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Historisches aus Hoyerswerda. Nach einem alten Geschichtswerk aus dem Jahre 1714 Hoyerswerda liegt in der Oberlausitz, 8 Meilweges vou Görlitz, 2 von Camentz und 2 Meilweges von Budissin gegen die Niederlausitzische Stadt Lübben zu. Wegen ihrer Erbauung hat man unterschiedliche Gedanken. Vielleicht stammt ihr Nähme von Graf Hoyern von Mansfeld, weil diesem ehemals ein Strich Landes hier eingeräumt ge wesen. Allein die Böhmischen Scribenten geben ein ander Fundament. Sie sagen: dieser Ort sey von einem Böh mischen Freyherrn Hovera, Hertzogs Jaromiri Oberjäger meister zu Zeiten Kaysers Heinrici II. — 1002—1026 — er bauet worden. Ihre Meinung gründet sich auf folgende Tradition: Es hätten die Grafen des Geschlechts der Wr- schoven den gantzen Stamm des Hertzogs Jaromiri aus zurotten vorgehabt, um sich selber auf den Hertzogsstuhl zu setzen. Zu dem Ende hätten sie den Hertzog auf eine Jagd geladen. Als er ihnen nun gefolget, wäre der Hei lige Johannes seiner Gattin im Traum erschienen und hätte sie geheißen, ungesäumt ihrem Manne 60 bewehrte Mann nachzusenden mit der bcygefügten Nachricht, daß ihm böse Leute nach dem Leben stünden. Als nun diese hierauff abgescndet worden, wäre ihnen der Oberjäger meister Hovera rennend entgegen gekommen, ängstlich mel dend, man hätte den Fürsten gantz entblößet zwischen zwey Eichbäume gebunden und schösse nach ihm mit tödtlichen Pfeilen. In dergleichen ärmlichen Zustande Hütte nun die evmmandirte Mannschaft ihren Fürsten würcklich ange- trvffen, und er würde auch durch seiner Feinde tödtliche Geschosse bereits entleibt gewesen seyn, wenn nicht St. Johannes die nach ihm geschossenen Pfeile mit seinem Mantel ausfgefangen und schadloß abgetrieben hätte. Da nun die Wrschoven solcher Gestalt ihr mördrisches Vor haben an dem Hertzog nicht vollbringen können, hätten sie den Jägermeister Hovera an einen Eich-Baum knüpfen und erdrosseln wollen. Dieser aber hätte sich die Erlaub- niß ausgebeten, vor seinem Tode noch dreymahl ins Jägerhorn zu stossen, und damit wären die von Prag aus geschickten Mannen loßgebrochen, hätten nicht nur ihren Fürsten samt den Hovera gerettet, sondern auch 14 der boß- hafften Meuchelmörder mit sich zurück nach Praga gefangen überbracht. Darauff hätte Hertzog Jaromir diesem seinem Jägermeister Hovera grosse Gnade versprochen, ihn an Kayser Hetnricum II. recommendiret und also verschafft, daß er von ihm in den Freyherrn-Stand erhoben, mit Schild und Helm versehen, auch zum Andenken der fatalen Eiche künfftig hin den Nahmen Duba sso in Böhmischer Sprache eine Eiche heissen soll) bey seinem Geschlecht zu führen genehmigt worden. Über dieses alles wäre dem Geschlecht derer von Duba auch der Landstrich eingeräumet worden, wo jetzt Hoyerswerda stehet, und die von ihnen erbauete Stadt hätte auch dieser Geschichte wegen drey Fichte oder Eich-Bäume in ihr Signet bekommen. Es gründen sich die Hoyerswerdaer auch selber auf ein altes Monument, so ehemals in ihrer grossen Kirche gestanden, nachmahls aber in die Kirche nach Deyerswalde trans- ferirt und jetzo in der Sacristey daselbst befindlich ist, auf welchen Hertzog Jaromir zwischen zwey Eich-Bäumen gebunden, mit Pfeilen nach ihm geschossen zu- sehen seyn soll. Vielen will aber auch diese Meinung nicht gefallen, sondern sie wollen vielmehr muthmaassen, als wenn die ehemals an diesem nach Eisenstein grabenden Beyg-Gäner (?) Anlaß gegeben, den än diesem Werder nachmahls an- gebaueten Marck-Fleckcn den Nahmen Häuerswerd zu geben. Doch diese Meinung scheint mir wenig wahrschein lich, denn nach Nasen-Eisenstein wurde damahls an vielen sumpfigen Orten gegraben, so z. B. bei Spremberg, bei Senftenberg etc. und diesen Orten wurden doch andere Nahmen gegeben. Es mag also Jeder glauben, was er will, gnug daß Hoyerswerda da stehet und schon vor alten Zet ten eine berühmte Land-Veste gewesen, auch von tapferen Jnnwohnern wacker vertheidigt worden, denn die unirten sechs Oberlausitzischen Städte Budissin, Camentz, Görlitz, Lauban, Löbau und Zittau haben zu ihrer Eroberung anno 1467 über Jahr und Tag zubringen müssen. Heute zu Tage ist es eine unter einem starcken Schlosse liegende Stadt von dreihundert Häusern und drüber. — Ehemals gehörte die Herrschaft Hoyerswerda denen Herren von Schönburg, vor diesen gediehe sie unter die Herren von Maltitz, ferner an die Freyherren von Prom- nitz, denen auch die Herrschaft Forsta (Forst) gehörte. So dann unter die Herren von Ponigkau und von denen unter Churfürst Johannis Georgii des Ersten Durchlaucht unter das Churhaus Sachsen, dessen Enkel Churfürst Johann George III. dieselbige in ein Cammer-Gut verwandelt und einen Amtshauptmann und Amts-Voigt eingesetzet, von deren Bescheiden an das Churfürstliche Oberamt und Jn- sticium ordinarium appelliret wird. Nach dieser Zeit kam Sie Herrschaft an den Königlichen Pohlnischen und Chur fürstlichen Sächsischen Groß-Canzler Herrn Grafen von Beuchling. Allein von diesem gediehe sie wieder an die Churfürstliche Cammer und wurde letztlich der Durchlauch tigsten Fürstin Ursula Catharina Fürstin von Teschen übereignet, die erwehnte Herrschaft durch ihre Pacht-Jnn- haber uud Amtleute administriren lässet. Der Ort liegt in einer gar nahrhaften Flur, indem er um und um mit Wiesen, Wäldern, Püschen, Aeckern und die schmackhaftesten Karpffen hegenden Teichen um geben ist. Die Jnnwohner sind teutscher und wendischer Nation untereinander, daher auch in der Paulskirche so wohl teutsch als wendisch geprediget wird. Das Ministerium Ecclesiasticum bestehet aus drey Personen, nehmlich einem Pastore und zwey Diaconis. Das Rathscollegium bestehet aus 3 Bürgermeistern, von denen je einer alljährlich in den Regierungs-Geschäf ten wechselt, 2 Stadtrichtern, 3 Rathsglieöern und einem Actuario. Die Kauff-Verschreibungen aber geschehen vor dem Amte, woselbst jährlich das so genannte Gedinge ge halten wird und auch die Raths-Rechnung abgenommen wird. Buchbesprechungen Ein neues Heimatbuch. Heimatgeschichtltche Dorfstudien aus der Sächs. Schweiz und Südlausitz in Wort und Bild von Dr. Joh. Langer. (Druck und Verlag von C. E. Böhme, Sebnitz, Sa.). Preis 2,50 NM. Unsere Hcimatliteratur ist nicht sehr reich an guten Dorfchroniken. Hier ist eine neue erschienen, deren Ver fasser uns Lausitzern kein Unbekannter ist. Er hat ja bis her im Neuen Lausitzer Magazin, in der Oberlausitzer Hei matzeitung (Reichenau), im Oberlausitzer Heimatkalender und in Tageszeitungen manchen heimatgeschichtlichen Ar tikel verfaßt. Hier legt er uns nun ein kleines, gut bebil dertes Büchelchen vor, das methodische Heimatforschung zeigen soll. Darin sind nun auch unsere Heimatdörfer Wal tersdorf, Großschönau, Spitzkunnersdorf, Hainewalde, Klein schönau, Zittel, Friedersdorf, Schlegel, Gießmannsdorf und Trattlau behandelt. Der Leser sieht diese Heimatorte jetzt in einem ganz andren geschichtlichen Licht als er sie bisher kannte. Stoff und Darstellung machen die Lektüre zu einem Genuß, der dem Büchlein sicher eine weite Verbreitung be scheren wird. Allen Heimatfreunden und denen, die für Ortsforschung überhaupt Interesse haben, sei das Büchel chen bestens empfohlen. Es ist eine Bereicherung der Hei- matliteratnr, für die wir dem Verlag und Verfasser dank bar sein können.