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szenerie ergeben mit dem Tannenberg im Hintergrund. Aber auch das Waldinnere offenbart uns seine Reize. Unter dem dichten Grün der Buchen breitet sich feinblättriges Waldgräs aus oder Blatt- und Strauchwerk umgibt die silbrigen Stämme. Üppig gedeiht der Waldmeister. Da schimmert uns plötzlich eine große Fläche von blauvioletter, fast weißlicher Farbe entgegen. Schauen wir aufwärts, schauen wir die Berglehne abwärts, überall setzen sich tau send und abertausend gleicher Blüten zn einem wunder baren Teppich zusammen. Wir sind „in der Mondviole", jener Pflanze, die nur auf feuchtem Boden und an schat tigen Stellen gedeiht und deren Lebensbedingungen die fruchtbare Basalterde erleichtert. Wir bemerken einen süß lichen Duft, der den Blüten entströmt. Die Pflanze ist verwandt mit dem Silberblatt, das gern in Gärten ge zogen wird. Wohl mochten sich einige Teilnehmer die ein zelne Biole als eine besonders schöne Pflanze vorgestellt haben, das ist sie nicht, dafür ist die Wirkung der un geheuren Blütenmenge, beschattet vom Laubdach der hohen Buchen, großartig. Wir wandern im Walde dem obersten Teile des Dorfes Hasel zu. Ein letzter Anstieg ist noch zu bewältigen, und wir sind auf öem Kaltenberge. Während der Rast erklärt der Führer den Teilnehmern, die es wagen, den nicht ganz schwindelfreien Turm zu besteigen, die um fassende Aussicht, die deshalb besonders lohnend ist, weil der Kaltenberg als Eckpfeiler des Kreibitzer Gebirges hoch über der Senke des Elbsanüsteingebirges liegt. Der Ab stieg ist nicht ungefährlich, denn der steile Weg ist mit glatten Basaltsteinen gepflastert. Bald lassen wir Hasel links liegen und wandern auf herrlichen Wiesenwegen dem Brüderaltar zu, jener Stätte, an der zur Zeit der Refor mation die Katholiken in aller Heimlichkeit ihre Andachten verrichteten. Nun ist es nicht mehr weit nach Böhm.-Kam- nitz. Am Schützenhaus schauen wir rückwärts) da ragen zivei spitze Felsuadeln zum Himmel. Nicht mit Unrecht führen sie den Namen Nolde, d. h. Nadel. Im „Stern" zu Böhm.-Kamnitz sind wir gut aufgehoben, bis uns der Zug 19,13 Uhr wieder nach Rumburg oder Warnsdorf zurück bringt. Von hier wanderte nun jeder Teilnehmer, zufrie den über das Erlebte und reich an neuen Eindrücken, dem Heimatdorfe zu. — Die Führung lag in den Händen der Herren Lehrer I. Richter und O. Hentschel. I. R. Nierich, E. Der ValtenLerg und seine Sagen. Bischofs werda 1929. 48 S. und ein Titelbild. Verl, von Fried rich May G. m. b. H. Preis 0,76 RM. Fast alle unsere Oberlausitzer Berge besitzen, soweit sie auf ihrem Gipfel ein Gasthaus tragen und viel aus gesucht werden, ein „Bergbüchlein", so der Kottmar, die Lausche, der Czorneboh u. a. Nur der Valtenberg besaß keines mehr, seitdem das von 's Dr. Pilk herausgegebene Heftchen „Der Valtenberg und seine Sagen" vergriffen war. Nun hat es E. N i e r i ch - Neukirch unternommen, in memoriam Dr. Pilks ein solches neu heraus zugeben und im Berlage des „Sächsischen Erzählers" von Friedrich May G. m. b. H. in Bischofswerda erscheinen zu lassen, der schon das Valtenbergbuch von Dr. Pilk verlegt hatte. Es ist nicht leicht, ein solches Vergbüchlein zu schrei ben, das alles Wissenswerte über den betr. Berg vermit teln soll, wenn man nicht geeignete Mitarbeiter dazu heran zieht oder ein reiches Quellenmaterial benutzt. Der Verfasser möchte Geologe, Botaniker, Zoologe, Vorgeschicht ler, Archivhistoriker und Volkskundler in einer Person sein, will er alles einwandfrei schildern. Den größten Teil des vorliegenden Buches nehmen die Sagen ein, an denen der Berg ja überaus reich ist, während seine e rdg e s ch i chf l i ch e Entwickelung im Gegensatz zur Flora und Fauna recht kurz weggekom men ist. Daß der Lausitzer Granit aus dem Devon stammen soll, ist wohl nur ein Schreibfehler. Aus dem Devon, in dem die Oberlausitz Festland war, besitzen wir wenigstens auf sächsischem Boden keinerlei Reste. Schon die Tatsache, daß die in der ersten Periode der nachfolgenden Karbon zeit abgelagerten kulmischen Grauwacken von unten her durch den Granit kontaktrnetamorphisch verändert sind, läßt darauf schließen, daß der Granit erst emporgedrungen sein kann, nachdem diese längst festgeworden waren. Hier mit hängt auch die Entstehung der gelegentlich der Ge schichte des alten Bergbaues im Hohwaldgebiete erwähn ten alten „Walenzeichen" zusammen. Diese sonderbaren Vertiefungen auf den Granitfelsblöcken rühren sicher, wie auch anderwärts im Granitgebiet, nur von Auswitte rungen fremder im Granit eingeschmolzen gewesener Ge steinsteile her, wahrscheinlich Grauwacke. Die im Hoh waldgebiete aufgefundenen drei Steinbeile sind nicht stein-, sondern eisenzeitlicher Herkunft, also jünger. Dann er fahren wir viel von dem alten Bergbau namentlich auf Gold, der hier eine große Rolle spielte und daher auch recht eingehend geschildert wird. Ihm verdankt sicher ein großer Teil der Bergsagen seine Entstehung. Auch die floristischen Verhältnisse des Berges werden ge stützt auf das „Verzeichnis mehr oder weniger seltener Pflanzen des Valtenberges", von Michael Rostock s1889) beschrieben. Noch manche Seltenheit bergen die Wäl der des Hohwaldes, darunter den sonderbaren Aronstab, die Einbeere u. a., während die gelbe Anemone und die Mistel verschwunden sind. Dann folgt ein bunter Strauß von 32 Sagen des Hoh- waldgebietes und seiner unmittelbaren Umgebung. Schade, daß hier wie auch bei den andern Abschnitten fast jeder Quellennachweis fehlt. Vielleicht ist bei einer Neuauf lage Gelegenheit, dies nachzuholen. Alles in allem, das Erscheinen des Valtenbergbüch- leins, insbesondere die Sammlung aller auffindbaren Valtenbergsagen, ist freudig zu begrüßen, füllt es doch eine schon lange fühlbar gewesene Lücke aus. Der Verlag hat für gute Ausstattung in Papier und Druck gesorgt. Das Buch wird sicher dazu beitragen, öem Berge neue Freunde zuzuführen und die alten noch mehr an sich zu fesseln. Hans Naumann. ANein HermatSort Von waldigen Bergen umgeben, von Feldern und Auen umsäumt, Vereinzelt die Häuser, die Höfe am Bächlein, das plät schert und schäumt: Es ist mein Heimatdörfchen, mein stiller, mein lieblicher Ort. Mags schöner sein oft in der Fremde: für dich schlägt mein Herz immer fort. Wie lieblich schallet im Maien des Kuckucks Ruf durch das Tal! Wie zieht über wogende Felder die Lerche mit schmettern dem Schall! Wie tönet der Kinder Jauchzen am Sommerabend so hell! Wie grüßet uns schon aus der Ferne der treuen Hunde Gebell! Wie freundlich nicket das Kirchlein, der Glockenturm uns zu! Wie feierlich mahnet die Glocke am Abend uns zur Ruh! Dort oben, auf sandigem Hügel, von Cedern und Linden bewacht, All unsere Lieben schlafen die lange Friedhofsnacht. Drum lieb ich die Heimat von Herzen, die Menschen, die Berge, das Land. Trennt uns auch so manches im Leben — uns alle um schlingt doch ein Band: Das ist die Heimaterde, mein Dörfchen, mein traulicher Ort! Wär tausendmal schöner die Fremde: für dich schlägt mein Herz immer fort! G. Bayn.