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Görlitz. Jos. Sylvester S ch r a m m e k-Görlitz, der Kalt nadel- und Aquatinta-Blätter schickte, legt in dem „Kirch berg" kompositorisch und technisch sein Bestes vor. Dora K o l i s ch - Görlitz ist mit zwei sehr feinen Glasdrucken und Federzeichnungen wieder sehr gut vertreten. Bern hard Gas de- (farbige Federzeichnungen) und Alois Ko sch-Görlitz geben wiederum Proben ihres starken Ge staltungswillens, Marianne G r o ß e r t - Penzig und Artur B r a ck i - Breslau reihen sich hier au. Aus der Reihe der bekannten auswärtigen Mitglieder der Lausitzer Künstler-Vereinigungen hat sich ebenfalls eine ganze Anzahl an der Graphik-Schau beteiligt. Von Georg Neugebauer sieht man diesmal mehrere Aquarelle von sehr farbiger Haltung. Karl R. Haeser bietet Zeichnungen mit lustigen Vorwürfen, die ob ihres Reichtums an Tönen allgemein gefallen. Siegfried B e r n d t gibt neben Holzschnitten zwei farbige Zeichnungen ganz eigenen Stils, während von Konstantin Franz das Aquarell „Hafen von Neapel" als farbig sehr reiche Studie auffällt. Karl Sinkwitz erscheint mit zwei sehr feinen Pastell-Landschaften, Paul Sinkwitz mit Holzschnitten in der ihm eigenen, von Illustrationen her bekannten Art. Jos. Ed. Ta mm er sandte eine ganze Folge von Radie rungen und Kaltnadelarbeiten, die ihn entschieden auf einem vielversprechenden Wege zeigen. Verbunden ist mit der Schau eine Sonder-Ausstellung: „Der zeitgenössische Kupferstich", welche zum ersten Male in diesem Umfange zeigt, was die Kupfer stecher auf ihrem Gebiet schaffen, nachdem die allgemeine Entwicklung der Kunst auch der Grabstichelarbeit wieder stärkere Beachtung hat zuteil werden lassen. Die hier aus gestellten Arbeiten, unter denen die einer Gruppe Görlitzer Künstler (Johannes Wüsten, Josef Bankay, Lotte Wegeleben) einen geachteten Platz beanspruchen dürfen, zeigen, wie um neue, heutigem Kunstwollen gemäße Aus drucksmöglichkeiten in der alten, als eigengesetzliche Kunst übung lange vergessenen Technik des Kupferstichs ge rungen wird. Endlich enthält die Ausstellung auch noch einige kunstgewerbliche Arbeiten, geschliffene Gläser von Josef Bankay, Medaillen und Plaketten von Hanns P e t s ch k e und Mosaik-Arbeiten in Emaille von Th. S. Wüsten- Berlin. Hans Mehner. Die Lausche Aus ihrer Literatur, Geschichte, ihren Fremdenbüchern und ihre Rundsicht Von Richard Mättig (Fortsetzung — Anmerkungen) Innerhalb der gesamten — also sächsischen und preu ßischen — Oberlausitz hat allerdings nicht die Lausche, son dern — bei 1122 Meter Höhe — die Tafelfichte den Ruhm, die höchste Erhebung zu sein. Weiter seien nachträglich noch einige, mir erst nach Fer tigstellung der Arbeit zu Augen gekommene ältere, wie auch noch einige neuere literarische Notizen angeführt. Eine kurze Bemerkung über die Lausche befindet sich noch in der „Erdbeschreibung der Markgrafthümer Ober- und Niederlausitz, von Karl August Engelhardt, Dresden 1800", Seite 43) die Oberlausitzer Kirchengalerie 1830, Lieferung 6, Seite 17, Parochie Waltersdorf, erzählt ebenfalls von ihr und besagt u. a., daß der Besuch des Berges sich sehr gehoben hätte, verweist aber im übrigen auf die Panoramen von Gruß und von Bernewitz mit den Schnellschen Angaben. Eine noch ansprechendere Darstellung des immer mehr aufgesuchten Berges bringt I. August Köhler in seinem 1855 in Bautzen erschienenen Büchlein: „Bilder aus der Oberlausitz". Es heißt dort auf Seite 19 ff.: „Nach kleinem stundenlangen Marsche von Jons dorf her befinden wir uns im Angesichte der steil sich erhebenden Lausche, einem mächtigen Phonolithgange, der den umliegenden Sandstein durchbrach und sich zu einer Höhe von 2421 Fuß über dem Meeresspiegel erhob, um den Riesen des sächsischen Lausitzgebirges zu bilden. Nicht gezagt, wenn wir vom obern Kretscham in Waltersdorf die Kuppe ersteigen, die aus einer Höhe von 1200 Fuß uns den Willkomm winkt. Oben nehmen uns einfache, aber gastliche Häuser auf, und Harfen musik oder Gcigeuklang schallt uns zur schönen Pfingst- zeit entgegen. Hoch hebt sich die Brust, wenn ich der Hellen Sommernächte gedenke, die der Aufenthalt auf dem Gipfel der Lausche mir noch herrlicher gemacht, über uns spannt sich der Himmel mit seinen Sternen, und tief unten in den Thälern schimmert das Licht aus den Wohnungen der Menschen. Hier oben auf dem Berge durchjubelt der Wanderer die Nacht, bis endlich im Osten sich der Himmel röthet, da wird es still und leises Flüstern hört man, oder den Athemzug seiner nächsten Nachbarn, und: „Des Himmels Pforten thun sich auf im Morgen Und hoch erröthend tritt noch halb verborgen Aurora in die uachtbeöeckte Welt, Die noch der Schlaf in seinen Armen hält. Gleich Fackeln flammt's an Bergeshöh'n empor, Der Himmel schwimmt in einem Feuerregen, Und wie ein wunderreiches Meteor Tritt bald die Sonne auf die Bahn, voll Segen." Im frischen Morgenglanze deckt sich nach und nach die Landschaft auf. Wir sehen des benachbarten Böhmens waldbekränzte Berge, wir sehen das weite Quader sandsteingebiet bis über die Wogen der Elbe, den schönen Gebirgskrauz vom Jeschken bis an den Winter berg, und in der Ferne tauchen andere Höhen auf, fremden Formationen gehörig. O dürfte ich den Leser weit über die Grenzen führen, über die Grenze des kaiserlichen Königreichs, das selbst einen Thcil des Lauschegipfels umfaßt: wie wollte ich auch im Nachbar lande schöne Thäler zeigen und schroffe Felsen mit ver fallenen Ritterburgen." — Nun folgen einige botanische Angaben, und dann heißt es weiter: „Am Fuße der Lausche sehen wir Waltersdorfs Sand steinbrüche, von deren Felswänden uns ein paradie sischer Blick auf das tiefer liegende Thal den Abschied erschwert. Wir suchen an den Blöcken des neptunischcn Gesteins nicht vergeblich nach den Denkmünzen frühe rer Erdgeschichte. Zahlreiche Muschelabdrttcke und zylin drische Sandsteinbildungen, die gleich den Einschlüssen von Kohlenresten deutliche Spüren eines vorweltlichen Lebens sind, erwecken in dem Forscher einen ähnlichen Schauer wie die Bronzegeräthe, welche man aus den Trümmern Pompejis gräbt. (Erst vor einigen Jahren fand ein Großschönauer Herr — Nr. 718 wohnhaft — einige bedeutende Muschelabdrücke.) Nach Westen setzt sich die Lausche in hohem Kamme fort, und unten im Thale liegt das böhmische Dorf Grund. Sehnsüchtig schauen wir auf zu dem südlichen Waldgebirge, zu dem