Volltext Seite (XML)
ein außergewöhnlicher Genuß ist. Die weiten Täler mit ihren langgestreckten Ortschaften, das Dunkelblau der von glitzernden Schneefeldern eingefaßten Wälder und die schöne Linienführung der Höhen geben ein Gesamtbild von un geahntem Reiz. Der Neujahrötag sah uns wieder über Berg und Tal dahinziehen. Fern lag der Alltag mit seinen Mühen und Sorgen, azurblau leuchtete der Himmel und winterliche Watöpracht trank das bestückte Auge. So nahm das neue Jahr doch einen recht schönen Anfang. Zwei besondere Weihnachtsfeiern Bei Darstellungen von Weihnachtsbräuchen muß wirk lich nicht nur immer wehmütig die Vergangenheit zitiert werden,' auch die Gegenwart bietet noch und wieder man cherlei Gutes und Schönes, und so dürsten wohl unter den vielen und schließlich auch verschiedenen „Weihnachts feiern" zwei unserer Gegend erwähnens- und schtießlich auch für andere Jahre nachahmenswert sein: Die seit langem alljährtich immer um den 15. Dezember in der Großschö nauer Kirche abgehaltene „Weihnachtsmotette" und, aus neuerer Zeit, die stets kurz nach dem Feste eingerichtete „Weihnachtskinderfeier" in Eibau. Die Großschönauer Motette, die 69. unter Summierung aller, auch sonstiger Festausführungen, brachte wieder unter dem Motto „Weihnachten im Volkslieds" vom Kirchenchore und von geschulten Einzelsängern trefflich vor getragene Krippen- und Christkindettieder,' allerliebste Wei sen aus deutschen Landen, übersetzte aus Ruß- und Eng land, wie Frankreich (die doch deshalb nicht weniger an sprachen), mittelalterliche und auch neuzeittiche, die liebe voll vom hiesigen Kantor zusammengesucht und -gestellt waren. Dazwischen hinein brachte das geschickte, reiche Pro gramm Gemeindegesänge,' auch wieder recht ansprechende, gern gesungene Lieder, wie: „Tochter Zion", „Leise rieseit der Schnee", „Ihr Kinderlein kommet" usw. Dann sotgte vom Geistlichen ein ganz kurzes, diesbezügliches Schluß wort und mit dem reizenden Liedchen „Guten Abend, gute Nacht" fand wieder die gemütvolle und ganz gut besuchte Ausführung ihr Ende. Die diesmalige, eine Art Krippenspiel umschließende Eibauer Kinderseier zeichnete sich durch besonders taktvolle, vornehme Aufmachung aus. In die an und für sich schon geschmackvolle, riesige, dies mal aber nur durch Christbaumkerzen und eine große durch scheinende Krippendarstellung (Transparent) erleuchtete Kirche, in der sich, nebenbei bemerkt, eine außerordentlich große Schar Andächtiger harrend verhielt, zogen unter vom Chore ertönenden Sologesänge der Geistliche mit einem brennenden Lichtlein und zwölf weißgekleidete Jungfrauen. Letztere entzündeten zunächst ihre mitgebrachten Kerzen an den, eben vom Pfarrer angesteckten Altarlichtern und trugen sodann, einzeln, Weissagungen auf Christi Geburt und zusammen das Lied „Wie soll ich dich empfangen" vor. Nun erzählte der Priester das Weihnachtsevangelium und währenddem traten Hirten auf. Auch der Verkündigungsengel erschien unter den Klän gen: „Vom Himmel hoch, da komm ich her" — die Hirten machten sich auf die Suche — und von der anderen Altar seite her entstieg dem mystischen Dunkel die heilige Familie selbst. Schöne Weisen, wie „Dort auf dem Berge da wehet der Wind", „Vom Himmel hoch, o Engel komm" und „Kom met, ihr Hirten, ihr Männer und Fraun", „Schlaf wohl, du Himmelsknabe du" — bei denen sich wieder die Hirten ein fanden — wurden dabei teils von den Darstellern selbst, teils vom Ktrchenchor vorgetragen. Danach berichtete weiter der Pfarrer, wie die Weisen aus dem Morgenlanöe sich aufmachen, das Heil der Welt zu suchen. Da leuchtete auch schon von hoheyr Gewölbe ein mächtiger Bethlehems-Stern hernieder und feierltchst näher ten sich der Krippe, um daselbst dem Jesulein singend die gebührende Ehre zu erweisen, in prächtiger Kleidung die heiligen drei Könige. Daran nun schloß sich unter den Gemeindegesängen „Ihr Kinderlein kommet", „Stille Nacht" und „O du fröh liche" eine kleine Bescherung, bei welcher an die 300 „Eibsche" Kinder je ein sinnvolles Präsentchen erhielten. Die bei der 1>l Stunden dauernden Handlung be merkenswerte wohltuende Ruhe der Kinder und die freudig leuchtenden Augen der „Großen", welche auch bewiesen, daß eine ansprechende Art der Feier getroffen, dürften wohl für alle treuen hingebungsvollen Mitarbeiter der schönste Lohn gewesen sein. Mättig. Nocy eine Jubelfeier Der Verein für wissenschaftliche Unter haltung zu Hör nttz feiert am 2. Februar 1929 ein öOjähriges Jubiläum im Gasthof „zur Stadt Zit tau". Zur Begründung dieses Jubiläums sei hiermit ein kurzer Tätigkeitsbericht des Vereins mitgeteilt: Am 2. Februar 1879 traten eine Anzahl Mitglieder des Jugend- bildungsvereins „Lätitia" als Mitglieder dem Vereine bei und konnte dieser nunmehr aufs neue mit jungen Kräften die Zwecke des Vereins zur Ausführung bringen. Zunächst wurde ein Lesezirkel eingesührt, welcher zum Lebensnerv des Vereins geworden ist. Die Belehrungs- und Unterhal tungslektüre für die Mitglieder und deren Familienkreis wurde aus der Olivaschen Buchhandlung in Zittau be zogen, deren Inhaber Arthur Graun und Paul Gutsche 50 Jahre lang die Bestrebungen des Vereins in anerkennens werter Weise unterstützten. Der sehr reichhaltig ausgestattete Lesezirkel erfordert jährlich eine Ausgabe von 400—500 M. Um den Obstbau- und die Sortenkenntnis zu fördern, wurde 1879 in Hörnitz die erste Obst- und Gartenbau-Aus stellung abgehalten, auch an den Verbanösausstellungen be teiligte sich der Verein mit Erfolg und trat dem deutschen Pomologenverein, dem sächsischen Landesverband, sowie dem 1900 gegründeten Oberlausitzer Obst- und Gartenbau- verbande und voriges Jahr dem Reichsverband des deut schen Gartenbaues bei. Die vier Lesezirkel enthalten zur Belehrung vier verschiedene Obst- und Gartenbauzeitungen. 1879 wurde beschlossen, eine Volksbibliothek zu gründen. Dies kam aber durch das Verhalten der Ortsbehörde erst 1885 zur Ausführung. Die Bibliothek wurde durch Vereins und Staatsmittel errichtet und durch Beihilfen des Vereins „Thalia" und der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung in Berlin unterstützt. Von Herrn Prof. Dr. Friedrich in Zittau aufgeforüert, trat der Verein dem naturwissenschaftlichen und Gebirgsvereinsverbande „Lu- satia" 1880 bei und begann die Koitsche als Aussichtspunkt wieder zu erschließen und zu beleben. Vom Oberlehrer Kramer-Zittau veranlaßt, trat der Verein 1890 der Ge sellschaft für Verbreitung von Volksbildung in Berlin bei und ist in deren Sinne bis heute tätig gewesen. Auch der Jugendpflege hat sich der Verein mehrere Jahre gewidmet. Wanderungen und Wanderfahrten hat der Verein seit 50 Jahren alljährlich unternommen. Vorträge über wissenschaftliche, Heimatkunde und Obst- und Garten bauthemen, sowie Lichtbildervorträge sind während der letzten 50 Jahre sehr viel abgehalten worden. Als erster Vorsitzender wurde am 2. Februar 1879 der noch jetzt tätige Hermann May gewählt. Ob wohl der Verein bereits sein 75. Stiftungsfest gefeiert hat, sieht er sich dennoch veranlaßt, am 2. Februar ein Jubi läumsfest zu feiern. Der gemischte Chor des Vereins „Thalia" und des „Sängerbundes" werden das Fest durch ihre Mitwirkung verschönern, wozu alle Verbandsvereine zur Teilnahme höflichst eingeladen werden.