Volltext Seite (XML)
Nr. 23 Gbsrlausltzer Heimatzeitung 361 walde und starb 1654. In seine Amtszeit fallen die Ein- pfarrung von Obercunnersdorf als Filialkirche und die Pestjahre. 1S07 forderte die Pest in Kottmarsdorf 73 Opfer. In der Gemeinde scheint er sehr beliebt gewesen zu sein, in 30 Jahren ist er 70 Mal Pate gewesen, seine Frau hat in 20 Jahren 48 Mal des Patenamtes gewaltet. Seine Frau starb 1817 im Alter von 39 Jahren und hinterließ ihm 10 Kinder. 1618 verheiratete er sich wieder mit „puäicissimu Isctissiinu virgo Lnns, llonsstissiinr viri Wolfgsngi Helms, civis I?umburgsnsis, filis". 1632—1640 finden wir „Valentin Guteborn von Ca- mentz" als Pfarrer von Kottmarsdorf. 1606 war er Pfar rer in Steinigtwolmsdorf, 1610 wurde er wegen seiner Neigung zur Lehre Calvins des Amtes entsetzt. 1619 ist er in Beiersdorf, 1623 in Cunewalde. Krankheit nötigte ihn, 1640 sein Amt niederzulegen, er blieb zunächst noch in Kott marsdorf, ging dann 1643 nach Polen und verwaltete 1648 das Pfarramt zu Oppelwitz, wo er bereits nach dreimonat licher Amtszeit verstarb. Daß er unter den Folgen des dreißigjährigen Krieges zu leiden gehabt hat, beweist ein Eintrag im Kirchenbuche vom Jahre 1637. Valentin Gute born und einige seiner Nachfolger haben im Kirchenbuche wertvolle chronikalische Nachrichten hinterlassen, auf die in einer Arbeit „Kulturgeschichtliches aus dem ältesten Kirchen buche von Kottmarsdorf" noch eingegangen werden soll. 1640—1670 verwaltete das Pfarramt Christoph Stecher, der vorher Kantor an der Hauptkirche in Löbau gewesen war. — Sein Nachfolger war von 1670—1690 Siegismund Lehmann, ein geborener Löbauer, der vorher Pfarrer in der Nähe Soraus und daun Prediger für die vertriebenen Exulanten in Ober-Ullrichsdorf gewesen war. Er hatte auch die kirchliche Versorgung der Bewohner „unterm Löbau- ischen Walde" (später Waldöorf), 1683 ist der erste dement sprechende Eintrag im Kirchenbuch vorzufinöen. Infolge eines Schlagaufalles (22. Oktober 1689) mußte er 36 Wochen das Bett hüten, bis er am 17. Juni 1690 starb. Die Ver tretung hatte der Student der Theologie Elias Scheller aus Zittau. Auf ihn folgte 1691 Caspar Fellmer. Er war am 6. Sep tember 1648 in Seifhennersdorf geboren, hatte seine Vor bildung auf dem Gymnasium in Zittau erhalten und war dann Pfarrer in Jänkendorf und Ullersdorf gewesen. 1717 erkrankte er schwer und starb am 2. April 1718. Bereits 1714 war ihm sein Sohn Thomas Siegfried Fellmer als Substitut bcigegeben worden. Er verwaltete das Pfarramt auch nach dem Tode seines Vaters. 1730 ging er nach Tauch ritz und dann nach Königshain. Der letzte Pfarrer, die in der alten Kottmarsdorfer Kirche gepredigt haben, war Magister Johann Daniel Kun kel, der Sohn des Löbauer Primarius. 1741 ging er als Pastor sekundarius nach Bautzen. Ihm verdanken wir zum Kirchweihfest 1736 die Schrift „Denkmahl der Güte Gottes". Dieses Büchlein ist die erste zusammenhängende Geschichte von Kottmarsdorf. W. L. Ein Rundgang durch das Reichenauer Ortsmuseum Seit dem 15. August 1926 ist in den Zimmern Nr. 37 bis 39 im oberen Stockwerke des hiesigen Gemeindeamtes, die in entgegenkommender Weise von dem Gemeinderate zur Verfügung gestellt worden sind, von Herrn Apotheker Carl Schröder in mühevoller und zäher Arbeit ein Museum eingerichtet worden, in dem die vielen und vielerlei Gegenstände aus alter und älterer Zeit in fünf Zimmern, wohlgeordnet und übersichtlich, untergcbracht worden sind. Schon vorher hatte der frühere Oberlehrer Albert Wagner Gegenstände aller Art gesammelt, in der Absicht, ein Ortsmuseum zu schaffen. Aus diesen bescheidenen Anfängen ist unser jetziges ansehnliches Museum — dem fremde sachkundige Besucher das beste Zeugnis aus gestellt haben — heraüsgewachsen. Leider ist ein allzu großes Interesse für die vorhan denen Altertümer, die immer weiter durch den Eifer des oben genannten Leiters vermehrt werden, bisher wenig zu merken gewesen, was aus dem verhältnismäßig schwachen Besuche ersichtlich ist. Aus diesem Grunde soll aus dem 973 Gegenstände zählenden Bestände des Museums (Leih gaben, Geschenktes und Gekauftes) eine teilweise Übersicht in folgenden Zeilen gegeben werden. Dabei sei bemerkt, daß Besitzer von Altertümern Sachen an das Museum leih weise abgeben möchten. Um einen vollständigen Einblick in den Bestand des Museums zu geben, wird demnächst ein vollständiges Verzeichnis der Gegenstände erscheinen. Beim Eintritte in das große Zimmer Nr. 39 er blickt man rechts oben einen im Barockstile gearbeiteten Schalldeckel von der Kanzel der hiesigen ev. Kirche. Darunter steht eine Kommode (ungefähr um 1775) mit noch gut erhaltenen Beschlägen. In dem danebenstehenden Schranke (1708), der mit gotischen Ornamenten verziert ist, sind die ältesten Schützen-Uniformen (darunter die von dem langjährigen Tambourmajor Fritzsche) auf bewahrt. Darauf steht ein aus Holz geschnitzter Löwe, der einst über der Türe der jetzigen Linke'schen Schmiede an gebracht war. Die in der Nähe dieses Schrankes aufgestell ten, aus blauer Seide gefertigten Huldigungsfahnen (1785) mit der Stickerei erinnern an die Zeit, als der größte Teil der Bewohner von Reichenau Untertanen des Klosters Marienthal war, und beim Amtsantritte einer neuen Abba- tissin (die damalige war Maria Theresia III., Gräfin von Hrzan und Harnas, 1784—1799) dieser im Klosterhofe den Treueid schwören mußte. Bei dieser Huldigung zeichnete sich unsere Gemeinde besonders . aus, indem zwei große Fahnen angeschafft, eine Kantate zu dieser Feierlichkeit neu komponiert und gedichtet im Klösterhofe aufgeftthrt wurden. Die Anzahl der Eiöpflichtigen betrug 90 Mann zu Pferde und 750 Mann zu Fuß, wobei einige Chöre Musik waren. (Rößler, Chronik von Reichenau.) Eine alte Schulfahue (1836, Geschenk vom Ober lehrer Hülse) gibt Zeugnis, wie man früher Schulfeste durch Fahnenschmuck der Jugend verschönerte. Die weiblichen Besucher des Museums dürften jedenfalls die zwei Pup pen mit kritischen Augen beschauen, die Alt-Reichenauer Frauenkleidung mit schön gestickten Schürzen tragen, und Vergleiche mit ihrer Kleidung wohl anstellen. — Alte Kopfbedeckungen und Stickereien birgt ein Glas kasten,' alte Regenschirme, vom praktischen Sinne unserer Vorfahren zeugend, fehlen auch nicht. Auf einer an einer Wand stehenden Tafel liegen einige alte Bibeln (1664 und 1736), eine Postille und verschiedene alte Lehr- und G e s e lleu - Z e u g n iss e in geschmack voller, deutlicher Schrift. Darunter steht eine Truhe, mit russischen Kirchenmotiven bemalt. Wie man die früher bei den Gründounerstagsumgängen der Kinder üblichen, selbsthergestcllten „Bildmännel" anfertigte, zeigen sieben Holzschnitzereien (wohl in der Familie des Robert Trenkler, Nr. 404, her gestellt). An einer anderen Seite steht ein Regal mit aller hand Büchern (darunter ein selten gewordener Carpzow 1716, Geschichte von Zittau, eine Bibel 1705, ein Schöppen buch), buntbemalten Tellern, Zinnsachen und Schmiedearbeiten. Verschiedene kleinere und größere Bilder (vom 103- jährigen Apelt, vom Kaufmann G. K rusche, vom Prof- Apelt) sind an den Wänden angebracht. Sehenswert ist weiter auch ein Bildstreifen, der den Festzug in origineller Weise darftellt, der bei der Knopfaufsetzung auf den Turm der evangel. Kirche im Jahre 1787 stattfand (aus