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dem Besitze des Buchdruckers Linke). Ein Glaskasten ent hält 134 Münzen und 36 Medaillen. Der Raum zwischen den beiden Zimmern Nr. 38 und 39 enthält eine Truhe l1704), einen Schrank mit alten Spencern, Eimern und Holzspritzen, ferner ein „B r o t h ä u s e l", verschiedene Bilder und (aus der Jetztzeit) eine kleine Kasse für freiwillige Spenden zu Museumszwecken. Kommt man in das W e b e r st ü b ch e n, so ist man augenblicklich in die Zeit versetzt, in der unsere Vorfahren im niedrigen Stübchen am Webstuhle, am Spul- und Spinn rade und am Scherrahmen ihre tägliche Arbeit verrichteten und alle Familienglieder, auch die Kinder, daran teilhatten. Tisch, Stühle, Wäschemangel, Schrank, Doppelbett mit Bett himmel, Wiege, Teller- und Löffelbrett, Brotschüsseln, eine Schürzenuhr (1783, mit noch gangbarem hölzernen Räder werke) und eine Standuhr vervollständigen die Einrichtung des Stübchens. Von der ärmlichen Beleuchtung der Stuben in vergangener Zeit kann man sich eine schwache Vorstellung machen, wenn man die kleinen blechernen Öl-Lämpchen be trachtet. — Kaum mehr können wir modernen Menschen uns denken, daß ein unentbehrliches Hausgerät die Laterne gewesen ist, die stets auf einem Hausfenster bereit stand und von dem gebraucht wurde, der abends oder nachts ans den finsteren Straßen gehen mußte. — Als man Talglichter im Hause herstellte und benutzte, war ein Leuchter mit danebenliegenöer Lichtputzschere unentbehrlich. — Ein Kienspanhalter verrät uns, wie man sehr lange Zeit mit Spänen in Haus und Stall leuchtete. — Flachs breche und Weife waren nötig zur Vorbereitung der zu webenden Leinewand. — Kunstvoll aus Wachs und Ge würzen hergestellte Kränze geben uns einen Beweis von alter Handarbeit. Ernst stimmt uns die vorhandene Kapelle. Wie in brünstig mögen in der Zeit, als unsere evangelische Kirche noch der katholischen Gottesverehrung diente, viele An dächtige, darunter auch Fremde, vor dem aus dem 18. Jahr hundert stammenden Altäre mit der wundertätigen Marien- Statue gekniet und gebetet und auf Erfüllung ihrer Wünsche gehofft haben! Bis zum Jahre 1927 stand dieses Altertum im Museum des Großen Gartens in Dresden. — Aus der katholischen Zeit unserer Kirche stammen auch die wenigen Apostel-Figuren. — Wievtele Kinder unserer Gemeinde mögen einst an dem alten Taufsteine aus Sandstein getauft worden sein! — Eine einst auf der Kanzel an gebrachte Sanduhr gab dem Geistlichen die Dauer seiner Predigt an. — Zwei Klingelbeutel (1761) erinnern an die Sitte, während des Gottesdienstes von den Kirchen besuchern Geld einzusammeln, zwei Kesselpauken (1763) daran, daß man früher mit Trompeten und Pauken ans dem Chore musizierte. — Eine wundertätige Mutter Gottes in einem Glasgehäuse stammt aus dem ehemaligen Franziskanerkloster zu Friedland (Tiroler Bildschnitzerei). In diesem Zimmer sollen auch die Bilder der im Weltkriege gefallenen Söhne der Gemein den Reichenau, Markersdorf und Lichten berg angebracht werden. Angehörige, die im Besitze von Photographien ihrer gefallenen Söhne sind, werden hier durch gebeten, solche an Herrn Apotheker Schröder zu schicken. Ein früherer Teil des Bodens ist durch einen Latten- verschlag, der mit grauem Packpapier verdeckt ist, in der letzten Zeit abgetrennt und zu weiterer Unterbringung von Altertümern in Gebrauch genommen worden. — In der Waffenstube stehen ein Gestell mit allerhand Flinten und Säbeln (darunter ein auf Türchauer Flur gefundener Kosaken-Säbel und Nachtwächter-Spieße), eine Truhe (1791) mit schöner Bemalung, ein Holz- und ein Hoch rad und bemalte Fensterläden (aus dem alten Zoll hause). In dem danebenliegenden S ch u st e r st ü b e l findet der Schuhmacher sein Handwerkszeug: Galgen mit zwei Glaskugeln, Schemel und Leisten für Schuhe und Reit stiefeln. Ferner enthält dieser Raum einen Schrank (1788) mit dem Galarocke eines königl. sächs. Kommerzienrates (aus dem Besitze des verstorbenen Geh. Kommerzienrats Oskar Preibisch), eine Schwenkwiege, eine buntbemalte B e t t st e l l e, eine Bank, ein Spinnrad, eine Wiege und alte Ofenkacheln. Eine besondere Abteilung im großen Zimmer zeigt prähistorische Sachen, darunter eine Elchschaufet (aus dem Weichenhain'schen Bergwerke in Seitendorf), eine Eichenkeule (ebenfalls dort gefunden), eine Tonschüssel (gefunden beim Grundgraben der Rolle'schen Fabrik), et liche Spinn wirtel (vom Wachberg in Markersdorf) und verschiedene Gefäße, Scherben und auch Eisenschlacken aus Schmelzöfen (am Sandberge ausgegraben). Alle Zimmer sind mit Christleuchtern und Bildern geschmückt. Es ist unmöglich, alles aufzuzählen, was seit der kurzen Zeit des Bestehens unser Museum birgt. Hier heißt es: „Komm' und siehe und bewundere uneigen nützige Hingabe an ein verdien st volles Werk! — Besonders sei auch der Museumsbesuch allen Schulen und Vereinen angelegentlichst empfohlen, da es dem Leiter gewiß große Freude machen wird, ihnen als sachkundiger Führer zu dienen. L. E. Der Neugersdorfer Beerberg Als die Neugersdorfer Stadtverordneten im Jahre 1926 einmütig die Errichtung einer Jugendherberge beschlossen hatten, wurden fünf verschiedene Bauplätze für diese in Aussicht genommen. Den Ausschlag gab ein An gebot des Besitzers des Geländes am Beerberg, das selbe wurde angekaust, am 3. Juni 1928 konnte der erste Spatenstich zu dem Neubau getan werden, der sodann am 28. April 1929 seine Weihe empfangen hat. Der Beerberg gehört in die Reihe der Höhen, welche die Stadt Neugers dorf im offenen Halbkreis umgeben und zu denen das in lebhafter Entwicklung befindliche Gemeinwesen seine Aus läufer immer weiter emporschickt und sie zu umschließen beginnt. Unser am Ostrande des Ortes gelegener Berg hat nun durch die auf seinem Gipfel erbaute, in jeder Beziehung vorbildliche städtische Jugendherberge ein? besondere Bedeutung erlangt. Weit grüßt das dem Stile unserer älteren Bauten vorzüglich angepaßte schmucke Haus hinab zu dem Häusermeer unserer jungen Stadtgemeinde und hinüber zu seinen weitverzweigten Ortsteilen. Un gezählte Scharen naturfroher Heimatwanderer werden in Zukunft Einzug in seine gastlichen Räume halten und sich des prächtigen Ausblickes von seinem Vorplatze aus er freuen. Im Hinblick auf die neuerliche Bedeutung der Höhe bürste es angebracht erscheinen, etwas von des Berges Art und seiner Vergangenheit zu erfahren. Seiner erd geschichtlichen Bedeutung nach gehört er der jungvulkanischen Zeit an,- das Gestein, das seinen Felsen leib aufbaut, ist sogenannter Trachytbasalt (Feldspatbasalt), in mehreren Steinbrüchen ist derselbe an seinem nördlichen und südlichen Gipfelhang erschlossen. Besonders der erst genannte gewährt einen lehrreichen Einblick in die Lage rung seines Gesteins,- die Stellung der unregelmäßig be grenzten, nach oben zusammenstrebenden Basaltsäulen läßt sich hier vorzüglich erkennen. Während die meisten Trachyt- basalte hornblendeführend sind, erweist sich das Beerberg- gestetn als hvrnblendefrei. Die 440,4 Meter Meeres höhe erreichende Kuppe stellt sich als ein Rest eines süd lich und östlich unseres Ortes gut zu beobachtenden basal tischen „Deckenergusses" dar, der sich im Osten bis über Leutersdorf hinaus erstreckt.