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Kelten und Germanen benannt sein kann. Die Weser sVisurgis, Wisuraha) wird meist den Deutschen überlassen, wo sie aber auch sehr verschiedene Erklärung als West fluß sFörstemann), Wiesenflutz (Müllenhoff) oder „glän zendes, schimmerndes Wasser" findet. Unzweifelhaft ger manisch ist die Elbe sAlbis, dem nordischen als, elf „Fluß" verwandt); hat der Slave doch einen besonderen Namen, Labe, für diesen Strom. Es gibt übrigens auch am Rhein einen Elbbach. Die keltische Erklärung der Weichsel sVistula, plattd. Wiessel) durch Mahn hat wenig Anklang gefunden; altpreußische und polnische Wortstämme sind herangezogen worden. Die deutschen Ableitungen legen ihr gleiche Bedeutung mit der Weser bei. Donau ist offen bar eine Weiterbildung von Don, das im Ossetischen und sonst schlechthin „Wasser" bedeutet. Oder ist ohne Zweifel mit dem skr. udra „Wasser" gleichzusetzen, aber in den sla- vischen Sprachen, die in Betracht kommen, heißt der ent sprechende Stamm durchgängig woda, so daß die Namens form ebenfalls über die Slaven hinaus in eine fernere Vorzeit weist. Das latein. Viados dafür paßt vortrefflich zu got. wato, Wasser. Überhaupt wird man die Namen auf er, also im Osten z. B. Bober, Elster, den Slaven mit gutem Rechte streitig machen; ihr überwiegendes Vorkom men im west- und süddeutschen Gebiet, wo nie Slaven saßen, weist von vornherein auf andern Ursprung. Man vergleiche Wupper, Embscher, Agger, Glotter, Lauter, We ser, Aller, Wipper, Ocker, Kocher, Iller, Jser, Tauber» Nidder, Eder, sowie auf ar Neckar, Isar. Ohne Zweifel bildet der Stamm ara den zweiten Bestandteil, wie er sich noch selbständig in Aar erhalten hat szu indog - ar trei ben, sich schnell bewegen). Mustern wir die ehemals sla- vischen Gebiete westlich der Saale und mittleren Elbe, so finden wir die Namen der kleineren Flüsse unzweifelhaft slavisch: Kirnitsch, Polenz, Sebnitz, Pricsnitz, Wesnitz, Biela, Müglitz, Weißeritz, Kemnitz, Triebisch, Mandan (?), Goile, Dobra, Döllnitz, Lößnitz, Pliesnitz, Tschirna, Lau- uitz, Hosnitz, Lansitz, Kremnitz, Oelsa, Buckau, Rietsche, Temnitz. Die Deutung findet man bei Hey, slavische Sied lungen im Königreich Sachsen. Die Pulsnitz heißt in der Nähe von Ortrant am Schraden auch Pulse, könnte also auch germanisch sein, ebenso wie einige andre sich zwar zwanglos aus polabischen Dialekten erklären, aber doch nicht sicher daher stammen, z. B. Pleiße, Parthe, Zschopau svielleicht - deutschem Schapbach), Schöps, Jahna, Wühle. Biel größere Schwierigkeiten bieten einige größere Zu flüsse der Elbe und Oder. Die Mulde war lange völlig rätselhaft; Lohmeyer hat die erste befriedigende Erklärung dafür aus dem Germanische« gegeben (-dnnkler Fluß, aus mel, mil - schwarz; die Mulde hat auch die Nebenform Milde; die altmärkische Biese hieß früher auch so). Ibn Jakub, der bekannte arabische Reisende des 10. Jahrhun derts in Deutschland, nennt sie M'ldawa. Daß die Elster nicht slavisch benannt ist, beweist schon der Umstand, daß die an der Weißen Elster wohnenden Wenden den Namen in ihre Sprache (Oelsnitz) übersetzt haben. Elster, wohl das selbe wie A l st e r sdie Hamburger und ein Nebenfluß der Jtz, die in den Main mündet), gehört dann zum Stamm al, eilen. Dazu stimmt, daß die sschwarze) Elster aus alten Karten vielfach als Ilster bezeichnet ist. Daß in deutschen Flußnamen ein bunter Wechsel des Ablauts stattfinöet, weist Lohmeyer ls. Anm. 3) nach, so daß auch Ulster (in Änm. 3: Th. Lohmeyers gründlichen Untersuchungen schließe ich mich in den meisten Punkten an. Sie sind ent halten in seinen Beiträgen zur Etymologie der Fluß- uamen, Göttingen 1881. Die Hauptgesetze der ältesten deut schen Berg- und Flußnamengebnng. Verhandlungen des Naturhist. Vereins von Rheinland und Westfalen, 61. Jahrg. — Neue Beiträge zur Etymologie der deutschen Flußnamen, in Herrigs Archiv, Vol. 70. —Vgl. dazu Köt- ting, Etymologische Studien über deutsche Flußnamen, Kreuznacher Progr. 1899, die Werra) ohne weiteres hierher gehört. Deutsch oder kel tisch ist die Eger (Agara) - Bergfluß, für die die Tschechen einen besonderen Namen haben, nämlich Cheb, das aller dings auch nicht ausgesprochen slavisch klingt, vorslavisch sicher die Flöha (nach Förstemann; zahlreiche griechische Namen zu Wurzel flö, fließen, bei Curtius, griech. Etymo logie S. 302), Striegis (Strugas, german. struk, strei chen, gleiten, und asa, Wasser), Saale, das gewöhnlich als Salzfluß aus dem Keltischen gedeutet wird, was Loh meyer wohl zu Unrecht anficht. Die Röder möchte ich zu den von Lohmeyer als Grundwort nachgewiesenen ahd. Hrad, rod, raüi, redi - schnell, kräftig, stellen, wovon Rezat, Rednitz u. a. Deutsche Erklärung finden auch Schnauder, Luppe, Parthe. Die Neiße wird gewöhnlich als Niede rungsfluß (Nissava) aus dem Slavischen gedeutet, doch spricht die Länge des Vokals dagegen, auch hieß ein ser bischer Orts Naissus, jetzt Nisch) danach, ehe jemand diesseits der Karpathen an die Slaven dachte. Ausgeprägte Nieöe- rungsflüsse sind auch die Reißen nicht. Bober wird ge wöhnlich mit Bieber zusammengebracht (aus bobr), dafür paßt aber Vobritsch besser (Nebenfl. der Mulde); die En dung von Bober weist, wie oben gesagt, auf germanische oder keltische Abknnft. Der Queiß, wie die Namen der meisten Nebenflüsse der Oder verraten durch ihre ganze Gestalt, ihren Lautbestand ihr hohes Alter (Netze, Warthe, Oppa, Obra, Zinna, Stober, Lohe, Deichsel, Ihne, Ohle, Plan). Auch bezüglich eines Teils der pommerschen Flüsse kommt Lohmeyer zu dem Schluß, öuß sie ihre Namen be reits vor den Slaven erhielten. Wenden wir uns nun den Nebenflüssen der Spree selbst zu. Gleich der erste bedeutendere Zufluß, das Löbauer Wasser, gibt mit seinem älteren Namen Lubota, Lobota (1241 Lubotna, 1288 Lubata, 1374 Lobote) viel zu denken. Er gehört zu einer ungeheuer verbreiteten Familie von Flnßnamen, die gemeinsam die Konsonanten L und p oder b haben, sich dagegen durch große Mannig faltigkeit des Selbstlautes, sowie der Endung unterschei den. Es finden sich Lippe, Leppe, Luppe, Lupnitz, Lüpnitz (ältere Formen Luppia, Lupentia), Lupbode, Lebe, Lieber, Labe, Liebsch, Laubsch, Lubis, Löbau, Lubas, Lebus, Laber (Labara), Luban, Liebusch, Löbsch, Liebitzsch u. a. Diese Namen sind durch ganz Deutschland, Österreich und Ruß land zerstreut. Sie scheinen allerdings auf slavischem Ge biete besonders heimisch zu sein, finden sich aber auch auf rein deutschem, z. B. Lippe, Laber (in die Altmühl und Donau), Leber (in den Rhein), Lübbeck am Wiesengebirge. Die Namen dieser Art fehlen dagegen in den romanischen Ländern (abgesehen von vereinzelten ähnlich klingenden Namen). Ist nnn in allen diesen Flußnamen ein und die selbe Wurzel vorhanden oder liegen zwei oder mehrere zu gründe? Diese schwierige philologische Frage können wir hier nicht entscheiden. Wahrscheinlich hatten die Slaven sich denselben indogermanischen Stamm mundgerecht ge macht. Da es in ihrem Gebiete sich zum großen Teil um Tieflandsgewässer mit geringem Gefälle, ja geradezu um stehende handelt, so dürfte der Stamm lib, bleiben, haften, kleben, am ehesten in Betracht kommen, lit. limpu, lipti. Möglich ist jedoch auch eine Ableitung von loh, der Laub wald, so daß loh-apa, luppa den Bach im Niederungslaub wald bedeutete. Bei Lobata weist die Ableitungssilbe ata auf germanischen Ursprung (vgl. Ful-ada - Fulda, Soest aus Sus-ata, Schwechat, Rezat). Wie wenig die Wenden die Namensform als ihnen zugehörig fühlten, beweist der Umstand, daß sie noch ihre Lieblingsendung owa anhäng ten; denn es findet sich urkundlich auch Lubetowa. — Einen scheinbar deutschen humoristisch klingenden Namen trägt das Flüßchen Seltenrein (bei Löbau), das aber einen Namensvetter in den Alpen hat, ivo die deutsche Bedeu tung keineswegs passen dürfte. Nebenflüsse der Spree von links außerhalb Sachsens sind: Kischorvka oder Kischolka, Dober oder Dobra,