Volltext Seite (XML)
angedeihen lassen. Eins sieht man schon jetzt: Die Riesen ausmaße des Platzes werden durch die Neuanlagen erst recht zur Geltung kommen, und der köstliche Rahmen zu diesem einzigartigen Platz wird noch zierlicher, noch fili- granhafter in Erscheinung treten. Es zeigt sich wieder die Meisterschaft des Erbauers des Zwingers. Seine Gedan ken sind es ja, die hier zur Wirklichkeit werden. Aber die moderne Technik arbeitet mit. In versenkten Brunnenkammern werden elektrisch getriebene Pumpen laufen, Sie aus der Erde große Wassermengen saugen und sie in die Wasserspiele rings im Zwingerhvf und im Nymphenvad treiben. Wenn im kommenden Frühjahr der Fremdenstrom nach Dresden zieht, um die internationale Hygiene-Ausstellung zu besuchen, dann wird der Zwinger mit seinen Wasserkünsten der bedeutsamste Anziehungs punkt von Dresden sein. Aber auch die undere Arbeit im Zwinger ruht nicht. Die Bildhauer in ihren weißen Kitteln sieht man an schon halb abgerüsteten Fassaden der Langgalerie und der beiden Eckpavillons emsig arbeiten. Fertige Figuren und Vasen werden wieder an Ort und Stelle versetzt. Steinmetzen ar beiten unter ihren Bretterdächern fleißig an Fassadeteilen, Simsstücken und Beckenzargen. An den letzten Bauteilen des Zwingers, die noch unter der leblosen schwarz gewor denen Ölfarbe auf ihre Auferstehung warten, wird die gelbe Ablaugpaste angetragen und schon sieht man hier und da den Hellen Sandstein hervorlugen und die Ornamente und Figuren schauen wieder lustiger in die Welt, befreit von dem schmierigen Überzug. Aber ach! Man sieht auch, Sah hier viel Arbeit noch zu bewättigen ist. Zementergän- zungeu mit tausend Nissen und Sprüngen müssen durch edlen Sandstein ersetzt werden. Unter der Olfarbenschicht faul gewordeuer Stein muß ergänzt werden. Lücken in der Architektur wollen geschlossen, unbearbeitete Bossen mit Ornamenten geschmückt werden. Bor wenigen Jahren wäre man wvht noch an diese große letzte Arbeit am Zwinger mit der zweifelnden Frage herangegangen: Wird es glücken, aus diesem arg mißhandelndem Bau die alte Schönheit wieder hervorzuzaubern? Heute sieht man wesentlich fröhlicher in die Zukunft. Die in jahrelangem fleißigem Bemühen geschulten Arbeitskräfte werden auch dies schaffen, wie ja der schwierigste Teil des Zwingers, das Nymphenbad, das nun auch in seiner alten Schönheit als Grvttenhof wiedererstanden ist, gezeigt hat. Das Nymphenbad ist fertig. Und doch noch nicht fertig. Denn die Krönung dieses köstlichen Architekturwerkes ist das Wasser, das mit der Fertigstellung der Brunnen im Hof in dem Umfange wie erforderlich zur Verfügung stehen wird. Man hat die Wiederherstellung des Zwingers eine Großtat deutscher Deukmalpflege genannt. Eine Großtat war es, Mittel und Wege zu finden, den großartigsten Bau des deutschen Barock vor dem Untergänge zu retten. Eine Großtat ist es aber auch, alle kunstliebenden Glieder des Volkes zur tätigen Mitarbeit vheranzuziehen und das ist das Verdienst der Zwinger-Lotterien. Jeder, der Liebe zur vaterländischen Kunst hat, kann durch Kauf von Zwinger losen mithelfen. Lose zu 1 Mark bei allen Kollekteuren. Ziehung bestimmt am S. und 7. Oktober. Möchte auch die 8. Zwingerlotterie wieder zeigen, daß die Liebe zur vater ländischen Kunst tief in unserem Volk verwurzelt ist. 6 L t 8 d ü k o« GMMautwurst»Balchen ^Vsaciisoüsr 6,-sbsn 2 (^crks Ltsinsü.), ^rlsälguogüsmäsi-üsLhtssngsisgsnüsitsn Vscmittslvng bsi Lcvnllstücks-Hn- null Vsckäulsci ü^potllsksnbssvüsüua Heimatschutz und Kippenkulturen Von Oberförster F. Schneider, Kolbitz bei Lohsa In aller Stille haben sich in den letzten Jahren wun derbare Wandlungen mit den Menschen vollzogen. In Holland brachte ein einziger Verein ca. eine Viertel Mil lion auf, um einen Sumpf zu erhalten. Das Nardermeer heißt er, und soll für immer eine Schilfwildnis bleiben. Seine Besitzer wollen nichts von ihm, als sich freuen, daß dort die Wasservögel ungestört nisten und die bunten Sumpfblumen blühen. Ein englischer Verein hat zwölf riesige Waldgüter er worben und läßt sie unberührt als Strand, als Moor, als Wald und Heide, damit die Buchen in voller Freiheit blühen, das Heidekraut seine im Sonnenschein purpurrot erscheinenden Blüten entfalten kann, Naturschutzparke, die in neuester Zeit sich immer mehr Geltung verschaffen. So pflegt verstehende Liebe alter Waldeinsamkeit letztes Ver mächtnis. Der von der Hetzpeitsche des modernen Erwerbslebens hin und her gejagte Mensch merkt kaum etwas von dem großen und stillen Leuchten, das tief in der Heimatliebe begründet liegt. Wie wenig weiß der Mensch davon, den Beruf und Arbeit für immer an eine trostlose Heimat binden. Jedes Industriegebiet, in dem der Bagger gründliche Arbeit leistet und auf Nimmerwiedersehen ehemals frucht bare Länder tatsächlich auffrißt, hat die Verpflichtung, wieder kulturfähiges Land zu schaffen. Die hübschen Sied lungshäuser in den Kolonien bieten den Bewohnern der Industriegebiete keinen Ersatz. Man hat den Eindruck, als ob diesen Wohnungen Licht und Wärme fehlt. Statt reiz voller Umgebung türmen sich Sandberge auf, die von Jahr zu Jahr immer mehr anwachsen. Um diesen wenig schö nen Anblick zu verschleiern, versuchte mau iu den Anfän gen der forstlichen Entwicklung, als die Kippenkulturen noch in den Kinderschuhen steckten, diese Oden und grauen Sandberge aus Schöuheitsgründen mit etwas Grün zu bedecken. Teilweise wurden systematisch Rasenflächen an den Hängen angelegt. Die Ansicht vieler Forstfachleute über die Möglichkeit der Bewirtschaftung der ans der Tiefe geholten Urböden ginge im Allgemeinen dahin, daß diese Böden in ihrem rohen, toten Zustand nicht kulturfähig seien, sondern erst nach jahrelanger Lagerung durch die Witterungsverhält nisse gelöst, allmählich eine Kulturmöglichkeit bieten. Nun sind diese Ansichten durch Tatsachen längst über holt worden. Nach jahrelanger unermüdlicher forstlicher Kleinarbeit ist der Beweis erbracht worden, daß die auf den Kippen geleistete Pionierarbeit Erfolge gezeitigt hat, die den modernen Forstmann, der es anfangs kaum der Mühe für wert hielt, sich überhaupt mit diesen Kultur maßnahmen zu befassen, tatsächlich in Erstaunen setzt. Wenn in forstlichen Kreisen die Frage der Kippenauf forstung auftauchte, fand man nur die Ansicht vertreten, daß, wenn es eine Bepflanzung dieser öden Kippen gäbe, nur die Kiefer als bestandesgründend in Frage kommen könnte. Die Kiefer als Brotbaum der armen Heideböden und wieder die Kiefer als erstes Bersuchskarnickel auf Kippen und Halüenbödeni Der Erfolg dieser Arbeit ist zum größten Teil als mißlungen zu bezeichnen. Jeden falls hat unsere heimische Kiese» sPinus sylvestris) in den meisten Füllen vollkommen versagt. Unter Beimischung der Weißerle als Treibholz haben wohl Anpflanzungen von Bankskiefern, Pechkiefern, Weymouthskiefern und Schwarzkiefern etwas Erfolg gehabt. Die Pflanzen, die durchkommen, zeigen teilweise ge funden Wuchs, haben aber viel Ausfall. Die Folge hier von sind unrentable Bestände, die Protzen und sogenannte Erlennester aufweisen. Auch Fichten kommen vereinzelt