Volltext Seite (XML)
366 GbsrlaufltzsvHeimatzeiiung Är. 23 »So, so." Da sprach Schneiderfried — denn das war jener Gast — zum Wirte: „A Hurntz, do scheechts, do warn wull no bihmsche Suldoatn sein." „Waas?" machten die Preußen und sprangen auf, mäßigten sich aber sofort wieder und tranken dann lustig weiter. Da trank der Schneiderfried sein Glasl aus, zahlte und ging — scheinbar nach Kunersdorf, in Wirklichkeit nach Hörnitz. Der Mitternacht entgegen. Das Borpostenkommando „Hainewalde" der zweiten preußischen Brigade hat es für gut erachtet, eine Kavallerie-Abteilung in Stärke von vier Mann zur Erkundung in Richtung Hörnitz zu befehlen. Ein Unteroffizier und drei Husaren ritten nun äußerst vorsichtig den Waldweg herab, der damals Hörnitz und Hainewalde verband. Der Unter» osfizier ärgerte sich scheußlich. „Kommt da so'n oller Quatschkopp, so'n blöda Bauer in die Schenke und erzählt wat von böhmsche Eoldatn, wofür er in seiner Dummheit wohl den Nachtwächter angesehen hat. Wie hieß übrigens das Kaff?" „Hörnitz, Herr Kamerad," antwortete einer der Husaren. „Also dann auf nach Hörnitz: wird ja wohl dort auch ein Wirtshaus sein ." Er dämpfte plötzlich seine Stimme. — „Hat's da nicht geknistert?" — Sie horchten angestrengt, saßen geräuschlos ab. Es hatte sich schon wieder in kurzer Entfernung etwas gerührt. Drei der Husaren lagen horchend und luchsend auf dem Bauche, taten eine Prise Pulver auf die Pfanne ihrer Karabiner. Einer der Husaren führte die Pferde nach rückwärts. — Da, wieder das gleiche Geräusch. Der Unteroffizier ruft drei mal sein „Halt-wer—da!" Keine Antwort.— Das ist ja sau mäßig verdächtig. Jetzt „öhöhöhuijut". Da wiehert vor ihnen ein Pferd. Weiter links drüben ein zweites. Deutliches Knistern wird laut. Der Unteroffizier ist etwas vorgekrochen, kann aber nichts entdecken. Hört unfern wieder das Wiehern. Hört viel sonderbare Geräusche. Was tun? Schießen? Nee, ohne Testament nich. Da fährt ein greller Feuerstrahl auf, ein betäubender Krach, Trampeln, Klirren, Pserdewiehern. Die Preußen hören eine fremde Kommando-Stimme: „Absitzän! — Patrollöre an die Tetää! — Laden!" Dazwischen Trampeln und Pfcrdelaute. Noch ein Feuerstrahl mit beängstigend durchdringendem Greuelkrach. Die Preußen sind auf dem schnellsten Wege nach Hainewalde. Ihre Aufgabe ist glänzend erfüllt. Sie haben die Anwesenheit österreichischer Kavallerie festgestellt, ohne in der tiefdunklen Waldung Verluste zu erleiden. Recht so. — Doch Fürchtegott Baum und Schneiderfried wußten es bester. Sie wandten sich ebenfalls ab vom Schauplatz des nächtlichen Borpostengefechtes und schlendern gemütlich heimwärts. „Ja, su a bisst Wiehern, su a paar Kummandos und zwee blinde Schüsse — die sein am richtgn Plötze vill wart." Sie waren recht müde, die beiden Hörnitzer, aber sie konnten es sich doch nicht versagen, den Wirt vom Althörnitzer Kretscham um ein gutes Tröppl ärmer zu machen; ahnten sie doch, daß es heute nichts kosten würde, wie überhaupt die Beiden in der Folgezeit ihrer Beliebtheit noch manches billige Räuschlein in die Schuhe schieben mußten. Einige Tage später lag die Zittauer Gegend, auch Hörnitz, wieder in friedlicher Stille. Die preußische Armee war teils über Zittau—Grottau, Zittau—Gabel, teils über Großschönau—Wal tersdorf nach Nordostböhmen abgezogen. Und in Hörnitz fehlte kein Rindvieh. — Als das die Her- wigsdorfer und die Bertsdorfer hörten, die ihre Stallbewohner zum größten Teile halten hergeben müssen, sannen sie vor Un gunst auf Böses wider die „Hurntzer". Sie verstummten aber, als man ihnen erzählte: „A preißscher Viehdukter hott a Hurntz de Rinderstaupe gefunn." Da mieden sie das verseuchte Gebiet und sie schwiegen. Die Hörnitzer aber waren wunschlos zufrieden. — Fürchtegott Baum gelangte aber nach jenen Tagen zu großer Beliebtheit und ward durch seinen gesunden Witz ein weit be- kannter Mann. Und gab es irgendwo einen Dummen, der etwas Selbstverständliches nicht begriff, so sagte man: „Er weeß ne, wu Boom wohnt." Und die Moral von der Geschicht? „Die Klugheit siegt — das Pulver nicht." H. L. 6 O i 8 b ü r OM —— l-sklsi'wsr'sn Spontspiikel L.susngi'sdsn 10 GMgKrautwurst»AaMn Wsnckisostsr 6rsbsn 2 (llcks 8tsinstr.), ^srnruf2815 llriscligeingfrsmcisrlssLstiLsngslsgsniisitsn Vsrmlttsiung bsl Lremckstüatzs-Hn- unck Vsrkäufsn fsypotiisksnbssostsffun gSSSSSSl Schätze aus öer Oberlaufitzer Kussttenzett. Von W. Haupt, Wehrsüvrf. Ein halbes Jahrtausend ist verstrichen seit der Zeit, in der oie Hussiten unsere Lausiber Städte und Dörfer heimsuchlen. Nichts stellt uns die Schrecken ihres Einfalles besser vor Augen, als der Umstand, daß noch beute, 500 Jahre später, das Gedächt nis an die Hussitenzeit lebendig ist. Es mag wobt auch sein, daß die heutige Generation, die durch den Weltkrieg hindurchgegangen ist, sich besser als jede andere in jene längst vergangenen Jahre voll Mord und Brand versetzen kann, bat sie doch Aehnlicbes hin reichend erlebt. Was aber die Kriegszüge des Mittelalters von den heutigen unterscheidet, bas ist die größere Grausamkeit gegen die Bevölkerung, die diese nicht nur für ihr Hab und Gut, sondern auch sür Leib und Leben von den hussitischen Scharen zu fürchten batte. Alle die Dinge, die wir als Sachwerte bezeichnen, erlebten einen Preissturz. Welchen Wert batten noch Häuser und Gärten, Vieh und Ernte, die mehr als alles andere vom Zugriff des Feindes und von den gierig fressenden Flammen bedroht waren! Um so höher stieg der Wert öer baren Münze. Für geringes Gelb suchte sich mancher seines Eigentums zu entledigen. Gelb war gesucht; man konnte es ja im Boden vergraben, konnte eS vor plündernden Feinden unsichtbar machen; und wenn Haus und Hof in Flammen aufgingen, HauSgetier und Erntevorräte im Lager der Hussiten verschwanden, dann lag der wohlvcrboraene Schatz im Schoß der Mutter Erde und wartete auf seinen Herrn, der ihn in ruhigeren Zeiten wieder hervorbolte. Oft genug frei lich wartete er vergebens. Krieg, Hunger oder Krankheit hatten den Besitzer hinweggerafft, der Platz war vergessen worden oder war im Brandschutt nicht mehr aufzufinden. So schlummerte er weiterhin, und mancher schlummert wohl beute noch, zu dem noch keine Pflugschar, kein Spaten oder kein anderes von Menschen hand gelenkte Werkzeug gedrungen ist. Zahlreich aber auch sind die Funde, die in späteren Zeiten wieder ausaegraben wurden, und ihre Fundorte, die sich über die ganze Lausitz erstrecken, bezeugen uns, wie sich die Furcht vorn; Feinde über unsere gesamte Heimatlanöschaft, ja bis über deren Grenzen ausbreitete. In der Fundkartei der Gesellschaft für Vor geschichte und Geschichte der Oberlausib finden wir die folgenden Fundorte vermerkt. Wir glauben, daß sich in Privatbesitz und in Museen noch zahlreiche andere finden, und bitten, sie uns zu melden, damit wir auch sie in unsere Uebersichten und Fundkarten einzeichnen können. In Bautzen werden in Privatband Meißner und Prager Groschen aus einem Funde dieser Zeit aufbewahrt. Ein Fund aus Bederwitz aus dem Jahre 1900 wanderte bis auf eine kleine Auswahl der besterhaltencn Stücke in den Schmelztiegel. In Bernstadt fand sich im Jahre 1926 ein Schatz von fast 1000 Groschen in über einem Meter Tiefe beim Ausrichten einer Zaun säule. In Ebersbach grub man früher einmal beim AuSschachtcn einen Topf mit gegen 850 derartigen Silbermünzen aus. Ein Häusler aus Fugau erhob durch Zufall die klein« Barschaft