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Gberlausitzor Hsimatzeitung Är. 18 287 Was uns im 16. Jahrhundert von der Massenei erzählt wird Auf Grund von Nachforschungen im Hauptstaatsarchiv berichtet von Siegfried Störzner, Dresden Eine der ältesten und umfangreichsten Urkunden über das große Walögebiet der Massenet ist der vom Jahre 1686 stammende Bericht des kurfürstlichen Schössers zu Stolpen, Matthes Richter. In ihm werden uns inter essante Aufschlüsse über die erste Geschichte unserer Heimat, über Mühlen, Wiesen, Gehölze, Fischwässer, wiiste Güter, Zinsen, wehrfähige Mannschaften u. a. m. gegeben. (Haupt staatsarchiv zu Dresden, Loeat 7370.) Es soll nun heute aus diesem vergilbten Folianten das berichtet werden, was darin über unsere Massenei nicdergeschrieben ist. Was zunächst den Namen des Waldes anbelangt, der im Volksmunde bekanntlich „die Ma st je" heißt, so ist auffällig, daß in ein und demselben von der Hand eines Schreibers verfaßten Berichte der Forst uns als Maßeney und Maßaney, aber auch als Waßaney und Maßen«) entgegentritt. Man gab damals wohl nicht allzu viel auf die genaue Bezeichnung des Namens. Auch die Orte sind in der Urkunde verschieden geschrieben. So treten uns die unsere Massenei begrenzenden Dörfer in den fol genden Schreibweisen entgegen: Gros Nüersdvrff, Grvßenrüersdvrsf, Klein Rüersdorff, Wallrode, Arnßdorff, Sellstad, Seligstadt, Sehlichstadt, Hartte, Horte, Horta, Hortta, Harttau, Brettuigk, Brettenigk, Schmicdefelöt, Franckenthall, Radebcrgk, die Ambts Stadt. Der Sitz des Oberförsters, der Revierverwal tung, war Seligstadt. Seine Dorfschaft zahlte damals 25 wehrhafte Mannen. 1588 bekleidete Heinrich Kühne den Posten eines „Oberförsters zur Sellstadt". Seine „iuspec- tion" umfaßte vor allem die Massenei, ferner die Selig städter Folge und den Schmiedefelder Gerichtsbusch. Ober forst- uud Wtldmeister war Hans Nebur von Metzenhofen. Die Jagd stand ausschließlich dem Lanöesherrn zu. In dem Stolpener Schösserberichte werden uns zahl reiche Bauern der Großröhrsdorfer Pflege genannt, die mit ihren Feldern und Wiesen an das große kurfürstliche Jagd- und Waldgebiet rainten. Interessant ist, daß die meisten dieser Namen heute nach 350 Jahren noch in unserer Heimat vorkommen, ein Beweis für die Boden ständigkeit der Bevölkerung. Es werden in der Urkunde n. a. anfgeführt: Schöne, Philipp, Hörnig, Günther, Eisold, Walther, Haufe, Weber, Berthold, Müller, Schütze, Brückner. Die „Mnstje" war ursprünglich Eigentum der Meiß ner Bischöfe gewesen. Wir finden sie daher schon in den ältesten Zinsregistern des Meißner Dvmstiftes vom 13. Jahrhundert genannt. Es ist dies vielleicht überhaupt die erste urkundliche Benennung dieses Waldgebietes, das einst einen viel größeren Umfang hatte als heute und gleich der ganzen Bischofswerda—Stolpen—Gödaer Pflege vom ersten urkundlichen Auftreten Anno 1218 b e z. 1222 bis zum Weihnachtsabend 1558 im Be sitz der Meißner Bischöfe war, um dann in das Eigentum des Kurfürsten überzugehen. Ihm hatte die bekannte Car- loivitz—Hangwitzsche Fehde einen hochwillkommenen Vor wand gegeben, sich des bischöflichen Besitzes und besonders der großen Wälder mit einem Scheine des Rechts zu be mächtigen. An die Massenei grenzte nach Großharthau zu ein größeres Gehölz, das Ficht igk genannt, vor dem Hauptwalde an der Borngasse gelegen. Hier hatte Doktor Andreas Pauli „uff Hortte", dem der Forst gehörte, das Jagdrecht. Er war Kurfürstlicher Geheimer Kammerrat und war mit einem Pferde zu Ritterdiensten verpflichtet. Die Burgkhardter Brücke schied Massenei, Großharthauer und Schmiedefelder Fluren. Bei Schmiedefeld befanden sich zwei Gehölze, die einst zum Gericht gehört hatten. Es waren Amtsgehölze, die der Kurfürst seinem Lakai Hans Lorenz überlassen hatte, die aber nach dessen Tode wieder zum Amt geschlagen wor den waren und nun vom Seligstädter Oberförster mit be treut wurden. Der Stolpener Schösser berichtet hierüber in seinem Amtsbuche von Anno 1586: „Die zwey stücklein holtzes, so zum Gerichte zu Schmicdefelöt gehörigk gewesen vnnd Hausen Lvrdsen dem Lakeyen aus gnaden geeignet, seind zu dem Ambtsgehöltz geschlagen vnnd Anno 84 (1584) vorreinet worden, reinet das erste stück von den ge- richte hinauf und Blasius Bürgern, vf (auf) der nieder- seitten mit Thomas Großen vnnd hinden mit den Röderfloße (der durch Seligstadt fließenden Schwarzen Röder)." Die Massenet barg im 16. Jahrhunderte verschiedene Weiher und andere Fischwasser, die alle dem Amte unterstanden. So wird uns der „Maßaney teich" ge nannt, der damals gewöhnlich mit 12 Schock Setzlingen be setzt wurde. An Bächen und Fischwassern, „die vor unsers guedigsten Herrn hvfshaltung gebraucht werden", sind im Amtsbuche genannt: „Der eine Uffer in die Steinbach hinter der Maßeney, Der eine Uffer in der Kleinen Röder an der Maßeney. (Es ist dies der jetzt Schwarze Röder genannte Onellsluß, der zwischen Franken thal, Haus walde, Rosenthal entspringt, die Ostgrenze der Massenei bildet, Seligstadt, Arnsdorf und Kleinwolmsdorf durchfließt und sich dann in Rade berg mit der von Großröhrsdorf kommenden Röder vereint.) Weiter: „Der Kolzsche oder Kalthe Fluß in der Wa- ßaney, Der faule b a ch mitten in der Maßeney" (Er ver einigt sich mit der sagenreichen Steinbach, die dann zwischen Äleinröhrsdorf und Wallroda in die Röder fließt. „Die Faulbach" und „die Steenbach" sind noch heute wohlbekannt.) Von den genannten Büchen heißt es 1586: „In diesen! vier Wassern in und an der Masseney ist nichts zu verhegen (Fischzucht!), da sie außer dem Kal ten Fluß im Sommer gar austrocknen. Und ist seit Menschengedenken kein Nutz daraus genommen worden . . ." Über die Rainung der Masseney und über die Namen der angrenzenden Grundstücksbesitzer, Bauern und Aöelsherrcn, gibt uns Aufschluß ein „Vor- zeichnüs des Ambts Stolpenn Gehölze vnnd Grenzen, ivie dieselbe uff churfürstliche Comißion durch Hansen Chri stoffen von Bernstein zum Bortten (bei Lockwitz), Christofs von Regenspurgk, Jägermeister, vnnd Matthes Richtern, Ambtsschößer uffm Stolpenn, mit den anrührenden Nacht barn von Adel vnnd Bauern bezogen, die altten mahlen (Grenzzeichen) vorneuertt, vermahlett vnnd vorsteinert worden .... Geben die woche nach Aegidy 1560 . . . Vnnd war irrigk vnnd unvorglichen, ist auch darneben vorzeichnet, aber hernacher Anno 1577 richtig! gemacht worden . . . ."