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Wenn wir nun noch den nächstgelegenen vulkanischen Zeugen der Tertiärzett, den Baruther Schafberg, aufsuchen wollen, wenden wir uns wieder auf die Straße Guttau—Kleinsaubernitz und schlagen den nächsten Weg rechts ein, der nach Neudörfel (zu Guttau gehörig) führt? unweit der Weggabelung steht ein altes verwittertes Stein kreuz. Den kleinen Weiler durchschreitend gelangen wir über das „alte Fließ" auf die Straße Kleinsaubernitz— Baruth und dann durchs Zsiech - Holz, einen ausgedehn ten Nadelfvrsk, nach Dnbrauke. Gegenüber der Ziegelei von Frischauf führt eiu Weg ins Dorf und durch ein Gut auf den Heinrichsberg (170,4 Meter), dem nördlichen Teil des Baruther Schafberges (206,0 Meter). Dieser dem Eisenberg am nächsten gelegene Vulkanberg ist allerdings bedeutend größer und höher als dieser und tritt infolgedessen auch hier im Landschaftsbilde wuchtiger in Erscheinung, überragt er doch die Talaue des Löbauer Wassers um etwa 60 Meter. Auch der Schafberg ist ein Basaltberg, und zwar ein Nephelinbasalt, also das selbe Gestein, das u. a. die fchöngeformte Görlitzer Landes krone, den Bubenik und den fernen Stolpener Schloßberg aufbaut. Der Basalt ist hier in nahezu senkrecht stehende plumpe Säulen von etwa einem Meter Durchmesser abgeson dert. Teilweise zerfallen die Säulen schon in große Kugeln, wie in dem Bruche am Westhange zu beobachten ist. Aus der senkrechten Stellung der Säulen zu schließen, ist der Schafberg ein Deckenerguß oder vielmehr der Rest einer einst ausgedehnteren Decke, wie der Strohmberg, dessen Säulen auch senkrecht stehen. März nimmt an, daß der Schafberg, mit der Lanöeskrone auf einer nach Nordwesten gerichteten Verbindungslinie gelegen, beim Absinken des nordöstlichen Sudetenflügels emporgepreßt wurde und jetzt mit den Rand des Suöetenzuges gegen die Tiefebene kenn zeichne. Während auf dem Heinrichsbergs Laubholz bestände in kleinen Parzellen vorherrschen, deckt den Rücken des Schafberges dunkler Kiefernwald, um dessen Baumwipfel zur Nachtzeit der „Feuermann" schwebt und die Vorüberziehenden schreckt. Unter den Kiefernbestän den, die kaum die natürliche Vegetation des Berges bilden dürften, finden sich prachtvoll gewachsene alte Bäume, namentlich am Südhange des Berges. Den Gipfel krönt ein kleines Schießhaus und ein verfallener Schießstand. Die Aussicht vom Schafberge ähnelt der vom Eisen berge, ist aber weitreichender, wenn auch nicht umfassend, denn der schöne Kiefernwald gestattet immer nur den Aus blick nach einer Seite. Am lieblichsten ist der Blick nach Süden von dem Wege, der auf der Baruther Seite am Waldrands entlang führt. Da liegt zu unseren Füßen das stattliche Kirchdorf Baruth mit dem Schloß, das neben Milkel die älteste noch erhaltene Wasserburganlage der Oberlausitz darstellt. Am Horizont aber tauchen noch der Doppelgipfel des Löbauer Berges und des Kott- m a r auf, beide auch Vulkanberge. Auch der Schafberg und Baruth wurden in der Schlacht bei Bautzen in den Bereich der Kämpfe des Nvrdflügels gezogen. Der russische General Barclay de Tolly hatte, nachdem der von ihm artilleristisch stark be setzte Winömühlenhügel bei Gleina in den frühen Morgen stunden des 21. Mai 1813 endgültig an Ney verloren war, die Linie Preititz—Buchwalde besetzt. Indessen bedrohte Lauriston, der mit seinem Korps von Guttau her in zwei Kolonnen anmarschierte, Barclays rechte Flanke. So ging Barclay weiter bis auf Baruth—Schafberg zu rück. Lauriston stieß nach, und nach kurzem Gefecht, bei dem Baruth zum großen Teil in Flammen aufging, räumte Barclay auch diesen Ort und ging auf die starke Höhen stellung Bricßnitz—Rackel zurück. Lauriston folgte zu nächst, erhielt aber gegen 2 Uhr nachm. den Befehl Neys, auf Preititz zu marschiere», um dessen Besitz aus beiden Seiten mit wechselndem Erfolg schon längere Zeit heftig gekämpft wurde. Zum Schutze seiner Flanke ließ er eine Division zurück und trat so den Vormarsch auf Preititz an. Dadurch wurde aber sein ganzes Korps auf das Schlacht feld verzettelt und konnte entgegen dem Willen Napo leons keinen wirksamen Druck mehr auf die Rückzugs straße der Verbündeten nach Schlesien ausüben. Diese Vor gänge auf dem Nordflügel, die keinen einheitlichen Zug tragenden Kampfhandlungen Neys trugen dann im wesent lichen mit dazu bei, daß die Schlacht nicht so ausfiel, wie sie Napoleon angelegt hatte. Er gewann zwar die Schlacht, aber nicht den Krieg, denn die Verbündeten konn ten am Abend nahezu ungehindert den Rückzug nach Osten antreten. So hat uns diese Wanderung nach den beiden einzigen größeren Bulkanbergen der nördlichen Umgebung Bautzens, den bescheidenen Ausläufern des großartigen Vulkangebie tes der Süölausitz, einen Einblick in die Geschehnisse jenes ungeheuren Zeitraumes gegeben, in dem die heutigen Ober flächenformen unserer Oberlausitz im wesentlichen gebildet wurden und uns gleichzeitig die immer noch so verkannten Schönheiten des Tieflandes näher gebracht. Literatur: 1. Glocker, E. F. Geognost. Beschreib, ü. preutz. Ober lausitz, theilw. m. Berücks. d. süchs. Antheils. Görlitz 1857. S. 119—120. 2. Möhl, H. Die Basalte und Phonolithe Sachsens. Nova acta Leop.-Carol. Bd. XXXVI. 1873-74. S. 93. 3. Blatt Baruth — Neudorf der Geol. Karte von Sachsen. Leipzig 1893. Erläut. S. 18—19. 4. März, Chr. Berg und Tal der Heimat. Löbau 1908. S. 58—64. 2. Ausl. 3. Aufl. bearb. von S. W. Lehmann. Löbau 1929. 5. Lehmann, M. Führer durch die Oberlansitz und das nördliche Böhmen. Bautzen (Bautzener Tageblatt) 1926. S. 120—130. Der Fischreiher und seine Oberlausitzer Brulkolonie bei Weißkollm Ai i t einer statistischen Aufstellung der Brutpaare im Jahre 1929 Von G. Liebmann-Bautzen Wenn sich die Mauersegler vom Jnsektenfang von den Herdeteichen in die umliegenden Ortschaften zurückziehen und die Rohrdommeln ihren dumpfen, zauberhaften Balz ruf ausstoßen, die Nachtschwalbe unruhig über das junge Kiefernholz torkelt, wenn sich die Abenddämmerung un merklich zur Nacht verwandelt, dann steigen die grauen Fischer, die Reiher, aus den Teichen hoch und fliegen lang sam über den Kiefernforst ihren Schlafbäumen zu. Wenn dann die grauen Reiher langsam im Gesichtsfeld des Jagd glases vorüberziehen und rings umher die Teichvogelwelt still wird, dann wird einem die Größe der Tragik klar, die in der völligen Ausrottung des Reihers läge, mit dem als einem der schönsten Naturdenkmäler der Heideniederung ein tiefer landschaftlicher Reiz unserer Teiche verschwände. — Die Frage, warum man verschiedentlich so erpicht auf die völlige Ausrottung des Fischreihers hinarbeitet, ist lei der allzu leicht aus der Tatsache zu erklären, daß die Existenzberechtigung vieler Tiere bei uns fast ausnahms los von der Willkür des Menschen abhängig ist und von diesem ohne Rücksicht auf die von der Natur gesetzte Lebensberechtigung kleinlich nach Nutzen und Schaden aus kalkuliert, verändert bzw. heradorsetzt wird und dabei keine tierischen Rechte geltend macht.