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ahle Morakl sen'n mer nu drieber wegk. Ihr a dr Gruß- stoadt seid jo eegntlich vill weiter: ihr hoabt schun 'n Sunntg oabgeschoaft nnt euern dämlichn „Wuchnende". Kinnt ihr ne o no an andern Noarn'n drfinn vir dann Tag, dar Sunntg heeßn tutt? Dar klingt weeß Gutt a bissl ze siehre no Glucknläutn und Kirchegiehn. Na, amende macht de Berliner Illustrierte amool a Preisausschreibm mit dar Jcberschrift: „Ein Tag sucht einen neuen Namen!" Ich hoa amool gelasn, öoaß a gutt koatholisch-christ- liches Maidl a Tichl iebersch Mutterguttsbild hängn tutt, wenn se mit een'n alleene a dr Stube is. Su kimmt mir groade o dar neue amerikanische Noame Wuchnende vier, dann ihr a dr Grußstoadt anooch doalj- kert, abm wie öoas Tichl, woas se drfier hängn tun — — ver'n Sunntg. — Aber — aber! Mir hoann's Wuchnende o schun har- gekriggt und ba uns werd's nu o geheiligt. Do hoat näm lich a äberlausitzer Bezirkslehrerroat — wie'ch drfoahrn hoa — anne Verurdnung durchgedrickt und verschickt, doaß iebersch Wuchnende weg keene Schuluffgoabm ze gähn sen. — Siehstc, mei lieber Karle, is werd immer besser und de Freiheet immer schinner. Wie mir a de Schule giugn, do hoann mer ock doas larn missn „ da sollst du kein Werk tun, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremd ling, der in deinen Toren ist." De Schulufgoabm mußtn mer machn, 'n Sunntg hoann mer do drmit entheilgt und unfern Narvm hoat's schrecklich geschoadt. Wie gesojt, nu is doas vill besser, nu koann o dr Voater oder de Mutter, die 's Wuchnende o groade a bissl Zeit hoann, ne a de Schuloarbeitn vun Jungn oder Maidl reigackern und 's Wuchnende werd ne verdnrbm. Is kinn oalle Feste richtg mitgemacht warn und de Kinder kinn uffe bleibm bis dr Facklzug kimmt. Wenn an Sunntge a dr Gegnd a Festzug is, do is meine Froe ärgerlich, weil se weeß, doaß'ch do hieloofe und mer dann Festzug oagucke. Doas is dr nämlich groade su, woas Guttlieb is, dar Hutt amool gesojt: „Wenn'ch de Uniform vaziehe, do is groade oals wenn a Deifl a mich reifihre!" Und Goabriel meente: „Wenn'ch de Unifurm oahoa, do bie'ch a Kreiz- luder!" Desterhoalb hoa'ch gebucht, do missn do de Manner andersch ols sunst senn, wenn se an Dürfe rimziehn tun. Aus dann Grunde gnck'ch mer o garne Festziege oa und ich will dann Unterschied wegkriegn zwischn Koarln senn Grußn a dr Unifurm an Festzuge und Koarln senn Grußn a dr Wuchche im de mittln Tage. Ba Dixjoanse hoa'ch's gesahn, dar hoat, wenn ar mit- ziehn tutt, a Dupplkinne, sunst ne, und Tomslieb hoat an Genicke anne richtge Fettfahle, die'ch uffm Kroagn ufsetzn tutt, sunst ne. Ba Michls Loobln woackln richtg de Wangn, su tutt ar uftratn. Ich sahs nu o glei ufsm irschtn Blick, war'sch verstiehn tutt, wie ar an Festzuge ze moarschiern hoat und mer koann o die glei rausftnn, die's trschte Mool ban Schitzn mitmachn. De Festziege, wn se a Unifurm giehn tun, die gnck'ch mer lieber oa oals de andern- denn do sieht mer wingstns a Unterschied, war woas mieher und hicher is oals de andern, die mit im's Durf trempln. Ba an Turnfeste zen Beischpiel do siehste ock anne hoalbe Stunde lang weiße Blusn, Woadn, Muskln, Fleesch und wenn se woas Buntes oahoann, do senn's rute oder griene Voadehosn, die de Fußboaller unneetger Weise no oagezoin hoann. Schoade doas ba an Schwimmfeste keene sicke Jmziege a Moode senn. — Wenn de itz no amool heiroatn sellst, do brauchste de Koätze ne an Sacke koofm- denn ba dar vieln Boaderei und Spurtbetätgung und a dann langn Wuchnende hoann se wirklich keene Säcke mie oa. War? — Doas werschte schun wissn. Aber mach's ock wie de willst und bis ock villmools gegrtßt vu denn Äberlausitzer. Nachrichten aus der Gberlausitz Bautzen. Einen geschichtlichen Erinnerung s- tag von besonderer Bedeutung kann in diesem Herbste Bautzen begehen. Es vollenden sich 500 Jahre, daß ein Hus sitenheer von 4000 Mann unter dem gefürchteten Hussitenführer Molesto vor Bautzen zog und vier Tage lang die Stadt mit der größten Heftigkeit bestürmte. Nur durch die vereinten Anstrengungen der gesamten Bürger schaft, einschließlich der Frauen, die sich in heldenmütigster Weise an der Abwehr des furchtbaren Feindes beteiligten, gelang es, den Sturm der Hussiten endlich zurückzuschlagen. Der Ratsschreiber Peter Pretschwitz spielte dabei als Stadt verräter eine verhängnisvolle Rolle und wurde als Ver geltung für seine Tat auf dem Marktplatze gevierteilt. Der Gedenktag wird in mehrfacher Weise begangen werden. In der Michaeliskirche — errichtet zu Ehren des Erzengels Michael, der bei den Kämpfen mit gefochten und so die Stadt gerettet haben soll — werden Gedächtnisgottesdienste in deutsch und wendisch stattfinden. Die Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte der Oberlausitz veranstaltet am Montag, 14. Oktober, als dem Tage, an dem die Hussiten ihren Führer Molesto durch einen Pfeilschuß verloren und so entmutigt den Sturm anfgaben, eine öffentliche Gedenk feier, zu welcher der Universitätsprofessor Wostri in Prag als Redner gewonnen ist. Gesangliche Darbietungen wer den die Veranstaltung umrahmen. Außerdem befindet sich durch einen Bautzener Schriftsteller ein Festspiel in Vor bereitung. Cunewalde, 17. September. Ergiebig für Schatz funde scheint der Cunewalder Boden zu sein. Zu dem unlängst gemachten Talerfund reiht sich jetzt ein neuer Fund von über 100 Talern, Gulden und Halbtalern. Man fand die stark mit Grünspan verkrusteten Münzen in einem erhalten gebliebenen Tontöpfchcn in der Erde. Da die jüngsten Stücke aus dem Jahre 1739 stammen, so ist an zunehmen, daß der Fund in Zusammenhang mit der Schlacht von Hochkirch zu bringen ist, während der ja Cunewalde im Bereich der österreichischen Truppen lag. Aus Sorge vor requirierenden und plündernden Sol daten mag der Fund unter die Erde gekommen und aus Vorsicht nicht wieder daraus entfernt worden sein, bis er in Vergessenheit geriet. Ein Teil der Taler war schon zur Vergrabungszeit über 150 Jahre alt, Sie Mehrzahl ent stammt der Zeit zwischen 1690 und 1739. Auch aus dem 30 jährigen Kriege liegen dem Funde einige Taler bei- sie zeigen das geharnischte Brustbild Johann Georgs I., der bekanntlich die Oberlausitz an Sachsen brachte. Der staat lichen Zugehörigkeit des Fundortes entsprechend, ist fast der dritte Teil der Münzen sächsischer Herkunft. Ein weite res Viertel trägt den mächtigen Perückenkopf der damals regierenden deutschen Kaiser Leopold I. und Karl VI. Ein zelne Stücke stammen aus Braunschweig und Brandenburg. Fremdlinge sind die vielen französischen Taler und Halb taler des „Sonnenkönigs" Ludwigs XIV.- fast ein Viertel der vorliegenden Münzen stammt aus Frankreich. Reichenbach OL., 13. September. Vor einigen Tagen war in einer Görlitzer Tageszeitung zu lesen, daß das Kaiser-Friedrich-Museum in Görlitz von dem Kaufmann Söhnel in Reichenbach OL. ein etwa 5000 Jahre altes Steinbeil erworben habe, das Herr Söhnel in einer Kiesgrube bei Görlitz gefunden habe. Dieses selten schöne Stück ist einige Jahre im hiesigen Museum aus gestellt gewesen und hat daselbst die Aufmerksamkeit und Bewunderung aller Fachleute gefunden. Aus welchem Grunde Herr Söhnel, ein Reichenbacher eifriger Forscher, der auch Mitglied der Heimatvereinigung ist, dieses Stein beil nach auswärts verkaufte, ist nicht bekannt, anzuneh men ist aber, daß sich auch das hiesige Museum um den Erwerb bemüht hat. Es wäre sehr bedauerlich, wenn wei tere wertvolle Sammlungen oder Gegenstände aus dem