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den Westwarenen besiegt hatten, so ist zu vermuten, daß die Sorben zwischen 595 und 630, vermutlich zum ersteren Zeitpunkt, zunächst unter fränkischer Hoheit bis an die Saale vorgedrungen sind, nachdem sie im Verein mit ande ren slawischen Stämmen etwa zur selben Zeit wie die Alpenslawen, also im letzten Drittel des 6. Jahrhunderts, bis an die Elbe herangekommen waren. Die historischen Nachrichten, die freilich karg, aber ein deutig sind, die Pflanzengeographie, die Sprachforschung, wozu in Bälde ohne Zweifel noch die im Aufstieg befind liche Vorgeschichte kommen wird, ermöglichen demnach eine ziemlich genaue Zeitbestimmung der slawischen Einwande rung in Ostdeutschland. Es ist in jüngster Zeit dem Ver fasser *) gelungen, nachzuweisen, daß die Slawen in den Sudetenländern und Schlesien an mehreren Orten in ver schiedener Dichte Germanenreste angetroffen haben, die fähig waren, geographische Namen in weit größerer An zahl, als man bisher geglaubt hat, den Eindringlingen zu vermitteln. Namen wie Elbe, Oder, Spree, Havel, March, Waag, Gran, Molda, Eger, Jser u. v. a., dazu Berg- und einzelne Ortsnamen, sind so den Slawen bekannt gewor den und haben sich in ihrer Sprache **), natürlich fortan unter Einwirkung der slawischen Lautgesetze, erhalten. An dem Aussehen dieser Namen erkennen wir, daß in den Sudetenländern die Übernahme erfolgt ist, bevor eine große Umwandlung der Mitlaute, die hochdeutsche Laut verschiebung einsetzte. Da diese in das Ende des 6. und 7. Jahrhunderts fällt, bietet uns die Sprachforschung eine willkommene Bestätigung der auf anderem Wege gewon nenen zeitlichen Festlegung der slawischen Einwanderung in die Sudetenländer. Es ist zu hoffen, daß die vereinten Anstrengungen der einzelnen Wissenszweige in absehbarer Zeit das Dunkel, das über die Schicksalsstunde Ostdeutsch lands gebreitet ist, lichten werden. *) In dem Buche „Zur Namenforschung und Sied lungsgeschichte in den Sudetenländern", Reichenberg i. B. (Verlag F. Krauss, 1923. **) Vgl. den Artikel „Alte deutsche und christliche Per sonennamen im Tschechischen" in den Blättern des Landes verbandes Sachsen im Verein für das Deutschtum im Ausland, Nr. 17, Seite 2. Das Hospital zum armen Lazarus in Reichenbach (O.-L.) Die Zeit der Errichtung des Hospitals zum armen Lazarus ist aus den vorhandenen Nachrichten nicht zu er mitteln, da die Urkunden aus früherer Zeit verloren ge gangen sind. Aus der Chronik des Bürgermeisters Richter, der dieselbe im Jahre 1867 verfaßt hat, steht urkundlich fest, daß dasselbe bereits im Jahre 1819 existiert hat. Denn als in dem eben gedachten Jahre die 7 Gebrüder von Gers- dorf sich in die Güter ihres im Jahre 1509 verstorbenen Vaters Christoph von Gersdvrf teilten und George von Gersdorf Reichenbach bekam, erhielt sein Bruder Hans das Gut Buchwalde und das Lehn über das Hospital zu Reichenbach. Von dieser Zeit au geriet das Hospital immer mehr und mehr in Verfall, die Gebäude gingen ein, für die dazu gehörigen Felder wurde nichts getan, die Gelder gelangten nicht au die eigentlichen Armen, weil der drei Meilen entfernte Lehmherr sich nicht um dasselbe küm merte. Als sodann im Jahre 1581 Hans von Warnsdorf Reichenbach erworben hatte, nahm er sich des Hospitals an, traf Einrichtungen, welche sich der damalige Besitzer von Bnchwalde, Christoph von Gersdorf, nicht gefallen ließ und schloß endlich unterm 18. November 1586 mit dem letzteren ein Abkommen, nach welchem dieser gegen ein Abfindungs quantum von 500 Talern „alle Herrlichkeit, so er an Hospi tal und Stiftung gehabt, und wie die von seinem Vor haben an ihn kommen und gefallen, und Er und dieselben von Alters und bis auf jetzo in Brauch gehabt, neben allen Zugehörigen an Furwerg (Vorwerk), Hölzern, Aeckern, Untertanen, Zinsen, Diensten, Gerichten, Fischereien und Anderen" dem Herrn von Warnsdorf abtrat. Durch den, im Auftrage des Kaisers Rudolf II. und Namens des Landvogts Hans von Schleinitz von dem Amtshauptmann Hiob von Salza unterm 18. November 1581 erteilten Lehn brief ist den Besitzern des jetzigen Majorats Ober-Reichen- bach mit Stadt Reichenbach „das Hospital und Stiftung" verliehen worden, um es „zu haben, zu genießen, und zu gebrauchen und damit ihres Gefallens zu tun und zu las sen". Auch der letzte ausführliche Erbbrief über das Ma jorat Reichenbach vom 14. Dezember 1791, der die Grund lage der späteren Besitznrkunden bildet, reicht ausdrücklich „das ganze Hospital-Lehn", wie es seither besessen worden. Als Hans von Warnsdorf in den Besitz des Hospitals gelangt war, nahm er sich desselben sorgfältig an, setzte zwei Vorsteher, Zacharias Bischoff und Kasper Donath, über dasselbe ein und baute ein neues Wohnhaus für die Armen, welches zugleich eine Kapelle zum Gottesdienste enthielt. Weil die Äcker des Hospitals und die dazu gehörigen Grundstücke in der schlechtesten Beschaffenheit waren, faßte er den Entschluß, alle Grundstücke davon zu veräußern und in bares Geld zu verwandeln, wozu Kaiser Rudolf II. die Genehmigung erteilte. Dem Hospital gehörte das Gut Siebenhufen bei Ebers bach, welches aber nicht mehr als jährlich 19 Thaler 66 Kreuzer eintrug. Dieses wurde au den Landesältesten von Salza auf Ebersbach und Groß-Krauscha für 600 Thaler verkauft. Dieser Kaus wurde am 25. November 1608 in Prag konfirmiert. — Von den zum Hospitale gehörigen Äckern kaufte Hans von Warnsdorf selbst ein Stück für 234 Mark 14 Kgrl. zur Vergrößerung des von ihm von der Stadt abgetretenen Spittelteiches. Die KommUn kaufte verschiedene von Gersdorf zu gelegene Äcker zur Ver größerung ihres Hutes für 16 Mark jährliche Zinsen und ein Einsiedlertuch (vermutlich ein graues Tuch zur Be kleidung für die Armen), sodaß noch gegenwärtig — ein schließlich des Geldbetrags für das Einstedlertuch — jähr lich 15 Thaler 16 Sgr. 8 Pf. unter dem Namen „Hospttal- Acker- und Viehweideztns" an das Hospital zu entrichten sind, wozu die einzelnen Grundbesitzer 11 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf. aufbringen und die Kämmereikasse 4 Thlr. 9 Sgr. 2 Pf. hinzu zahlt. (Urkunde vom 17. Mat 1591.) Mehrere Äcker lagen auf der anderen Seite der Stadt, nach Btesig zu, welche ebenfalls verkauft wurden, z. B. kaufte der Stadtrichter Hans Bahr ein Stück für 100 Mark, Hans Möller ein Stück für 60 Mark, Christoph Winkler den Garten und die alte Hofstätte für 100 Mark, der Ober pfarrer George Carpus ein Stück für 50 Mark, welches noch heute zur Oberpfarre gehört. Eine daselbst befindliche große Wiese, noch gegenwärtig unter dem Namen „die Spittelwiese" bekannt, kaufte Herr von Warnsdorf und schlug sie zu seinem Gute Mengels- dors. Der dem Hospitale gehörige Teil von Nosenhain wurde 1608 an Abraham von Metzrad auf Oppeln für 344 Mark 27 gr. 3 pf. verkauft. Ein Stück Wald vertauschte die Herrschaft gegen ein anderes. Der Wald aber wurde zu Bedürfnissen des Hospitals verbraucht. Auf diese Weise wurde trotz des Baues und anderer Einrichtungen schon 1610 ein Vermögen von 3028 Mark zusammengebracht. Das 1687 erbaute Hospitalwohnhaus brannte schon am 11. September 1670 wieder ab, wurde aber nachher wieder aufgebaut und mit einem Türmchen versehen. Der große Brand am 29. November 1799 verwandelte auch dieses wie der in Asche, und nunmehr wurde das gegenwärtige Haus erbaut, welches 1850 erweitert wurde, um die bis dahin in