Volltext Seite (XML)
machen bei Wind und Sturm aus dem sonst sonnigen Forst mann in des Wortes wahrster Bedeutung einen rußigen und schwarzen Schornsteinfeger. Und trotzdem muß Liebe hineingetragen werden, Liebe zur Heimat, die ja auch auf diesen öden Kippenböden wie der erstehen soll. Wer selbst bei diesen Kulturen mitgear beitet hat, und früher im sonnigen Hochwald oder in der Ebene Buchen- und Eichenbestände gründen konnte, kann wohl Vergleiche ziehen und weiß die Arbeit ans Kippen und Halden zu würdigen. Und trotzdem kommt man auch hier von der Arbeit nicht los, wenn Gelingen und Erfolge der Mühe hoher Preis sind. Auch auf den Kippen wächst und blüht es. Lupinenfelder breiten sich aus in bunter Blumenpracht. Der Ginster treibt seine Blütendolden, auch an Blumen fehlt es nicht im Revier. Und wer diesem einst so trostlosen Reiche seine Seele verschrieben hat, der wirket weiter, weil er muß. Und nun zum Schluß die Forderungen des Heimat schutzes, die, wie anfangs berichtet, auch in anderen Ländern zu neuem Leben erweckt wurden. Wenn man Sümpfe und Moore aus Schönheitsgründen erhält und Blumen und Vögeln aus Heimatliebe ihre Existenzmöglichkeit sichert, um wieviel mehr sind die Industriegebiete aus wirtschaftlichen Gründen verpflichtet, ihren Arbeitern wieder neue son nige Heimstätten zu verschaffen. Jetzt freilich tut sich eine neue Zeit auf. Alte Dörfer mit Kultur und Traditionen versinken. Das Vermächtnis der alten Heidedörfer mit ihren vorsintflutlichen Strohdächern verschwindet. Statt morscher zum Teil verfallener Hütten stehen schmucke Eigenhäuser. Die Werke geben viel Geld aus. Aber Seele, Atem und Leben fehlt. Man hat das Gefühl, als sei alles in eine trostlose Umgebung hereingestellt. Öde und wesen los, aber nicht aus dem Herzen gewachsen. Wie wenig hat hier der Mensch gehabt, wenn der Wagen vorfährt, um ihn zur letzten Ruhe abzuholen. Die Kohlengruben ziehen sich durch Äcker und Wiesen hindurch. Unbarmherzig frißt der Bagger, treibt den Bauer von Heimat und Scholle in die Arme der Industrie. Stun denweit kommen die Arbeiter des Morgens mit ihren Rädern gefahren und stundenweit fahren sie am Abend zurück. Die Industrie läßt sich nicht aufhalten. Aber sie soll, weil sie ein Machtfaktor ist, sich auch ans wirtschaftlichen Gründen dem Wiederaufbau nicht verschließen. Viele Koh lenwerke der Niederlausitz gehen mit gutem Beispiel vor an. Andere folgen langsam nach. Noch viele stehen abseits am Wege. Ihr Feldgeschrei bleibt — Kohle — Geld. Was scheren sie die öden Kippen! Es wäre besser, ohne äußeren Zwang unverzüglich ans Werk zu gehen und diese vielen kulturfühigen Flächen in Bestand zu bringen. Es ist eine volkswirtschaftliche Forde rung der Zeit, denn intensive Ausnutzung aller vorhande nen Bodenkräfte und ihre Heranziehung zur Produktion von Sachwerten ist ein Gebot der Stunde. Die schwer arbeitenden Volksschichten, Beamte wie Arbeiter, in den Industriegebieten müssen sich wie andere Menschen, denen ein gutes Geschick schönere Umgebung schenkte, auch wieder am Walde erfreuen können. Und wie die Erfahrung lehrt, gehen Beamte und Arbeiter mit der Entwicklung mit. Sie freuen sich am Geschaffenen, sie schützen und erhalten es. Durch das Vorhandensein von Wald werden die Luftver hältnisse bedeutend gebessert. Wald schafft Liebe zur Natur und Heimat. Arbeitsmöglichkeiten in gesunder freier Luft werden neu geschaffen. Volksgesundheit und Volkswvhl ist der Segen des Schaffens von Wald in den Industrie gebieten. Die Forderung der alten Zett soll hier neu erstehen: „Auf jeden Raum pflanz einen Baum" und pflege sein, er bringt Dir's ein. Frag nicht, wer einst in seinem Schatten tanzt, denk nur daran, es haben Deine Ahnen, eh sie Dich kannten, auch für Dich gepflanzt. Gehn tausend vorbei . . . Hat ein Grasmück erbaut seinen Thron Elm Bildstock, wo blutig dis Dornsnkron' Sich um die Stirne des Dulders schlingt. And wie der Genossin ein Lied erklingt, Dis im Nestlsin trägt dis heimische Last, Kam ich vorüber zu frommer Aast. — „G, Herr!" so fühlt' ich, „aus deinem Vergehn, Will singendes Leben auferstshn, In Hellem hübest zu Gottes Preis, Anterm fchmsrzendsn Dornsnreis Das dich, Heiland, zum Tod gequält, Ein schmetterndes Lied vom Glück erzählt, Wie sich droben im sicheren Nest Doch so wunderbar wohnen läsitl" And als ich kniend aus der Dank Hebe das Antlitz voll Demut und Dank, Schau ich deiner Augen brechenden Schein, Während sich droben plustert zu Twsin Leben, das seiner Ankunft Brut Sichert ob deines Dornrsiss Blut. Gehn tausend vorbei, haben's nicht gejehn, Wie Leben und Tod hier beisammen stehn. And ob des Heilands verlöschendem Blick Sich srsüllt neuen Lebens Geschick. Wie von des WsltsnerlSjers Tat Selbst das kleinste Wesen gesungen hat! Helsne Helbig-Tränöner. Aeberlausitzer Brief Mei lieber W u ch n e n d - K v r l e ! War ne verreesu tutt, hoaste gesojt, dar tutts Wuchn- eude feiern — und wie'ch do weggekriggt hoa, bist du o su a Herr vun'n Wuchnende gewurn. Denkste denn, ba uns giht de Wuchche ne ze ende? Aber feste! Feste immer Feste! Ich bie ock frnh, doaß'ch su früh bie und doaß'ch ne verreest bie. Woas denkste denn, woas ich do oalles ver- poaßt hätte? Schitzn-, Goartn-, Turner-, Schwimm-, Spurt-, Feuerwehr-, Kinderfeste und is Gierschdurfer Schissn. Sugoar is Mundguttschissn a dr Eitve, woas vurn Gierschdurfer is, hätt'ch verpoaßt. Na, und wie die doas machn, die v ba jeder Hunöehuxt drbei sen'n und trutzdem no verreesn tun, doas hoa ich no ne drschniebt. Aber wie gesojt: ich bie ock früh, doaß'ch su früh bie — und do bie 'ch ne zen Verreesn gekumm. Uns gieht's nämlich drheeme siehre gutt — an Sunntge, 'n Simbd o, Überhaupt Ende dr Wuchche oder wie's itze heeßt: zen Wuchnende. De mittln Tage gieht's ne gutt, de irschtn Tage giht's ieberhaupt ne. Do is de Wuchche wie oagestemmt. Do sen'n mer miede vun Wuchn ende har und drno miss» mer uns 'n Kupp zerbrechn, zu wechchn Feste mir nächst» Sunntg giehn sulln. Und mer mechte sich's ba kenn Vereine verschoißn. Virr gewehnlich senn su a unser Gegnd viere, simfe, sechse, wu'ch ees sahn lussn mechte. Ock vun Gierschdurfer Schissn do hoat de ganze Lausitz Reschpekt, do is sonst weiter uischt lus; denn 'n ganz« Summer ieber do richt'ch oalles a unser Gegnd no 'n Gierschdurfer Schissn. Wie ich a de Schule gingk, do kriggt'n mir'sch Kirchn- juhr gelarnt und do hieß de Zeit vu Pfingstn bis zer Kirmst de sestluse Zeit. Jtz tun se aber is Kirchnjuhr nemie estemiern und do stimmt doas mit dar festlusn Zeit o nemie. Wie doas o nemie Mode is, doaß a neues Kleed, woas sich a jung Maidl oaschoafft oder woas se kriggt, is irschte Mool a de Kirche oagezojn warn muß. Jeder sicke