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372 Gbsrlausitzsr Hslmatzeltung Nr. 24 immerhin bedenken, daß Herrnhut nur wenig über 2000 Einwohner zählt. Und wenn man andere Orte von der gleichen Größe damit vergleicht —? Ein anderes kommt hinzu: die peinliche Sauberkeit, die einem auf Schritt und Tritt wohltuend berührt. Endlich — aller guten Dinge sind ihrer drei —: Die Ruhe und zurückgezogene Art, in der sich das Leben hier abspielt, ist sonst auch nicht gleich wieder zu finden. Es ist eben der Geist der Herrnhuter, der sich unwillkürlich auch dem Straßenbilde mit zwingender Über zeugung in allem und jedem mitteilt. Denn so klein das Städtchen ist, so groß ist sein Name. Und das war der andere Grund, der zur Stadtwerdung führte: die „Berück sichtigung ihres weitreichenden Rufes". Auch das steht in der Urkunde. Zweitausend Seelen zählt der Ort. Gewiß. Aber 200 000 Herrnhuter leben draußen in der Welt. Der Name Herrnhut ist bekannt in Amerika wie in Afrika, bei den Eskimos Grönlands wie bei den Indianern. Isis darum nicht mehr als billig, daß Herrnhut nun tatsächlich Stadt geworden ist! Wandert man Lurch das Städtchen, man wird es ge wahr, daß das, was Herrnhut ist, durch die Herrnhuter ge worden ist. Da sind die netten Häuschen, deren jedem man von weitem schon ansieht, daß sorgsam pflegende Hände peinlich dahinter sind. Da sind die vielen stattlicheren Ge bäude, die das Leben der Brttdergemeine beherbergen: Das Pilgerhaus für burchkommenbe Brüder, das Diasporehaus, das Herrschaftshaus, zu dem Graf Ztnzendorf, der auch darin gestorben ist, den Grund legte. Es ist am „Platz" ge legen. Denn die Herrnhuter kennen keinen Markt, in allen ihren Gründungen — Gnabenfeld, Gnadenfrei, Gnadau, Kleinwelka — heißt er „Platz". Es ist ein rechter Platz, mit Anlagen und schattigen Wegen. Hier steht auch der Gasthof der Brttdergemeine, der einzige in der Stadt. Auch in ihm drückt sich der Geist Herrnhuts aus: Tanzen und Karten spielen gibt es da nicht. Am Platz endlich liegt auch der „Kirchensaal", wie die Herrnhuter ihr Gotteshaus nennen. Es ist in Wahrheit ein Saal. Denn alles, was sonst Kirchen aufzuweisen haben, Kanzel und Emporen, Altar, Gestühl, selbst Kirchturm und Ornamentik, sucht man in ihm ver gebens. Da sind weiter Witwenhaus, Schwesternhaus und Brüderhaus. Weil es früher die Regel wollte, daß Mann und Frau, jung und alt getrennt voneinander wohnten. Eine Spur davon ist bis heutigen Tags in der Tracht der Frauen geblieben, die an kirchlichen Tagen ein Leinewand häubchen mit Seiöenschleife tragen. Dem Kundigen sagt die Farbe der Schleife genau, ob ihre Trägerin Mädchen oder Frau oder Witwe ist. Da ist endlich der Friedhof. Ein Friedhof, wie man dergleichen wohl nirgend wieder findet. Eine breite Lindenallee führt hin zum Hutberge, auf dem er liegt, und Lindenalleen beschatten die Gräber. Gräber? Man sieht nirgends einen Grabhügel, man sieht nirgends einen ragenden Grabstein, nirgends auch ein Kreuz. Flach auf der Erde liegen die steinernen Grabplatten, deren eine der andern gleicht. Im Tode sind alle Menschen gleich. Davon predigt das äußere Bild des Friedhofes. Und der Tob kommt, wann er will. Darum verschließt diesen Kirch hof auch kein Tor, die Pforte (ohne Tür) ist immer offen. In der Mitte ist das Grab des Grafen Zinzendorf, Les Gründers der Herrnhuter Brttdergemeine. Dabei die Grä ber seiner Gemahlin, der Gräfin Reuß, sowie seiner Toch ter, seines Helfers und Freundes Friedrich v. Wattewille, der Gräfin Einsiedel, deren Hand Herrnhut unendlich viel Dank schuldet, und das Grab Christian Davids, des Grün ders von Herrnhut. Im Jahre 1722 kam er hierher. Aus seiner Heimat Mähren seines Glaubens wegen verstoßen, baute er hier das erste Haus. Geht mau vom Friedhof aus ein Stück in den Wald hinein, der Herrnhut so schön um schließt, so findet man einen Stein, der seinem Gedenken geweiht ist. Er ist errichtet an jener Stelle, wo er im Juni 1722 den ersten Baum fällte. Denn die Gegend war da mals eine Wildnis, in die sich niemand wagte, der es nicht wußte. Bis vor anderthalb Jahrzehnten hat dieses erste, von David gegründete Haus gestanden, dann wurde es vom Feuer zerstört. Doch hat man einen Balken davon und Davids Axt in dem, in mehr denn einer Beziehung sehens werten Museum ausbewahrt. Hier auf dem Friedhof ruhen auch die sterblichen Reste eines Mannes, dessen Name mit der Geschichte Herrnhuts unzertrennlich verbunden ist: Abraham Dürninger. Im Jahre 1748 war es, als dieser Straßburger hier einwan derte. Er gründete eine Kattunmanufaktur, die zugleich die erste in ganz Sachsen war. Durch rastlose Arbeit brachte er sie zu hoher Blüte, und heute gehen die Erzeugnisse dieses Werkes, das draußen vor der Stadt liegt, tu alle Welt. Wie der Herrnhuter Missionar, so ist auch der Herrn huter Kaufmann samt seinen Waren in allen Erdteilen geschätzt und geachtet. Man wird den Friedhof nicht verlassen, ohne vorher den Turm auf seiner Anhöhe besucht zu haben. Denn von hier entrollt sich dem Auge ein Bild, dem an Schönheit nur wenige in unserm Sachsenlandc an die Seite zu stellen sind. Unten am Fuße Berthelsdorf mit dem herrlichen Schlosse des Grafen Zinzendorf, darüberhinaus Dörfer und Städte des Lausitzer Landes, eingebettet zwischen Wäldern und Fluren, und in der Ferne die schönen Lausitzer Berge: Kottmar, Landeskrone, Czorneboh und Bieleboh und alle die anderen über weit gelichtetem Gelände. Vis hin zum Jeschken im Böhmerland, bis zum Jser- und Riesengebirge schweift der Blick, und bei klarem Wetter zeigt sich gar die Schneekoppe. Hier wird einem so recht offenbar, daß Herrnhut nicht nur ein in seiner Eigenart seltsamer, sondern auch ein schöner Ort ist. Wenn er nun gar Stadt geworden, so ist die Freude darüber nicht nur bei allen Lausitzern groß, sondern wähl auch in aller Welt, wo Herrnhuter wohnen. L. S. ß Dorf im Albend lick, das Dorf stekt arm auf kargem Sande, Ist kein Srun, Las sein Ssländs ziert; Stützt der Serbstwind Lurcb dis kaklsn Lands, Zittert cs und bangt und stiert. Scdmals Süllen scbsinen ganz versunken In Las irübs, kerbsivergrämis Lickt, Und du seknst dick, datz ein §unksn Liebe Lurcb das keuckte Dunkel brickt. Und dann körst du Kinder piötzllck singen, Und dir bebt das Serz mit jedem Hon. Lick, sie singen und die Väter sckwingen Sammer wucktsnd in §abrik und §ron. Liber wenn der letzte Don verklungen, Dis Sirene Lurcb den LIbenL scbrillt, Sekn dis Väter nun den Weg der Jungen, LMsm Sutem und dem Stück gewillt. Und sie scbreitsn Uber Sucbt und Sorgen, Werden still und krok und wünscksios, Und aus Libsnd, Draum und Morgen Wäckst das Dorf zur Ssimat - groß! Max Zei big. Dverlausitzer T» andSlerrle bestellt lest vte