Volltext Seite (XML)
noch aus ihn verzichten zu können glaubte. Schulgarten be stehen 22. Auch in Zittau gab es wahlfreien Werkunterricht bereits vor dem Kriege. Im Zittauer Bezirke ist er heute an 22 Schulen eingeführt, an 19 Schulen bestehen Schul gärten. Im Bezirke der Amtshauptmannschaft Kamenz gehen die ersten Anfänge bis zum Jahre 1921-22 zurück, ebenso in Bischofswerda. Hier wie im Bautzener Bezirke liegen die Verhältnisse insofern ungünstig, als die Gemein den überwiegend Landgemeinden sind, wo sich der Werk unterricht nicht so leicht einführen ließ. Auch der Raum mangel spielte eine gewisse Rolle dabei neben den finan ziellen Anforderungen. Wenn man auf dem Standpunkt steht, daß der Werk unterricht nur bodenständige Heimarbeit berücksichtigen soll, so wäre unsere Lausitz in einer schlimmen Lage. Denn Heimarbeit ist hier nur wenig vorhanden, und man müßte daran gehen, einen Webstuhl im Werkunterricht zu bauen. Im Pulsnitzer Kreise, wo die Pfefferkuchenindustrie zu Hause ist, kann man unmöglich Pfefferkuchen im Werk unterricht backen, woht aber solche aus Plastelin Herstellen, anch Ausstechformen für Pfefferkuchen. Die Gefahr einer solchen Einstellung ist aber die, daß der Werkunterricht sehr einseitig wird. Durch den neuen Landeslehrplan können und dürfen dem Werkunterricht keine Hindernisse mehr in den Weg gelegt werden. Hoffen wir, daß es mit ihm auch in der Lausitz vorwärts geht. Aus den Heimatvereinen Ztuäieu-Anrllug Orr Ättaurr «rrchichtr- uns Museum»-vereis» nach kainrmsiae Der Studienausflug, den der Zittauer Geschichts- und Museumsverein am Sonntag, dem 15. September, mit einer Teilnehmerzahl von etwa 50 Damen und Herren unternahm, galt der Besichtigung des Hainewalder Schlos ses, der Hainewalder Kirche und des Kanitzschen und Kyau- schen Grabmonuments auf dem Hainewalder Friedhöfe. Nach Ankunft des Zuges sammelten sich die Teilnehmer am frühen Nachmittag im Hainewalder Schloßgarten, um von hier aus einen Gesamteindruck des machtvollen, über breit vorgelagerten Terrassen sich erhebenden Schlvßbaues zu gewinnen, der mit seinem turmbekrönten Mittelbau und den weit ausladenden Seitenflügeln das Hainewalder Tal weithin beherrscht und einen hervorragenden Schmuck der Landschaft öarstellt, ein Beispiel dafür, welche bedeutende und seinem Charakter angepaßte Wirkung ein Bauwerk von den Ausmaßen des Hainewalder Schlosses bei fast völ ligem Verzicht auf architektonischen Schmuck allein durch Aufbau und Gliederung hervorzubringen vermag. Herr Dr. Müller ging nach erläuternden Bemerkungen zur Bau geschichte auf die architektonischen Besonderheiten und Schönheiten des Schloßbaues ausführlich ein, nicht ohne hierbei festzustellen, daß die Ende des vorigen Jahrhun derts vorgenommene Renovation unter dem Einfluß der damals im Bauwesen herrschenden Geschmacksrichtung dem äußeren Eindruck des Schlosses nicht zum Vorteil gewesen ist, was sich besonders in der Turmform und der Sgraffito- bemalung an den Seitenflügeln bemerkbar macht. Durch das Entgegenkommen der Großschönauer Ge meindeverwaltung war auch das Innere des Schlosses der Besichtigung zugänglich gemacht, aber bei aller Großzügig keit der baulichen Anlage auch im Innern war es kein an heimelnder Eindruck, der hier den Besucher empfing, denn die Weiträumigkeit der Gänge, Säle und Gemächer ver trägt sich schlecht mit der gähnenden Leere, die sich überall in den Räumen breitmacht, seitdem nach dem Wegzug des letzten Besitzers das Schloß in das Eigentum der Gemeinde Großschönau übergegangen ist, die aber nicht weih, was sie mit ihm anfangen soll und sich gegenwärtig noch im Sta dium der Beratung über seinen möglichen Verwendungs zweck befindet. Der Eindruck der Unwvhnlichkeit und des Verlassenseins wird auch nicht verscheucht durch die spär lichen Reste des früheren Inventars, die der letzte Besitzer in Gestalt eines umfangreichen Büchereibestandes, einer Altertümersammlung, des Bilberbehangs an den Wänden und einigen alten Hausgeräts zurückgelassen hat, leider alles Gegenstände, denen ein wirklicher Kunst- und Alter tumswert nicht zugesprochen werden kann, eine alte Truhe ausgenommen, die aber zu teuer ist, als daß sich bis jetzt ein Käufer für sie gefunden hätte. Versöhnend mit dem Eindruck der Unbehaglichkeit und Ungastlichkeit, den die Besichtigung des Schloßinnern gegenwärtig hinterläßt, wirkt aber der Ausblick von den hohen Schloßfenstern hin unter in die lieblichen Gefilde der Hainewalder Talland schaft und weiter hinaus über die Talgehünge zu den blauen Bergen, die den heimatlichen Horizont in der Ferne be grenzen. Mit dem Ausruf auf den Lippen: „Heimat, wie bist du schön!" mögen die Besucher noch einen letzten Blick hinunter ins Tal auf der Rückseite des Schlosses wieder hinaus ins Freie getreten sein, um hier dem schönen, von zwei toskanischen Säulen flankierten und dem Wappen der früheren Schlvgherrschaft und einem Medusenhaukt gekrön ten Portal ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Der weitere Besuch galt der Hainewalder Kirche, die dadurch bemerkenswert ist, Saß sie den Typus der Hallenkirche ohne Pfeiler, wie er sich im Laufe der bau lichen Entwickelung für die Zwecke des protestantischen Gottesdienstes herausgebildet hat, in ganz reiner Form dar stellt. Sie gibt von allen Teilen des Jnnenraums den Blick auf Kanzel und Altar frei im Gegensatz zu der durch reiche Säulengliederung gekennzeichneten gotischen Bauform. Bei der Hainewalder Kirche mag man sich auch wohl die Pfeiler aus dem Rauminnern an die Fensterwände zurückgestellt denken, wo sie als Ausladungen der Wände zwischen den Emporen als deren Träger wiedererscheinen. Der freund liche Eindruck der Kirche wird noch wesentlich gehoben durch einen formschönen, figurenreichen Altaraufbau und den har monischen Abschluß an der Westseite, den die Orgelempore dem Raume gewährt. Die erläuternden Ausführungen gab auch hier wieder Herr Dr. Müller; sie wurden in Bezug auf Einzelheiten der Innenausstattung in dankenswerter Weise ergänzt durch den Pfarrherrn der Hainewalder Kirchgemeinde, der sich auch mit erläuternden Bemerkungen an der nun folgenden Betrachtung des von Kanitzschen und Kyauschen GrabmonumentS beteiligte. Nach seinem künstlerischen Werte als heimatliches Kulturöoku- ment des Barockstils in edelster Ausprägung kann dieses Monument nur mit den Gruftbauten des Zittauer Kreuz friedhofes verglichen werden. Es besitzt aber den Vorzug der nicht durch Anbauten und Friedhofsmauer beengten und beeinträchtigten freien Lage, sodaß an ihm die künstle rische Phantasie völlig frei und ungehemmt zur Auswir kung kommen konnte. An dieser Wirkung hat der reiche Figurenschmuck des tempelartigen Bauwerks hervorragen den Anteil, der die Tiefen und Höhen des menschlichen Ge fühlslebens in der dem Barock eigentümlichen kraftvollen und lebensvollen Art symbolisch zum Ausdruck briugt und sich meisterhaft mit dem übrigen architektonischen Schmuck werk der Giebelfvrmen und Bogenschwünge zu einem ein heitlichen Ganzen verbindet. Ist dieses der Kunstgeschichte der Heimat angehörende Bauwerk noch gut erhalten, so trägt der sogen. Nvstitz- bau, der Rest eines alten Wasserschlosses, zu dem nun die Besucher noch geführt wurden, alle Zeichen des Verfalls nicht bloß äußerlich zur Schau, sondern ebenso und vielleicht noch mehr im Innern, sodaß von der Besichtigung auch der inneren Räume wegen der Einsturzgefahr abgesehen wer den mußte. Wer aber den Bau auch nur von außen her, etwa von der Selle der nicht mehr vorhandenen Zugbrücke