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Berste (Bürste), Blabbergraben, Dahme. In die Dvber mündet die Schräke und das Schuhefließ, in die Berste (auch Goile gen.) die Adda, in die Dahme der Mohaide- graben, das Nottefließ und Nitzitza, außer den Gewässern mit neueren Namen. — Bau der rechten Seite münden in die Spree die schwarze Schöps, die Malxe, verschiedene „Fließe", z. V. das Nessener, Oelsa-, Löcknitz-Fließ, die Stienitz, die Wühle (ehedem Pfuhle), die Pauke oder Pankow. Von diesen Namen sind eine Anzahl aus anderen Gegenden als wendisch bekannt, z. B. Dobra (Eichenbach, nach Hey), Oelsa (Erlenbach), Goile (Haidebach), Woderitz (-Oderwitz, von altslam vydreti, heraus-, ausreißen), andre tragen den Stempel wendischer Herkunft in Lautbestand und Endung deutlich an sich: Kischowka, Ritzitza, Stienitz, Löcknitz. Ebendies gilt von den meisten Namen der Spree arme im Spreewalde. Ebenso sicher sind andre Namen deutsch. So ist die Rotte, Zufluß der Dahme, ohne Zweifel verwandt mit der Notinua (in Erft, Rhein), der mehrfach vorkommenden Nuthe (Nebenfluß 1. der Elbe, 2. der Havel, 3. der Hahle, Ruhme, Leine), der Nothe (in die Weser). Der Beweis wird dadurch geliefert, daß auch die zur Havel fließende Nuthe nach Berghaus unter dem Namen Rotte erscheint. Das daneben urkundlich vor kommende Nudow zeigt, wie die Slaven sich den Namen mundgerecht machten. Lohmeyer erschließt für diese Namen (zu denen sich auch Nieda, Nidda, Niethen ? stellen) ein Stammwort nata, ertönen, rauschen. Eine Nied ist Zufluß der lothringischen Saar: merkwürdigerweise hieß nun frü her ein Teil der Nuthe, nämlich der aus dem Gröbener See heraustretende Arm (später Jüttkendorfer Fließ) ur sprünglich Saara. Saar ist aber unzweifelhaft germa nisch: es gehört zu sar, sarati, eilen. Desgleichen ist ein alter, im vorigen Jahrhundert noch gebräuchlicher Name Saue überliefert (dazu Mark Sahnau bei Crimmitschau?). Auch Dahme ist wahrscheinlich germanisch: gleichnamige Gewässer finden sich noch in Holstein, Mecklenburg, Pom mern (zur Wurzel tham dunkel?). Ähnliche Bedeutung hätte Malxe, auch Mulke, worüber oben bei Mulde zu ver gleichen. Die Berste, Bürste (von den Slaven Goile ge nannt) nimmt nach Verghaus ihren Anfang in den tiefen Schluchten des östlichen Steilabfalls des Lausitzer Grenz walls mit mehreren Quellbächen, von denen zwei, die nach einem Laufe von kaum 400 Meter im Dorfe Gehren zu sammenkommen, bis dahin schon 8 Mühlen in Bewegung gesetzt haben. Es ist also im Oberlauf (der bei der Kürze dieser Flüsse für die Namengebung ausnahmsweise mit zu berücksichtigen ist), ein heftiges und starkfließendes Ge wässer, weshalb die Wurzel bhur, bhurati, sich heftig be wegen, zucken, wallen, vorliegen dürfte. Wenden wir »ns noch zu den benachbarten Fluß gebieten, die teilweise in das der Spree eingreifen und in grauer Vorzeit, da die Spree wohl noch einen unmittel baren Weg in die Elbe, ohne Vereinigung mit der Havel, fand, vielleicht mit ihr verschmolzen waren. In die schon besprochene Elster münden die Weiße Elster oder das Klosterwasser, das Schwarzwasser, die Sor- nowsche Elster (mit der Ramiza), die Pößnitz oder Pisnitz, die Kleine oder Wilde Elster (streckenweise auch Dober ge nannt, mit der Schake, auf der andern Seite die Pulsnitz und Röder. Hier ist mit einiger Sicherheit nur die Rüder den Germanen zuzuschreiben. Beachtenswerte alte Namen bietet dagegen das nördlich davon, zwischen Fläming und Havel, gelegene Gebiet. Dahme, Aar, Saare besprachen wir schon. Ein andrer Arm der Nuthe heißt die Kure, deren Namensvettern wir im Kaukasus und Vorderasien finden. Wo die Nuthe in ein breiteres Tal tritt, liegt die Stadt Zinna. Auch dieser altertümliche Name scheint ursprüng lich ein solcher eines Flusses zu sein, wenigstens hat auch die Oder einen Nebenfluß Zinna, eine Zenn fließt in die Negnitz: Senne, Unsinn (in die Innerste), Bersinna, Per- sante scheinen von demselben Stamm abgeleitet, dessen Be deutung allerdings noch nicht klar ist. Welche Mannig faltigkeit haben wir da für ein und denselben Fluß! Und alle tragen sie den gleichen altertümlichen Charakter: sie sind kurz und durch einfache Lautverbindung hergestellt. Den Namen der Plane, eines der Havel nach Norden zu fließenden Gewässers, näher auf seine Abkunft zu unter suchen, würde hier zu weit führen. Von Niemegk („Deut- schenhetm?") kommt der Plane die Adda zu, ein forellen führendes, also bewegtes Wasser (wohl von id, ad, schwel len, trotz einiger Schwierigkeit in der Lautverschiebung). Mit ihr vereinigt sich der Funöerbach, schon deshalb als nicht slavisch zu betrachten, weil das Slavische früher wenigstens kein F kannte: auch die Endung spricht da gegen. Urdeutsch ist der Name, den der Abfluß des Lehniner Klostersees führt, die Ernster, ohne Zweifel eine Ver wandte der Ems und Emme, jedenfalls zu einer Wurzel am, fließen, bewegen, die noch in unserm „emsig", „Ameise", „Imme" erhalten ist, zu stellen. Die Ihle hat ihre zahl reichen Namensvettern (Ihle, Jll, Jlach, Ehle, Iller, so wie Alape, Olpe, Elpe, Jlpe, Almeine, Jlmlnau, Alster, Alantia u. a.) auf germanischem Boden, die Wurzel ist al, il, eilen. Endlich zum Schluß dieses Abschnitts die Havel selbst, älter Habola, Havala, Obula, auch Albola und La- bvla, erklärt man am besten mit Zeuß'von hab, habe, alt- uord. Has, woraus Hafeu entstände». Ist die Form Albola gut bezeugt und mehr als ein Schreibfehler, so hätten wir für die Havel denselben Namen, den nach Diodor der Tiber strom bei Rom tu früheren Zeiten getragen haben soll. Be merkt werden mag aber, daß das Landvolk auch Hagel sagt. Nach allem jetzt Vorgetragenen ist von vornherein auch für den bedeutenden Spreefluß nsicht slavische Ableitung wahrscheinlich. Trotzdem mag zunächst noch ein Wort über die Etymologie Mahns, Srjpawa, Srpaiva - Sorbenfluß gesagt werden, da sich eine Autorität wie Egli (Nomina geographica) für ihre Annahme entschieden hat. Gegen die Metathesis (die Umstellung) des r wäre nichts einzuwenden. Aber es ist kaum ein Beispiel beizubringen, daß in alter Zeit ein Fluß nach dem daran wohnenden Volke benannt worden wäre, so häufig grade das Gegenteil der Fall war (wie die Bulgaren nach der Wolga). Das einzige Beispiel des Jberus, der seinen Namen nach den Iberern haben soll, ist doch sehr unsicher,- die Iberer können ebenso gut nach ihm benannt sein: die Ableitung des Namens vom bas kischen ibaj, ibaja, Fluß, und erva, heftig, schaumvoll ist durchaus entsprechend. Was den Suevus und Guttalus be trifft, so halten wir diese schon nach der Form für will kürliche gelehrte Benennungen von Flüssen, die im Gebiet der betr. Völker, der Sueben und Goten, flössen. — Hieße die Spree nun aber wirklich Sorbenfluß, so müßte dieser Name von den benachbarten Deutschen erfunden worden sein,- denn daß ein Volk einen Fluß in seinem Gebiete nach sich sebst nennt, ist doch einfach unsinnig. Dann wäre der Name erst nach der Einwanderung der Slaven entstanden, also nach dem 6. Jahrhundert, und es müßte weiter an genommen werden, daß die neuen Einwohner des Landes den von ihnen Vorgefundenen und sicher doch zuerst ge brauchten älteren Namen (den mir dann nicht kennten) zu gnnsten eines für sie ganz abgeschmackten neuen aufgegeben hätten. Die „Svrbenfluß"-Theorie führt also zu den größ ten Unwahrscheinlichkeiten und Widersprüchen gegen die sonst beobachteten Gesetze der Flußnamenbildung. Wenden wir uns den deutschen Stämmen zu, aus denen der Name Spree erklärt werden könnte, so hat Carpzow zuerst an das Zeitwort sprewen, spröen, lat. spargere. gedacht, „wie man sagt, es spreuet oder es sprühet (sprühet), weil die Hauptquelle nicht wie andere stark