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Gderlaufltzer Helmatzettrmg -Nr. i Weniger erstaunt war die Mutter. ! „Woas, 's Sonntchzeug host o schonn wieder zerrvssn?" „Nee, zerrössn hoach nischtl" „Ja, meinesnee, woas hostn do gflickt?" „Ann Mötz." „Ann Mötz?" „Nu, do Hosts doa, Koarl," mischte sich der Kürschner meister ins Gespräch, „a kömmt merr abn doa a d' Quar. Host derr no een machn wolln, Reinhard? Woarscht mit menner nö zofriedn? „Oh ju, die gfill merr abn su gutt, doaßch ammo sahn wollt, obchs o su brett!" Fröhliches Gelächter ertönte aus vielen Kehlen. Dann endlich sagte der Zimmermeister. „Aber, Reinhard, die feine Mötz, die derr Ruperch gestern gbrocht Hot, mechtch doa o garn amo sahn. Wöllst sö mär nö ötze zeign?" „Die — die hoach doa drubn." „Ös doas ann Antwurt? Glei siehst ond hulstse ronner Wieder dauerte es ziemlich lange, bis der Mützen besitzer sein Kleinod brachte. Ungeduldig riß ihm der Wirt das, was er in der Hand hatte, weg, um im Hellen Licht ganz entgeistert darauf nieöerzuschauen. „Doas hoichte do — doas ös die neue Mötz?" Was konnte der unglückliche kleine Kürschner anderes tun, als es zu bestätigen? Es fiel eben noch kein Meister vom Himmel, auch damals nicht, darum nickte er nur stumm und wortlos. So sorgsam er auch versuchte, beim Wiederzusammennähen des im Erkundigungstrieb mit Hilfe von Großmutters Schere zerlegten Kopfschutzes auf den bewunderten Spuren des Herrn Sonne zu wandeln, so wenig war es gelungen. Rund und lang, breit und schmal, hoch und niedrig, dick und dünn, war heute das, was gestern noch den Ruhm für sich in Anspruch nahm, eine bildschöne, funkelnagelneue Pudelmütze zu sein. Nicht einmal die Tatsache, daß der schwarze Zwirn bei nahe für das Oberteil gelangt hatte, und nur das seidene Futter mit den weißen Fäden verarbeitet war, wirkte ver söhnend. Und der Vater holte aus — und der Sohn wich — und der echte Kürschnermeister, dem die Lachtränen nur so über das gutmütige Gesicht kollerten, stellte sich schützend da zwischen. „Koarl, du tustn nischt! Du läßt die aüsgstanne Angst gnung Strof förrn sein. Üch versprech derrsch, a kriggt ganz ömsonst ann neue, groad sitt schiene wie die — 'ch meen, wie se gestern woar —Er lachte wieder, indem er auf das sonderbare Ding auf dem Tische blickte. „Ond wenn a will, koan a mit zuguckn komm, wennch se mach. Die hoichte aber, die gibbst merr zonn Oadenkn, die ös a grisser Lob förr müch, oas derr Meestrbrief!" Und so geschah es denn auch. Das allerdings die neu gespendete Pudelmütze, solange sie neu war, vom Vater hinter Schloß und Riegel gehalten wurde und nur bei sonn täglichen Gelegenheiten Reinhards hübschen Kopf schmückte, wird niemand wunder nehmen. Eher vielleicht die Tatsache, daß der wißbegierige junge Mann später kein Kürschner wurde. Trotz Meister Sonnes freundlicher Erklärungen ging er der Mützenmacherei in Zukunft weit aus dem Wege. Sie hatte seinem Selbstvertrauen einen zu groben Stoß versetzt. Wichtige Änderungen an Neujahrslagen Von Arthnr Grünewald. Daß das 1871 neugeschaffene Münz-, Maß- und Gewichtssystem des Deutschen Reiches der da maligen Zeit nicht so einfach vorkam, geht schon aus den vielen „für alle Deutschen unentbehrlichen Rechenknechten und Meßknechten" hervor, die in jenen Tagen massenhaft verlangt wurden. Umständlich und mühevoll berechnet ein solches Handbüchlein altes Geld in neues. Bereits mit dem Neujahr 1872 waren Goldstücke zu 10 Mark (also 3)4 Thaler ober 5 Fl. 50 Kr.) und zu 20 Mk. lalso g,66 Thaler oder 11 Fl. 40 Kr.) im Umlauf befindlich, die in allen Tei len des Deutschen Reiches als gesetzliches Zahlungsmittel dienten und deren Annahme von niemand verweigert wer den durfte. Bei der Menge der vielerlei Münzsorten in den Ländern mag da manchem Kaufmanne, manchem „Land- wirthe" angst und bange geworden sein! Noch mehr Umwälzung rief jedoch die ebenfalls neue „Maaß - und Gewichtsorünung" hervor. Mit Fuß, Elle, Morgen, Scheffel und Kannen war's aus. Jetzt gal ten die gesetzlich vorgeschriebenen metrischen „Maaße". Zur schnellen Einprägung derselben gab es aber wiederum Hil fen in den wertvollen „Rechenknechten", so daß die Handels frau nur aufzuschlagen brauchte und schon stand das Neue da! Lustiger aber als diese trockenen Tabellen klangen die von findigen Köpfen geschaffenen „Memorirverse" „zur Einprägung der neuen Maaß- und Gewichtsordnung". 1. Längenmaaße. Des Maaßes Einheit giebt uns ab das Meter oder deutsch: der Stab. Ein Hundertstel des Meter heißt ein Centtmeter, daß üu's weißt! Ein Tausendstel an und für sich heißt Millimeter oder Strich. Zehn Meter bilden — o wie nett! — das Dekameter (deutsch: die Kett'),' willst du ein Kilometer Han, mit tausend Metern ist's gethan. 2. Flächenmaaße. Das Meter, insofern's quadrat'sch, mißt flächlich jeder Kladderadatsch. Ouadrat'scher Meter hundert sind ein Ar —, das ist doch deutlich, Kind? Grad' hundert Ar sind ein Hektar — ich denk, das ist dem Dümmsten klar. 3. Körpermaaße. Das Meter, wenn es cubisch ' ckßt, was körperlich zu messen ist. Ein Tausendstel davon — denk an! — heißt Liter oder einfach Kann'! Ein halbes Liter heißt schlechthin ein Schoppen — 's ist nicht viel darin. Brauchst, Söhnlein, einen Scheffel du, der Liter fünfzig nimm dazu, doch hundert bilden, merk dir das, ein Hektoliter oder Faß. 4. Gewichte. Gewichtes Einheit bildet am bequemsten wohl das Kilogramm. In tausend Theil theilst du's mit Wonn', ein Gramm ist jeder Theil davon. Aufs Dekagramm fauch Neuloth) gehn — merk dir's genau — der Gramme zehn. Jedoch ein Decigramm benams' den zehnten Teil du eines Gramms. Centi- und Milligramm, o Sohn, was das ist, sagt der Name schon. Jetzt sag' ich dir noch kurz und rund, ein halbes Kilogramm heißt Pfund. Ein Centner wird, wie allbekannt, die Summ' von hundert Pfund genannt. Zweitausend Pfund sind eine Tonn' — nun geh'! Du weißt genug davon. (Norddeutscher Historienkalender für 1873.)