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Der Friedrich hält sich den Bauch vor Lachen und liest vor: „Der dich behütet, schläft und schlummert nicht!" Kreizverüambo, da habe ich aber geschimpft. Hat mir meine Alte als Ersatz fürs Firmenschild den Haussegen darangehängt. * „Du, Gustav, erzähle doch eigentlich noch einmal die Geschichte, wie du Sonntag früh hast nach B. fahren wollen!" „Wenn ihr nicht gleich damit aufhört, gehe ich meiner Wege!" „Nu, was denn, brauchst dich doch nicht zu genieren, wir lachen doch alle gern!" „Geht mir vom Buckel, ihr wollt mich dann bloß aus- hutzen. Nichts erzähle ich!" „Aber Gustav, weißt doch, die Geschichte mit dem ge scheiten Hunde!" „Halts Maul, ich erzähle nichts!" „Frack, was denn für eine Geschichte?" meinte Klante (der war Bäcker und renommierte immer mit seinen Ge winnen beim Pferderennen): „Erzähle sie du doch gleich!" „Na, da will ich sie uur lieber gleich selber austrat schen. Also, da hatte ich einen Hund. Er war nicht groß, war ein kleiner Knirps, braun mit weißer Schnauze. Edle Rasse war es nicht. Meine Guste hatte ihn geschenkt be kommen. Wie gesagt, schön sah er nicht gerade aus, aber es war ein Wachhund, ein Wachhund, sage ich euch! Wenn sich nur das Geringste im Hause rührte, schlug er an. Also ich wollte einmal, im Hochsommer war es, früh gegen acht Uhr nach B. fahren mit meiner Guste zu deren Eltern. Am Abend vorher hatte ich ein bissel stark geknippen, war aber doch schon um 12 Uhr heimgegangen, weil wir am anderen Morgen fort wollten." „Nee, nee, mein lieber Gustav," mengte sich jetzt Frack ein, „die Sache war ein bissel anders. Du hattest damals in der Schenke, ich glaube, an demselben Tisch, wo wir heute sitzen, ganz schrecklich deinen wachsamen Hund gelobt und hattest alle in Grund und Boden hineingedonnert, die gegen den Htmmelhund etwas sich zu sagen getrauten. Und da meinte der Berndts Karle, als du heimgeschoben warst: „Hört einmal, dem müssen wir eins auswischen. Der soll nicht wieder so die große Klappe haben wegen seines Hundes!" Uns Kerlen war das gerade recht. Wir haben die Köpfe zusammengesteckt und haben spekuliert, wie wir dir einen Tüchtigen andrehen könnten. „Ich habe etwas," meinte Berndts Karle. „Wir kleben ihm alle Fenster zu. Gustav hat einen in der Krone, der merkt nichts, und deine Guste hat auch einen guten Schlaf! Und der gute Wachhund? Da habt nur keine Sorge, das laßt mich nur machen!" Paule, was der Schenkwirt war, mußte einen großen Sechslitertrog voll Mehlkleister kochen, Ruß und Aschs wurde daruntergemengt, alle Zeitungen herbeigeschleppt: ich glaube, Eck-Richters Karle ist nach Hause gesaust und hat einen ganzen Stoß noch geholt, und nun gings ans Buchbindern. Der kohlschwarze Kleister wurde auf die Zei tungen dick geschmiert und dann eine Zeitung darauf geklebt, damit kein Lichtstrahl durchschimmern konnte. Das ging alles fix, denn wir waren bald zwölf Kerle zusammen. Paul mußte noch zweimal Kleister kochen und die Asche wurde bald alle. Das größte Gaudium aber kam erst. Jetzt zum Gustav. Wir hatten Angst, daß der verwünschte Köter doch noch uns den Spaß zu Nichte machen könnte. Aber Berndts Karle hatte sich einen tüchtigen Schinkenknochen mit was daran geben lassen und ging zuerst hin. Wie wir nachkamen, saß der Wachhund mucksmäuserlstill auf der Treppe und benagte seinen Knochen. Und Berndts Karle saß daneben und streichelte sein Fell! Wir aber haste was kannste sämtliche Fenster zugeklebt. Gustav, kannst es mir glauben, eine Sauarbeit war das! Dort, wo du schliefst, war es am gefährlichsten. Aber es ging alles gut." „Na, so eine verwünschte Bande!" meinte Gustav, „nichts haben wir gemerkt. Geschlafen haben wir wie die Ratten. Früh wache ich auf, weil die Pferde solchen Radau machen. „Nanu," denke ich, „was haben denn die? Ist es denn schon Zeit zum Aufstehen?" Ich drehe mich zum Fenster herum, alles ist noch drau ßen stockfinster! Also lege ich mich herum und schlafe wei ter. Auf einmal gibt mir meine Guste einen Stoß und meint: „Gustav, was müssen bloß die Pferde haben? Ist es denn schon Zeit zum Füttern?" Sage ich: „Steh nur einmal auf und sieh nach, welche Zett es ist!" Meine Alte krabbelt aus dem Bett heraus, geht in die Stube, kommt aber gleich wieder zurück und meint: „Es ist noch alles finster draußen. Es kann höchstens erst um eins sein." Also kriecht sie wieder in die Falle, und wir schlafen weiter. Wie lange wir gelegen haben, weiß ich nicht, aber mir wurde es doch zuletzt unheimlich. Es war doch Hoch sommer! Die Pferde rasselten mit den Ketten, die Hühner hörte ich gackern, die Vögel sangen und trotzdem kein Licht strahl zu sehen! „Du, Guste, ich weiß nicht, was das ist! Horch nur ein mal, es wird doch nichts passiert sein?" Wir also beide heraus aus dem Bette, im Hemde tap pen wir durch die Stube. Überall stockfinster. Ich reiße die Haustür auf, und die Sonne scheint uns auf unsere Hem den. Der Köter liegt mit einem Schinkenknochen vor der Tür, und die Nachbarn kamen gerade aus der Kirche. Ich hatte also den richtigen Augenblick erwischt. Himmel-Kreuz- Kuckuck! Krach! flog die Türe wieder zu. Daun haben wir uns später die Bescherung besehen. Meine Guste hat bald einen Tag zu tun gehabt, das Papier von den Scheiben zu bekommen. An dem Tage war ich nicht Herr im Hause, und obgleich ich nichts dafür konnte, bin ich doch meiner Guste soviel wie möglich aus dem Wege gegangen, es hätte sonst leicht zu einer Sonntagsentheiligung kommen können. Wie ich mich aber abends so sachte gedrückt hatte und in die Schenke komme, wartet schon die ganze Gesellschaft auf mich, uud Berndts Karle fragt ganz scheinheilig: „Nu, Gustav, warum bist du denn heute nicht nach B. gefahren?" Borweltliche Tierreste unserer Heimat Millionen von Jahren sind seit den Anfängen der Erdgeschichte verflossen, und in dieser Zeit hat die Tier welt manche große Entwickelung durchgemacht. In den folgenden Ausführungen soll nun einmal auf die vorwelt lichen Tiere, die unsere heimatliche Lausitz belebten, und auf Reste, die gefunden worden sind, hingewiesen werden. Funde aus dem archäischen und archäozoischen Zeitalter können nicht nachgewiesen werden. Im Cambrium fehlte die höhere Tierwelt. Erhaltene Tierreste der Brachiopoden können noch heute in der Hohen Dubrau aufgefunden wer den. Die Brachiopoden waren zweimalige Meeresbewoh ner, die in ihrem Aussehen an Sie Muscheln erinnern, in ihrer Entwickelung aber den Würmern näherstehen. Kommt der Wanderer an den Eichberg bei Königswartha, so findet er auf den Kluftflächen des dunklen Schiefers oft zarte, kohlige Häutchen, die wie Stücke einer Laubsäge oder spiralig wie Uhrfedern aussehen. Es sind dies Über reste polypenähnlicher Tierkolonien, der Graptolithen, jener Geschöpfe, die zur Silurzeit das Meer bewohnten. Bon den nächsten erdgeschichtlichen Perioden (Carbon, Rotliegendes, Trias, Jura) sind nur kümmerliche Reste in der westlichen Lausitz aufgefunden worden. Das Jura meer muß aber ein reichhaltiges Tierleben aufgewiesen haben. Nicht in unserer Heimat haben die Saurier und