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oder deren ebenso gefräßigen Larven vor, meist waren es Gelbranö-, in selteneren Fällen Kolbenwasserkäfer. In einem Einzelfalle stellte ich eine Libellenlarve in einem anderen Haarreste fest, die ich trotz mikroskopischen Ver gleichs mit Haaren etwa in Frage kommender Säuger nicht als bestimmte Art angeben kann, in denen ich aber die Reste einer jungen Wasserratte sehe. Frosche konnte ich nicht finden, obwohl ich bestimmt annehme, daß sie bis weilen die Beute des Reihers werden. Zu diesen Angaben möchte ich noch ein paar ergän zende Worte beifügen, die hoffentlich dazu beitragen, man chen die Augen zu öffnen, daß es doch kleinlich ist, dem Reiher alle Fische nachzutragen, die er nun einmal zu seiner Erhaltung nötig hat. — Gehen nicht selbst durch eine geringe Nachlässigkeit eines Menschen manchmal Hunderte von Fischen zu Grunde, ohne daß es jemand erfährt, weil es der Mensch im Besitze seines Verständigungsvermögens versteht, sich schuldlos hinzustellen, während der Reiher, der im Verhältnis dazu geringen Schaden anrichtet, in diesem Falle bloßgestellt ist? Muß nicht alljährlich eine große An zahl Fische aussortiert werden, weil sie von Krankheiten (Rotseuche, Pockenkrankheit, dazu Wurmkrankheiten und Fischegel) behaftet sind? Und gerade diese Fische fallen, da sie meist nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte sind, dem Reiher leichter zum Opfer als die schnelleren gesunden Tiere. Ferner kommt hinzu, daß die Fischnahrung, die der Reiher einmal erbeutet hat, bis ins Kleinste ausgewertet wird, allerdings mit Ausnahme der Fische, die aus Ungeschicklich keit der Jungen vom Horst herabfallen. Sämtliche Knochen bzw. Grätenteile der Fische werden mit verdaut, von der Magensäure verarbeitet, gehen also nicht verloren, son dern kommen dem Vogel zu Gute. Gleichbedeutend damit ist, daß die Jungreiher nichts, was an Eßbarem im Horst liegt, verschmähen. Selbst ein halbverdauter Fisch, den ein Junger hervorgebracht hat, vielleicht, weil er übersatt ist, wird meist sofort von einem seiner Geschwister aufgegrif fen und verzehrt — eine Tatsache, die ich, am Neiherhorst stehend, selbst öfter wahrnehmen konnte. Sollte man es nun nicht endlich in unseren Teich gebieten versuchen, einmal über ein Jahr hin den Reiher abschuß einzustellen, um wenigstens den Beleg zu haben, daß sich dann der Fischertrag stark reduziert? Trotz des Schadens, den der Reiher verursacht, wie ich wohl zugebe, behaupte ich, daß in Anbetracht der riesigen Teichflächen bestimmt der Fehlertrag verschwindend gering wäre und ich würde mich freuen, wenn ich von Fischpächtern, die etwa eine Wahrnehmung dieser oder gegenteiliger Art machen, Mitteilung erhielte. ***) Die Schußprämien, die für je einen Reiher in den einzelnen Revieren gezahlt werden und zwischen 3—10 RM. schwanken, stehen wohl kaum im Verhältnis zu dem Schaden des Vogels, wenn man bedenkt, daß in einzelnen Teichgebieten jährlich 20, 30, 40 ja 60 Reiher abgeschossen werden, von denen der weitaus größte Teil nicht aus unserer Brutkolonie stammt, sondern nur hauptsächlich zur Zugzeit zu uns herüberwechselt und nur kurze Zeit bei uns weilt. Wäre es nicht besser, die vielen Hunderte, die jährlich an Schußgeld ausgezahlt werden, zurückzubehalten und dafür den Reihern für diese Summen Nahrung aus den Teichen zu gönnen?! Der Fischreiher hat zwar nach dem Jagdgesetz vom 1. Juli 1925 eine offizielle Schonzeit vom 1. Februar bis 31. August, die aber von der Amts hauptmannschaft „bet besonders starker Vermehrung" völ lig gestrichen werden kann, was auch in den letzten Jahren für die meisten Reviere der Fall gewesen ist. Eine der artige „Schonzeit" ist allerdings nicht zureichend, unseren Bestand zu halten, und ich möchte im Interesse aller Natur freunde bitten, den 8 39 des gleichen Jagdgesetzes, eben der ***) Meine Anschrift ist von der Schriftleitung bzw. dem Herausgeber zu erfahren. den Ausfall der Schonzeit behandelt, und auf nicht allzu wissenschaftlichen Grundlagen zu fußen scheint, einmal neu einzusehen! Nach 8 39 ist es ferner statthaft, sich für wissen schaftliche Zwecke (tierärztliche Untersuchungen — ! — u. a.) die Schußerlaubnis für einige Tage oder einige Tiere er teilen zu lassen. Nachdem ich mich nun länger mit der Nahrungsfrage unserer Oberlausitzer Fischreiher verweilt habe, möchte ich etwas auf ihn selbst eingehen. — Während der Storch erst in neuerer Zeit als Kulturfolger mit dem Menschen in unsere Oüerlausitz vordrang, ist der Fischreiher wahrschein lich seit Urzeiten bei uns beheimatet gewesen. Noch ehe der Mensch daran dachte, die großen Teichgebiete in der Heide anzulegen, um geregelte Fischzucht zu treiben, die heute als ein so selbstverständliches Lanöfchaftsbild unserer Niede rung gelten, waren die Ahnen unserer heutigen Reiher Brutvögel in den Oberlausitzer Wäldern und fischten ihre Nahrung aus den Heideflüssen, der Schwarzen Elster, dem Schwarzwasser, der kleinen und großen Spree, dem Schwar zen und Weißen Schöps, der Neiße und den wenigen schon damals vorhandenen natürlichen Teichen bzw. Moor gebieten. Zu dieser Zeit wurde der Reiher noch nicht als schädlich empfunden, weil der Mensch selbst Raubfischerei trieb und keinen Bruteinsatz in die Gewässer brachte. Heute beobachtet man den Reiher im Verhältnis dazu wenig in unseren Flüssen,- die seichten Teiche sind ihm angenehmere Jagdgebiete. (Für den Fischzüchter ist es also geraten, die flachen Uferränder der Teiche zu vertiefen, wenn er dem Reiher die Möglichkeit nehmen will, in seinen Teichen zu fischen.) Während sich der Fischreiher in der preußischen Ober laufitz überall findet, fehlt er namentlich in den südlicheren Teilen der sächsischen Lausitz ganz. Als die südlichsten Teich gebiete, in denen er hier noch beobachtet wird, möchte ich diejenigen von Guttau, Malschwitz, Holscha und Deutsch- Baselitz angeben, ein Südlausitzer darf also eine Fahrt in die nordsächsische oder preußische Heide nicht scheuen, wenn er den Reiher beobachten will, der in seiner engeren Heimat nur einmal auf dem Durchzuge zu beobachten wäre. Ganz im Gegensatz zum Storch, der mit seiner schwarz weißen Zeichnung äußerst auffallend wirkt, ist der Reiher mit einer ganz vorzüglichen Schutzfärbung ausgestattet, so daß man ihn, wenn er etwa an einer kleinen Wasserfläche im Schilf steht, in sehr vielen Fällen übersieht. Das Aus sehen des Fischreihers dürfte weitgehend bekannt sein, und ich möchte dazu nur erwähnen, daß das Männchen in der Brutzeit, also im Hochzeitskleids, auf jeder Schulter ein Büschel hellgrauer an den Spitzen dann völlig weißer, haarartig zerschlissener Federn trägt, die etwa das dar stellen, was beim Eöelreiher die als Hutschmuck verwand ten Bürzelfedern sind. Ferner ist bemerkenswert, daß nur etwa ein Viertel des Schnabels — der Teil an der Spitze — fein gezähnelt ist, während der übrige Teil glatte, scharfe Kanten besitzt. Im Anschluß daran bringe ich zur Veranschaulichung der Größe des Fischreihers eine kurze Tabelle über die Maße des größten der von mir bisher untersuchten Oberlausitzer Reiher. Gesamtlänge: . . . . 112cm Flügellänge: . . . . 94cm Spannweite: . . . . 196 „ Flügelbreite . . - - 31 „ Halslänge: . . - - 4? „ Gewicht eines vollstan- Kopflänge: . . . . . 26 „ digen Rerhers:. . 1,860 kg Von der Lebenszähigkeit unseres Vogels zeugt ein Reiher, der erst acht Tage, nachdem ihm Förster Mlotzko- Milkel einen Ständer abgeschossen hatte, von Herrn Förster Wagner-Kauppa erlegt werden konnte, sich also diese Zeit mit einem Bein öurchgefunden hatte und allerdings etwas ermattet war. — Durch unsere Beziehungen mit Herrn Förster Koch-Commerau, dem ich auch die meisten der zu