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Nr. 19 Gberlausitzsv Heimatzeitung 2SS gestellt war und einen klaren Überblick gewährt. Fer ner habe ich sämtliche Bäume, die einen Horst tragen — gleichviel ob besetzt oder nicht —, mit einer Zahl versehen, um danach die Zahl der besetzten bzw. unbesetzten Nester feststellen zu können! und Fehler aus Verwechslung der Bäume zu vermeiden. Wenn ich nicht schon von unten die brütenden oder von den Eiern hochgehenden Alten und dann später dis im Nest stehenden Jungen beobachten konnte, habe ich die Bäume erstiegen, die betreffenden Horste eingesehen und von ihnen aus mit dem Glas sämt liche sichtbaren Nester abgesucht und mir an Ort und Stelle Notizen gemacht. Obwohl mir jeder, der die Kolonie und überhaupt Fischreiherkolonien kennt, zugeben wird, daß die Bäume keine Stufenleitern, sondern vielmehr oftmals über 18 Meter völlig astlose, dickstämmige Baumriesen sind, haben wir, mein Freund Walter Scholze und ich, keine Mühe gescheut, sondern die verschiedensten Horstkiefern er klettert, nur um jeden Zweifel zu beseitigen. — Nach die sen Ausführungen wird es, glaube ich, keinen geben, der das daraus entstandene ebenso erstaunliche, wie für den Naturfreund und Ornithologen erfreuliche Endresultat an zweifelt, das folgendermaßen lautet: Der Bestand der Reiherkolonie bei Weißkollm 19 2 9. (Die in Klammern stehende Zahl hinter dem Wort „be setzt" gibt die laufende Nr. der besetzten Horste an.) Vanm Nr. 1: Trägt 4 Horste. Drei sind 1929 unbesetzt, während 1928 je vier Jung reiher darin hochgekommen sind. Der vierte Horst ist 1929 von Wanderfalken bezogen. Derselbe hatte am 13. April vier Eier, am 24. Mai drei mit Dunen bedeckte Junge. Anfang Juni fiel eines der Jungen aus dem Nest; es wurde verendet am Fuße eines Nebenbaumes gefunden. Am 23. Juni waren die Jungfalken nicht mehr im Nest. (Näheres über den Wanderfalken s. u.) — 1928 wurden darin ebenfalls vier Jungreiher hochgebracht. Höhe des Baumes 33 Meter, Stammumfang 2,70 Meter. Baum Nr. 2: Trägt 3 Horste. 1. Horst: 1929 unbesetzt, 1928 unbesetzt. 2. Horst: 1929 unbesetzt, 1928 unbesetzt. 3. Horst: 1929 unbesetzt, 1928 wurde darauf von Herrn Schumacher öfter der Wanderfalke beobachtet. Der Brutnachweis ist nicht erbracht worden. Baum Nr. 3: Trägt 2 Horste. 1. Horst: Unbesetzt, sehr klein und zerfallen. 2. Horst: Besetzt sl); enthielt am 24. Mai füns etwa 8—12 Tage alte Junge, zwei davon sehr zurück geblieben; am 30. Juni stehen drei flügge Jung reiher darin. — Durchmesser 65 Zentimeter. Baum Nr. 4: 1 Horst — besetzt (2). Am 25. Mai brütet der Altreiher noch. Junge sind hochgekommen. — Durchmesser 110 (!) Zentimeter. Baum Nr. 5: 1 Horst — besetzt (3). Am 25. Mai liegen drei fast starre, kalte Jungreiher im Nest. Einer davon untersucht (s. o.). Die übrigen Jungen kamen nicht hoch (Altvögel auf der Nahrungs suche abgeschossen?). Vanm Nr. 6: 1 Horst — am 25. Mai mit Jungen besetzt (4). Durchmesser knapp 1 Meter. Baum Nr. 7: 1 Horst — besetzt (5). Enthielt am 25. Mai Dunenjunge. Baum Nr. 8: Trägt 2 Horste. 1. Horst: Unbesetzt, auf abgestorbenem Ast. 2. Horst: Besetzt (6); am 25. Mai etwa 14 tägige Junge darin. Raum Nr. 9: I Hvrst — besetzt (7). Am 25. Akai saß der alte Reiher noch, es ist fraglich. ob an diesem Tage noch Eier oder bereits kleine Junge darin lagen. Baum Nr. 10: 1 Horst — besetzt (8). Am 25. Mai liegt der Fall genau so wie bei Baum Nr. 9. In der Nacht vom 29. zum 30. Juni sind die Jungen im Nest; am 30. Juni sind sie jedoch wieder ausgeflogen. Baum Nr. 11: Trägt ein angefangenes Nest. Der Baum, der schon in Brusthöhe nur 1,25 Meter Umfang Hat, wird nach oben sehr dünn und ist seiner Höhe gemäß stark gebogen. Demnach gerät die Baumkrone mit dem Nest bzw. der Nestunterlage stark ins Schwanken, was den Reihern wahrscheinlich in diesem Maße ungemüt lich ist. Baum Nr. 12: 1 Horst — besetzt (9) und verhältnismäßig groß. Enthielt am 24. Mai ungefähr 10 Tage alte Junge, die am 30. Juni bereits ausgeflogen sind. Baum Nr. 13: 1 Horst unbesetzt. Baum Nr. 14: 1 Horst — besetzt (10). Am 23. Mai Jungvögel. Baum Nr. 15: 1 Horst, sehr groß und am 25. Mai mit be reits etwa l6 Tage alten Jungen besetzt (11). Baum Nr 16: 1 Horst mit wohl eben ausgekvmmenen Jungvögeln besetzt (12) am 24. Mai. Am 30. Juni sind die Jungen fast flügge, sitzen aber sämtlich noch im Nest (nicht auf Nebenästen). Baum Nr. 17: 1 Horst — besetzt (13). Am 25. Mai wahrscheinlich Junge (der Altvvgel sitzt noch). Baum Nr. 18: 1 unbesetzter, aber ziemlich großer Horst. Baum Nr. 19: 1 Horst — besetzt (14). (Am 23. Mai Jungvögel oder Eier?) Am 30. Juni fliegen die drei hvchgekommcnen Jungreiher ab, als ich nach mühseliger Kletterei meinen Kops über den Nestrand schiebe! Sie waren völlig flügge, kreisten über dem Kolonieforst oder saßen auf Nachbarbäumen auf, kehrten aber zurück als ich vom Baum herab und ver steckt war. Als weitere Stichprobe für die Nestdurchmesser maß ich knapp 95 Zentimeter (man hält das Nest von unten für viel größer!) Baum Nr. 20: 1 Horst — besetzt (15). Der Horst ist erst 1929 entstanden und wurde noch am 25. Mai bebrütet. — Am 30. Juni konnte ich jedoch keine Spur von einem Neste mehr erkennen und mußte mich mehrmals an der Nummer (20) vergewissern, daß ich am richtigen Baume stand. Selbst auf dem Erd boden ist keine Spur von Nestreisig, toten Jungen oder Eierschalen zu finden! Es ist mir rätselhaft, wie der Horst von dem Baume herunter verschwinden konnte (der Baum steht allerdings nur etwa 12 Meter vom Hauptfahrweg entfernt, also etwas abseits). Baum Nr. 21: 1 Horst — besetzt (16). Am 25. Mai saß der Altvogel, wahrscheinlich auf noch sehr kleinen Jungen. Am 29. Juni flog der letzte der flüggen Jungreiher auf Anschlag ab. Baum Nr. 22: Etwas abseits stehend, trägt einen besetzten (17) Horst. Am 24. Mai stehen darin bereits Jungvögel. Baum Nr. 23: 1 Horst — besetzt (18), sehr klein und durch sichtig. Der Altvvgel brütet und sitzt fest (24. Mai). Am 30. Juni befinden sich darin vier Junge, die sehr ver schieden in der Größe sind. — Einen davon nahm ich für etwa eine Stunde mit herab, um ihn zu photogra phieren. Während dieser Vogel bereits schon fast flügge ist, sind die zwei Kleinsten noch stark mit Dunen be deckt. — Am 30. Juli stehen noch zwei Jungreiher auf