ging dieser hinein. Die Frau war aber verschwunden. Er sagte zu seiner Frau: „Du hast ge- träumt." Am dritten Tage saß die Frau wieder auf der Ofenbank. So ging das sieben Tage fort. Da lief die Bauers- frau in ihrer Angst zum Pfarrer und erzählte ihm, was in ihrem Hause vorging. Sie bat ihn, ihr zu sagen, was sie machen solle. Der Pfarrer gab ihr den guten Rat, mutig zu sein und die Gestalt zu fragen, was sie wolle. Als am näch- sten Abende die Frau wieder auf der Ofenbank saß, da ver suchte sie, sie zu fragen. Sie brachte aber vor Angst kein Wort hervor. Am folgenden Abende endlich gelang es ihr, zu fragen: „Was willst du denn hier?" Die Frau seufzte ein paar Mal. Da sprach die Bauersfrau: „Bist du denn diese, daß ich etz doa die?" Da sagte die Gestalt: „Nee, nee, desterhalb bie'ch ne doa. Ich find ock keene Ruh im Grabe, und doa will'ch dr ock soan, woas'ch uf'n Harzen hoa. Weßte (weißt du), ich woar su geizig und doa hoa'ch immer su vill Woaffer ei de Milch geschütt. Und unfern kranken Rubber hoa'ch oa siche Milch verkauft. Bie ock su gutt und gieh zu'n Rubber nüber und soa, ich loaß im Verzeihung bitten." Bevor die Frau etwas antworten konnte, war die Gestalt verschwunden. Am nächsten Tage ging die Bauersfrau zum Pfarrer und erzählte ihm alles. Er sagte ihr, sie möge nur zum Nachbar gehen und ihn um Verzeihung bitten. Dann solle sie zur Sühne so- viel Liter Milch verkaufen als wie die Gestalt Tage dagewesen sei und die Milchdreier aufheben und sie dem Nachbar geben. Die Bauersfrau tat, wie ihr geheißen. Sie ließ auch eine hei- l!ge Messe lesen für die Verstorbenen. Bon nun an kam sie niemals wieder. Vie feurigen Männer bei Oer grorren LinSe Seit mehreren Jahren ist die alte Straße hinter dem Dorfe, Bauernweg geheißen, zu einer schönen Straße ausgebaut worden. Kurz vor ihrem letzten Anstieg zum Fuchsberg fesselt eine mäch tige Linde den Blick des Wanderers. Sie ist allgemein be kannt als „Thomels Linde". Früher befand sich eine Laube in dem mächtigem Geäst. Seit dem Straßenneubau hat ihr Anblick etwas gelitten. Trotzdem ist sie auch heute noch ein Wahrzeichen des Fuchsberges, um das die Vergangenheit ihren Sagenkranz wob. Abergläubische Leute gingen nicht gern des Nachts an dem Baume vorbei, weil sie fürchteten, Gespenstern zu begegnen. Eine dieser Sagen lautet folgendermaßen: Einst kehrte ein Mann, der auf dem obersten Teile des Fuchsberges wohnte, aus der Rockenstube heimwärts. Die Nacht war pechschwarz. Der Mann mußte sich mit den Händen fortgreifen. Als er um die „Drehe" vor Thomels Linde bog, schlug eine ferne Kirchenuhr die zwölfte Stunde. Der Mann hatte als Soldat den Feldzug mitgemacht und kannte keine Angst. Furchtlos tastete er sich trotz der mitternächtigen Stunde vorwärts. Da hörte er ein leises Lachen. Nichts zu sehen. Alles pechschwarz. „Hast dich getäuscht," sagte der Mann zu sich. Vorsichtig tappte er weiter. Jetzt mußte er nach seiner Schätzung bei Thomels Linde sein. Er versuchte, sie zu er spähen, allein es war zu finster. Kein Lüftlein rührte sich. Auf einmal kichert jemand hinter ihm. Er fährt rasch herum — nichts zu sehen. Da äfft es ihn von vorn. Wie der Blitz dreht er sich. Nützt nichts, keine Spur ist zu sehen. Der Sol dat fürchtet sich aber noch lange nicht. Er ballt die Faust und ruft in die Finsternis: „War ist doa?" Alles ist still. Es folgt keine Antwort. Schon will er weiter schreiten, auf einmal wurde es hell um die Linde. Wie rotes Feuer leuchtet es, so daß er den mächtigen Baum deutlich erkennen kann. Erschrocken hält der Mann inne und starrt auf das rote Licht. Da sieht er, wie sich aus dem Lichte links und rechts vom Stamme zwei feurige Männer bilden. Furchtbar sind sie an zuschauen. Schaurig wird die Umgebung der Linde beleuchtet. Da überläuft es den Mann eiskalt. Er will fliehen, ist aber wie gebannt in den Füßen, keinen Schritt kann er machen. Kalter Schweiß tritt ihm auf die Stirn. Er will schreien, bringt aber keinen Ton heraus. Teuflisch grinsen ihn die feurigen Gestalten an. Da besinnt er sich, daß er seit dem Feldzuge stets ein kleines Kreuz, das ihm die Mutter einst mitgab, auf der Brust trägt. Rasch reißt er das Hemd auf und greift nach dem Kreuzlein. Sobald er's mit den zittrigen Fingern ersaßt hat, zieht er es hervor und streckt es den feu rigen Männern entgegen. Sofort hört ihr höhnisches Grinsen auf. Die Gestalten werden kleiner und kleiner, der feurige Schein immer schwächer und schwächer, bis der Spuk ganz verschwunden ist. Jetzt erst ist der Bann gebrochen. So rasch es geht, greift sich der Mann vorwärts, das Kreuzlein in der einen Hand hochhaltend. Endlich gelangt er an seine Hütte. Das Kreuz hat ihm geholfen. Eine andere Begebenheit an der Linde lautet wie folgt: Ein Bewohner des Bauernhofes „beim Pieter" ist einst zu später Stunde aus einer Gesellschaft im Oberdorfe nach Hause gegangen. Die Nacht war finster, der Himmel sternenlos. Nicht weit von Kadens Gute, ein Stück hinter der Bauern schenke, überlief den Mann ein Gruseln. Es war ihm, als käme ihm jemand nach. Doch der Mann ließ sich nicht bange machen und ging weiter. Kaum war er in die Nähe der Linde gekommen, sah er rechts und links zwei feurige Männer, die die Linde und ihre Umgebung schaurig beleuchteten. Der Mann